David Bosbach Das Wandern liegt total im Trend

Radevormwald · David Bosbach von "Das Bergische Wanderland" erklärt die Faszination des Wanderns und wo es sich im Bergischen schön wandern lässt.

 Wandern ist etwas für alle Generationen.

Wandern ist etwas für alle Generationen.

Foto: Cora Berndt-Stühmer

"Das Wandern ist des Müllers Lust" - was ist das Besondere an einer schönen Wanderung?

Bosbach Mir fällt dazu immer der schöne Satz von Konfuzius ein: "Nur was du dir erwandert hast, das hast du wirklich gesehen." Denn genau so ist es auch: Bei einer schönen Wanderung erlebt man die Region ganz anders. Man erläuft sich damit die Landschaft und die Umgebung in genau dem Tempo, für das der Mensch ja gemacht ist. Das gilt ganz allgemein für Wanderungen.

Ist das Bergische Land ein Wanderland?

David Bosbach: Das Wandern liegt total im Trend
Foto: Cora Berndt-Stühmer

Bosbach Absolut! Das Bergische Land ist schon traditionell ein echtes Wanderland. Bereits seit über 100 Jahren kommen die Menschen in unsere Region - früher nannte man das Naherholung, heute heißt es Kurzurlaub. Einen unserer zertifizierten Fernwanderwege, den "Bergischen Weg", gibt es schon seit 100 Jahren - er ist nur von uns wieder in Wert gesetzt worden. Das Bergische Land verfügt über ein sehr umfangreiches Streckennetz. Von dem her ist es eine echte Wanderregion, die sich gerade wegen der Fernwanderwege in die "Bundesliga" der Wanderregionen gespielt hat.

Wie viele Kilometer gibt es im Wegenetz? Von wo bis wo reicht es?

Bosbach Das Bergische Wanderland reicht vom Baldeneysee in Essen bis zum Drachenfels in Königswinter. Da gibt es die beiden zertifizierten Fernwanderwege: Zum einen den Bergischen Weg mit einer Gesamtlänge von 258 Kilometern in 13 Etappen, zum anderen den Bergischen Panoramasteig, der eine Art Rundweg durch den Oberbergischen und Rheinisch-Bergischen Kreis ist und zwölf Etappen mit 244 Kilometern Gesamtlänge umfasst. Mit allen Zuwegen und den Bergischen Streifzügen betreuen wir vom Bergischen Wanderland rund 1000 Kilometer Wanderwege; in der gesamten Region und mit den Wegen des Sauerländischen Gebirgsvereins gibt es aber rund 4000 Kilometer.

Woher kommen die Menschen, um im Bergischen Land zu wandern?

Bosbach Die meisten Gäste kommen aus der Rheinschiene - Köln, Bonn, Düsseldorf, Troisdorf, Siegeburg - sowie dem Ruhrgebiet und dem Bergischen Städtedreieck. Viele Besucher kommen auch aus den Niederlanden und Belgien.

Wie gut ist Ihrer Meinung nach das Wegenetz ausgeschildert?

Bosbach Unsere Wege sind sehr gut ausgeschildert. Wir haben einen eigenen hauptberuflichen Wegemanager und ehrenamtliche Wegepaten, die die Wege zweimal pro Jahr abgehen und überprüfen. Dazu haben wir eine kostenfreie App vom Bergischen Wanderland - damit kann man sich die Wege ansehen, aber auch Fehler melden. Die schnellste Fehlerbehebung nach Eingang dauerte nur etwa 45 Minuten.

Was gehört für Sie zu einer gelungenen Wanderung dazu?

Bosbach Zu einer gelungenen Wanderung gehört eine gelungene, schöne Rast. Entweder indem man selbst ein Picknick mitnimmt oder indem man in eines der vielen Lokale an den Wegen einkehrt. Auch hier kann man über die App nachprüfen, ob der Betrieb auch tatsächlich geöffnet ist.

Gibt es beim Wandern auch so etwas wie Trends?

