Radevormwald Dhünn-Talsperre braucht mehr Wasser

Radevormwald · Die Große Dhünn-Talsperre ist trotz des Regens der vergangenen Tage nicht prall gefüllt. Die Wasserentnahme wurde daher vorsorglich um 20 Prozent reduziert. Zudem soll die Abgabe an die Dhünn anders geregelt werden. Die Trinkwasserversorgung ist nicht gefährdet.

Radevormwald: Dhünn-Talsperre braucht mehr Wasser
Foto: Jürgen Moll (Archiv)

Susanne Fischer ist in einer Zwickmühle. Als Privatperson wünscht sie sich natürlich einen Traum-Winter mit viel Sonnenschein, kühlen Temperaturen und möglichst ohne Regen. Als Sprecherin des Wupperverbandes muss sie allerdings anders denken: "Wir als Wupperverband würden uns über reichlich Regen und Schnee freuen", sagt Fischer. Denn die Große Dhünn-Talsperre, die Wermelskirchen und andere Städte im Bergischen mit Trinkwasser versorgt, braucht Wasser. Insgesamt fasst die Talsperre 81 Millionen Kubikmeter Wasser, trotz des Regens der vergangenen Tage ist sie allerdings nur zu etwa 40 Prozent gefüllt.

Ein Hauptgrund für den niedrigen Pegel: In den vergangenen Jahren gab es ein Missverhältnis zwischen der Niederschlagsmenge und der Wasserentnahme aus der Talsperre. "Es gab zwar keine extremen Trockenjahre, aber durchschnittlich zu wenig Regen", erläutert die Sprecherin. Was deutlich fehlte, waren sogenannte Winterhochwasser, also Tage mit sehr viel Regen innerhalb von kurzer Zeit. "Diese Ereignisse mit Regenmengen deutlich über dem Durchschnitt fehlten in den vergangenen Jahren", sagt Fischer.

Die Dhünn-Talsperre braucht also langfristig gesehen wieder mehr Wasser. Was tun? Der Wupperverband und die Wasserversorger (siehe Info-Box) haben sich darauf verständigt, bis auf Weiteres die Wasserentnahme aus der Talsperre zur Trinkwasseraufbereitung um 20 Prozent zu reduzieren. "Diese Entscheidung haben wir vorsorglich getroffen, da wir nicht wissen, wie sich im Winter die Situation entwickeln wird", betont Fischer. Die Wasserversorger schöpfen demnach aktuell nicht ihr vollständiges Kontingent aus. Laut Fischer können die Versorger dieses Defizit auffangen, indem sie das fehlende Wasser aus anderen Quellen beziehen. Die Sprecherin kann alle Hückeswagener beruhigen: "Die Trinkwasserversorgung ist definitiv nicht gefährdet. Es gibt noch ausreichend Wasser in der Talsperre." Sie versichert, dass die Situation im kommenden Jahr regelmäßig überprüft werde und bei Bedarf die Abgabemenge auch wieder geändert werden könne.

Ein zweites wichtiges Thema, mit dem sich der Wupperverband zurzeit befasst, ist die Wasserabgabe von der Talsperre in die Dhünn, die sogenannte Niedrigwasseraufhöhung. Bedeutet im Klartext: Von der Talsperre muss regelmäßig Wasser in die Dhünn abfließen, um dort den richtigen Wasserpegel zu gewährleisten. Ziel des Wupperverbands ist, diese Niedrigwasseraufhöhung anders zu regeln. "Wir denken, dass man diesen Prozess flexibler gestalten kann", meint Fischer. Womöglich könne man für die langfristige Sicherung der Talsperre die Abgabe anpassen, wobei sie aber betont: "Es wird auch in Zukunft Wasser an die Dhünn abgegeben."

Zurzeit gilt folgende Regelung: Als Referenzwert, wie viel Wasser aus der Talsperre abgegeben werden muss, gilt ein gemessener Pegel der Dhünn in Leverkusen. Dort sollen in Trockenzeiten 1000 Liter Wasser pro Sekunde fließen. Diese Regelung ist laut Fischer zurzeit noch "sehr fixiert". Vertreter des Wupperverbandes führen Gespräche mit Behörden, um womöglich eine Neuregelung zu erreichen. Der Wupperverband dokumentiert die Entwicklung der Niederschlagsmengen im Bergischen zwar über viele Jahre, es gebe auch Prognosen für die Zukunft. Aber: "Wir können Regen nicht bestellen. Wenn wir wüssten, dass ein Winter mit extrem viel Niederschlag vor uns liegt, müssten wir die Wasserabgabe nicht reduzieren", sagt Fischer.

(ser)
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