Radevormwald Ausstellung in Abwesenheit des Künstlers eröffnet

Radevormwald · Zur gestrigen Ausstellungseröffnung des Neusser Künstlers Kurt Albrecht in der Dorfkirche Remlingrade mussten seine 16 vielfältigen Werke, zwischen klassischen Landschaften und abstrakt geometrischer Kompositionen, für sich selbst sprechen. Der 92-Jährige blieb erkrankt seiner Ausstellung fern.

 Gabriele Bundrock-Hell (links) und Pfarrerin Maria Kluge betrachten eines der Werke von Kurt Albrecht, der krankheitsbedingt nicht nach Remligrade kommen konnte.

Gabriele Bundrock-Hell (links) und Pfarrerin Maria Kluge betrachten eines der Werke von Kurt Albrecht, der krankheitsbedingt nicht nach Remligrade kommen konnte.

Foto: Jumo

"Wir sind ein bisschen melancholisch heute", sagte Pfarrerin Maria Kluge gestern nach dem Gottesdienst, als noch einige wenige Besucher zur Vernissage vor Ort in der kleinen historischen Kirche am Ortseingang von Remlingrade beisammenblieben. "Unser Künstler liegt krank zu Hause und konnte heute leider nicht kommen." Schade.

Hätten sich doch sicherlich die Besucher gerne auf ein tiefgründiges Gespräch mit dem seit über sieben Jahrzehnten Freischaffenden Künstlern gewünscht. Denn seine Werke deuten auf ein sehr bewegtes und spannendes Leben hin, auf das seine Laudatorin und Wegbegleiterin, Gabriele Bundrock-Hill, Dozentin an der Neusser Kunstschule, in ihrer Ansprache zur Eröffnung nur punktuell verweisen konnte.

Vor über neun Jahrzehnten wurde Albrecht in Franzburg (Mecklenburg-Vorpommern) geboren, lebte lange Zeit auf der Ostseeinsel Hiddensee, ehe er 1953 als Flüchtling nach Westdeutschland kam. Von seiner Zeit auf der Insel hat sich Albrecht künstlerisch inspirieren lassen, wie seine Strand- und Meeresbilder zeigen.

Eine scheinbare Idylle, die Fragen aufwerfen. Ein klassisches Landschaftsbild mit cremefarbigen Hügeln, im Hintergrund in Blautönen das Meer: ein einsamer Strand auf den ersten Blick. Auf dem zweiten Blick allerdings entdeckt der Betrachter eine Komponente, die Fragen aufwirft: ein umgekippter Stuhl.

"Eine direkt formulierte Symbolik", nennt es Bundrock-Hill, die in dem Bild einen toten Strand erkennt, in Abwesenheit von Menschen, eine Schönheit in gefährdeter Kulisse.

Überhaupt spielt Albrecht gerne mit Gegenpolen, fusioniert Leben und Tod in einem Bild, stellt Bedeutungen einfach auf den Kopf, so wie ein umgekehrter Regenbogen. "Rückblickend auf den Erfahrungsschatz seines eigenen Lebens, möchte Kurt Albrecht in seiner klar formulierten Farben- und Formensprache nachhaltig begreiflich machen, dass Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges immer zusammengehören und wie sehr 'das Jetzt entscheidend ist für den Umgang mit dem Morgen'", zitierte die Dozentin den abwesenden Künstler.

Auch seine abstrakten Werke, bestehend aus geometrischen Formen und knalligen Farben, sind ansprechend und bergen ebenfalls, wie das Leben selbst, eine tiefere Bedeutung hinter seiner bunten aber augenscheinlich strukturierten Oberfläche.

(sig)
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