Radevormwald Beifall, Gänsehaut und feuchte Augen

Radevormwald · Mit einem emotionalen Konzert verließ am Samstagabend der Radevormwalder Männerchor nach 66 Jahren Aktivität die große Bühne. Diese reichte einst europaweit und führte letztlich auch bis in die Herzen zahlreicher Zuhörer.

 Der letzte Auftritt: In der evangelisch-lutherischen Kirche an der Burgstraße gab der Radevormwalder Männerchor sein letztes Konzert.

Der letzte Auftritt: In der evangelisch-lutherischen Kirche an der Burgstraße gab der Radevormwalder Männerchor sein letztes Konzert.

Foto: Jürgen Moll

Das Eröffnungslied des Abschiedskonzertes des Radevormwalder Männerchor klang am Samstagabend in der evangelisch-lutherischen Kirche an der Burgstraße noch spannungsgeladen. Die Kirche war voll, das Augenmerk auf die Herrengruppe in blauen Sakkos gerichtet. "Herr, Deine Güte" von Grell und "Dona nobis pacem" von Poos hatte die große Chorgemeinschaft für den Start ihres endgültigen Abschieds von der Bühne ausgewählt.

Die gesanglich sehr anspruchsvollen Werke schienen die ersten Hürden eines sehr schweren Laufes zu sein. Doch dann war das Eis gebrochen, die vertraute Leichtigkeit des Chores war direkt zu spüren. "O Herr und Gott" von Bortnjanski und auch "Hymnus" von Mendelssohn-Bartholdy unterstrichen noch einmal, dass dieser Chor in seiner langen Laufbahn sechs Mal den "Titel" Meisterchor erwarb.

Präzise zeichneten sich die verschiedenen Stimmfarben, mischten sich zu hervorragenden Harmoniebilder und entführten die Zuhörer gekonnt in die Welt der gehobenen Klassik. "Viele Werke haben wir ja in unserem Repertoire. Doch gezielt mit den Proben für unser Abschiedskonzert hatten wir bereits im September begonnen", so der Vorsitzende Eberhard Wolf. Zusammen mit Chorleiter Rolf Lange hatten die 29 Sänger die Liederauswahl getroffen, die im ersten Teil des Konzertes geistliche Werke und im letzten Teil eher weltliche Werke bot. Mit diesem Rezept hatte der Chor über sechs Jahrzehnte zahlreiche Herzen berührt.

Häufig blickte der Männerchor auch über den Tellerrand deutscher Grenzen und erfreute auf den vielen Konzertreisen, darunter mehrfach nach Tallinn/Estland, mit schönen Konzerten. Uschi Mahler, stellvertretende Landrätin, lobte am Samstag den Chor für seinen großartigen Beitrag zum kulturellen Leben Radevormwald und dankte den Sängern dafür, ihren Gesang in die Welt hinaus getragen zu haben.

Die Sänger blieben am Samstag nicht alleine in ihrer Musikwelt. Die Konzertbesucher konnten auch die wunderbare Bassstimme von Hans Jörgens erleben und lauschten dem Duo Trompete (Daniel Falk) und der Orgel (Martin Scheibner). Die musikalischen Gäste bereicherten das Konzert, ließen dennoch dem Radevormwalder Männerchor genug Raum, ihren meisterlichen Gesang zu präsentieren. Chorleiter Rolf Lange war ganz in seinem Element. Hochkonzentriert gab er die Einsätze, ließ sich durch jeder gesungenen Liederzeile mitreißen. Seit genau 50 Jahren steht er vor Chören als Dirigent, seit zweieinhalb Jahren vor dem RMC. Eberhard Wolf zeichnete ihn dafür, vertretend für den Sängerbund Bergisch Land Remscheid, mit einer Ehrennadel und einer Urkunde aus. Weiter ehrte der Versitzende die Sänger Josef Gollbach und Rolf Lange für ihre 60-jährige Tätigkeit als Chorsänger. Albert Niessen, langjähriger Chorleiter des Radevormwalder Männerchors, beobachtete gerührt die Ehrungen aus der vordersten Reihe.

Mit verschiedenen "Abendliedern" wurde die letzte Szene dieses beeindruckende Konzert bestückt. "Abendlied", "Nächtliches Ständchen", "Schöne Nacht" und der "Abendfrieden" verdeutlichten noch einmal, dass nicht nur der Tag zu Ende ging, sondern mit ihm auch eine ganze Ära. "Guten Abend, gute Nacht" war dann die Zugabe des Abschiedskonzertes. Riesiger Beifall, Gänsehaut und feuchte Augen war der Dank an einen großartigen Chor, der nun abtrat.

(sig)
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