Radevormwald Das ganze Jahr an Weihnachten denken

Radevormwald · Lothar Kirschsieper pflanzt seit 1978 Weihnachtsbäume an. Auf den Flächen in und um Jakobsholt pflegt er die Bäume mit seinem Team rund ums Jahr. Das trockene Frühjahr und die Hitze Anfang Juli machten den Bäumen zu schaffen.

 Lothar Kirschsieper aus Jakobsholt ist seit Jahrzehnten Weihnachtsbaum-Landwirt und hat Pflanzen auf mehr als 45 Hektar stehen. Immer wieder muss er über das Jahr die Bäume prüfen.

Lothar Kirschsieper aus Jakobsholt ist seit Jahrzehnten Weihnachtsbaum-Landwirt und hat Pflanzen auf mehr als 45 Hektar stehen. Immer wieder muss er über das Jahr die Bäume prüfen.

Foto: Hans Dörner (Archiv)

Nicht jeder hatte seine Freude an den hochsommerlichen Temperaturen in den vergangenen Wochen. Besonders Landwirte hätten dringend moderatere Temperaturen und deutlich mehr Regen für ihre Pflanzen benötigt. Der kam dann in der vorigen Woche.

Lothar Kirschsieper, der auf seinen rund 40 Hektar Grund in und um Jakobsholt seit 1978 Weihnachtsbäume anbaut, kennt die Probleme, die das Wetter mit sich bringen kann, nur zu gut. "Zwar war in diesem Jahr der Winter für die Pflanzen super, und wir hatten auch Glück, dass wir im Zeitraum der Eisheiligen keinen Spätfrost hatten, aber dann kam die Trockenheit, die viele Schäden verursacht hat", bedauert er.

Der 64-jährige bekennt zwar, dass er mit den Wetterproblemen rund um den Weihnachtsbaumanbau noch mit einem blauen Auge davon gekommen ist, dennoch hat er durch Hitze und Trockenheit einige Schäden an seinen Pflanzen zu beklagen. "Wir haben die neuen Pflanzen noch gut in den Boden bekommen, sie sind bis auf wenige Ausnahmen auch alle angegangen. Bis April war dann auch alles in Ordnung. Allerdings hatten die Jungpflanzen durch die Trockenheit weniger Zuwachs, als wir das normalerweise verzeichnen", sagt er. Dieser Schaden, der aktuell noch nicht bezifferbar ist, wird sich erst in den nächsten Jahren finanziell auswirken. "Die Bäume werden jetzt nur im unteren Segment dichter, weil sie nicht in die Höhe wachsen. Und dieses Segment wird in der Regel bei Weihnachtsbäumen wieder entfernt. Man kann sagen, dass uns bei diesen Bäumen ein Jahr verlorengegangen ist", lautet seine Bilanz.

Davon ausgehend, dass ein Weihnachtsbaum etwa sieben bis zehn Jahre braucht, bis er in vollem Glanz eines Tages im Wohnzimmer stehen wird, kann ein verlorenes Jahr wirtschaftlich bedeutsam sein. "So eine extreme Trockenperiode hatten wir lange nicht. Auch unser Grundwasserspiegel war noch nie so niedrig, wie aktuell", sagt der Landwirt. "Die Hitze zur Trockenheit hat bei einem Teil der Bäume die Nadeln verbrannt, da die Pflanzen extreme Sonneneinstrahlung einfach nicht vertragen können", erklärt Lothar Kirschsieper.

Er wünscht sich daher endlich einmal richtigen bergischen Landregen. "Was in den vorigen Tagen runterkam, reicht mal gerade für die ersten zehn Zentimeter im Boden. In tieferen Lagen fehlt die Feuchtigkeit nach wie vor. Gewitter mit Starkregen sind dabei kontraproduktiv. Wegen der bisher fehlenden Nässe konnten die Pflanzen bisher auch keine Nährstoffe aufnehmen. Wir haben zwar gedüngt, aber das hatte durch die Trockenheit überhaupt keine Wirkung", sagt Kirschsieper.

Aktuell stehen noch viele Pflegearbeiten an den rund 300 000 Bäumen in den Schonungen an. Diese sind sehr wichtig, um die hohe Qualität der späteren Weihnachtsbäume aufrechterhalten zu können. "Viele Weihnachtsbaumbetriebe haben gerade nach dem Sturm ,Kyrill' extrem viele Bäume neu angepflanzt. Diese Menge an Bäumen braucht aber auch viel Personal für die Pflege. Hat man dies nicht, leidet die Qualität der Ware, die schließlich beim Kunden landet", sagt der erfahrene Landwirt, der schon bei der Auswahl seiner Setzlinge auf gute, heimische Warte achtet. "Ich beziehe meine Jungpflanzen aus Halver. Mit dem dortigen Lieferanten haben wir seit Jahren gute Erfahrung gemacht. Warum sollten wir also in die Ferne schweifen?", fragt er.

Ab Oktober können die ersten Kunden bei einem Besuch auf dem Weihnachtsbaumhof schon einmal über die Flächen streifen und sich, nach Absprache mit dem Landwirt, "ihren" Weihnachtsbaum markieren. Der eigentliche Weihnachtsbaumverkauf beginnt dann in der Woche vor dem ersten Advent. "So können unsere Kunden ihre Bäume termingerecht zum ersten Advent auf dem Balkon aufstellen", erzählt Lothar Kirschsieper. "Ich freue mich, wenn die Leute das Brauchtum pflegen und an Weihnachten nicht nur wegen der freien Tage denken."

(gedi)
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