Radevormwald Betrüger bringt Frau um Glück, Geld und Gesundheit

Radevormwald · An ihrem Geburtstag lernte eine damals 42-Jährige einen Mann kennen, in den sie sich Hals über Kopf verliebte. Der Gleichaltrige, der sich ihr als Musiker und "Großer der Branche" vorstellte, gut befreundet mit Rock-Stars wie Udo Lindenberg oder Peter Maffay, eroberte ihr Herz im Sturm.

Schon wenige Wochen nach dem Kennenlernen im Frühjahr 2011 war sie bereit, ihm 15.000 Euro zu leihen, die er angeblich für die Finanzierung seines Tonstudios brauchte, da er gerade finanziell in der Klemme stecke. Weitere zinslose Privatdarlehen folgten - mal zur Begleichung von Rechnungen nach angeblichen Krankenhaus-Aufenthalten wegen diverser Herzinfarkte, mal ging's um Geld für ein Auto oder um Kosten durch Auflösung einer Band. Auch für die vermeintlich geplante Ausrichtung eines Benefizkonzertes für ihren schwerkranken Bruder zahlte die Raderin gutgläubig mehrere tausend Euro an ihren Liebhaber, dem sie immer noch vertraute, obwohl entgegen den Vereinbarungen keine Rückzahlung früherer Darlehen erfolgte.

Als der Frau drei Jahre später klar wurde, dass ihre große Liebe sie nur ausgenommen hatte, war sie um mehr als 90.000 Euro ärmer. Alles, was sie als kaufmännische Angestellte mit Fleiß über viele Jahre hinweg erarbeitet und auf die hohe Kante gelegt hatte, hatte der Geliebte, ein verheirateter Mann, verprasst. Und er hatte sie selbst in die Verschuldung getrieben, denn als ihr Erspartes aufgebraucht war, hatte sie Kredite bei Banken aufgenommen, um den immer neuen Wünschen des Mannes nach mehr Geld nachkommen zu können. Krank war sie auch geworden, denn ihr Liebhaber hatte sie mit einer nicht heilbaren und hoch infektiösen Geschlechtskrankheit angesteckt, von der er der Frau gegenüber kein Wort gesagt hatte.

Wegen Betruges in 25 Fällen - so viele "Leihgaben" hatte der heute 48-Jährige der Frau abgeschwätzt - und schwerer Körperverletzung musste sich der gelernte Metzger, der diesem Beruf allerdings nicht nachgeht, vor dem Amtsgericht Wipperfürth verantworten. Glück für ihn, dass sich das Schöffengericht auf Anregung des Verteidigers im Hauptverfahren auf ein Rechtsgespräch einigte und dabei zu einer Verständigung kam, die für den Angeklagten auf ein außergewöhnlich mildes Urteil hinauslief. Der Mann gestand die ihm zur Last gelegten Betrugs-Straftaten in vollem Umfang ein. Im Gegenzug wurde das Verfahren wegen der Körperverletzung durch ungeschützten Geschlechtsverkehr eingestellt. Wegen des mehrfachen Betruges kam der 48-Jährige trotz zahlreicher einschlägiger Vorstrafen mit einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren, ausgesetzt auf fünf Jahre zur Bewährung, davon. Die Auflage: Ab sofort muss er 800 Euro im Monat an die Radevormwalderin bezahlen und so den ihr entstandenen Schaden wiedergutmachen. Damit, dass er das aus dem Gefängnis heraus nicht gekonnt hätte, begründete das Gericht unter anderem die Bewährungsstrafe. Außerdem habe das Geständnis dazu beigetragen, der Frau, die als Nebenklägerin im Prozess auftrat, ein noch länger andauerndes und auch emotional hoch belastendes Verfahren zu ersparen. Er werde regelmäßig zahlen, beteuerte der Metzger und Musiker, der allerdings sein Einkommen mit nur 500 Euro monatlich angab. Aber seine Ehefrau, die ihm verziehen habe und über eigenes Einkommen verfüge, werde ihm das Geld schon geben. Zahlt er die monatlichen Raten nicht, wird die Bewährung widerrufen, und der 48-Jährige muss ins Gefängnis.

In diesem Fall wird die Radevormwalderin wohl nichts von ihrem Geld wiedersehen, obwohl sie auch den Zivilprozess in letzter Instanz gewonnen hat. Sicher verloren hat sie die Illusionen über eine große Liebe und den Traum vom gemeinsamen Leben, der für sie zum Alptraum wurde.

(bn)
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