Bosbach Auf jeden Fall, da gibt es sogar ganz verschiedene Trends. Die Leute haben etwa sehr gerne Rundwanderwege, damit sie wieder zum Ausgangspunkt zurückkommen. Dann ist es im Trend, Fernwanderwege in Etappen abzulaufen, allerdings nicht am Stück, sondern immer wieder für zwei oder drei Tage. So kann man sich den Weg über die Zeit erschließen. Ein dritter Trend ist das Sportwandern, da steht ein wenig der Leistungsgedanke im Vordergrund.

Ist das Wandern selbst vielleicht auch so eine Art Trendsport geworden?

Bosbach Wandern generell liegt seit vielen Jahren total im Trend. Es hat schon lange nicht mehr den Muff von Knickerbocker & Co., sondern ganz viele junge Menschen wandern, um nach der anstrengenden Arbeitswoche einfach mal die Seele baumeln lassen zu können. Wandern als Entschleunigung ist ein echter Trendsport.

Ist es schwer, den Nachwuchs zum Wandern zu bewegen?

Bosbach Nein, denn dafür bieten sich gerade unsere 24 Themenwege der Bergischen Streifzüge an. Die widmen sich ganz verschiedenen Themen, etwa der "Mühlenweg" oder der "Energieweg". Vier dieser Wege haben wir mit der "Sendung mit der Maus" kindgerecht aufbereitet. Mit Geo-Caching kann man die Kinder auch motivieren.

Wie beliebt sind geführte Touren?

Bosbach Das ist ein beliebtes Thema. Vom 26. Mai bis 3. Juni findet in diesem Jahr die fünfte Bergische Wanderwoche mit fast 100 geführten Touren statt. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Im vergangenen Jahr hat die Wanderwoche über 1000 Menschen in die Region gelockt. Darüber hinaus bieten 70 Gästeführer ganzjährig Touren im Bergischen Land an. Hierzu gibt es eine eigene Broschüre und einen halbjährlich erscheinenden Ankündigungsflyer.

Was macht den Reiz einer Individualtour aus?

Bosbach Da geht es um die persönliche Zeit mit dem Partner oder Freunden draußen. Man bewegt sich, unterhält sich und ist in der schönen Natur unterwegs. Bei der geführten Wanderung wird einem die ganze Streckenplanung abgenommen. Individuell kann man sich natürlich auch selbst eine Tour mit unseren Karten zusammenstellen.

Was muss man beachten, wenn man eine größere Tagestour plant?

Bosbach Man sollte auf jeden Fall eine Wanderkarte mitnehmen und sich den Weg vorher ansehen. Auch ein Höhenprofil sollte man sich im Vorfeld erstellen. Wichtig ist auch, das richtige Schuhwerk anzuziehen und genügend Trinkwasser und Sonnenschutz mitzunehmen. Außerdem sollte man ein Lunchpaket packen oder sich darüber informieren, wo die Einkehrmöglichkeiten auf dem Weg liegen.

Und was bei einer mehrtägigen Wanderung?

Bosbach Das hält sich zumindest bei uns auch in Grenzen, denn wir bieten auf unseren Wanderwegen "Wandern ohne Gepäck" als Pauschalangebot an. Da wird auf Wunsch das Gepäck von Haus zu Haus transportiert, man wird mit Lunchpaketen versorgt und bekommt am Abend ein Abendessen.

Und was ist völlig überflüssiger Ballast?

Bosbach Das kommt natürlich auf die eigenen Vorlieben an. Wenn jemand eine riesige Kamera mitschleppen will, dann ist das natürlich in Ordnung. Der andere sagt aber, dass das Handy zum Fotografieren ausreichend ist. Was man hingegen einfach lassen sollte, ist, auf eigene Faust mit dem Zelt loszurennen - es ist ja kein Trecking, sondern immer noch Wandern. Pauschal kann man aber im Grunde nicht sagen, was völlig überflüssig ist.

DAS INTERVIEW FÜHRTE WOLFGANG WEITZDÖRFER

(RP)
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