"Ein bisschen schade ist es schon, aber wir haben das lange genug gemacht. Jetzt ist Zeit für andere Dinge", sagt Ursula Schmitz. Sie war sogar schon vor ihrem Mann an der Tankstelle "zuhause". Denn 1967 zog sie mit ihren Eltern aus dem Ruhrgebiet nach Radevormwald, wo sie die Tankstelle übernahmen, die damals noch zu Shell gehörte. "Ich habe von Anfang an hier mitgearbeitet, und es hat mir immer viel Spaß gemacht. Ich sage immer gerne, dass ich jetzt mehr als 40 Jahre Lehrling bin. Erst bei meinen Eltern, dann bei meinem Ehemann", sagt Ursula Schmitz und lacht. Heinz Schmitz kam 1975 an die Tankstelle, um dort zu arbeiten. Zehn Jahre später übernahmen die beiden zusammen das Geschäft.

Die Eheleute spielten sich schnell ein und arbeiteten immer als gutes Team zusammen. Auch die schwierigen Zeiten meisterten sie gemeinsam. Der größte Tiefpunkt in ihrer Zeit als Tankstellenpächter war 1995, zehn Jahre nach der Übernahme. Damals sollte der Öltank "Brent Spar" des Shell-Konzerns in der Nordsee versenkt werden. Greenpeace-Aktivisten besetzten die Plattform, um sich gegen die Entsorgung von Industrieschrott in den Meeren zu wehren. Was gut für die Umwelt war, war schlecht für das Geschäft von Heinz und Ursula Schmitz. "Damals bekamen wir eine Bombendrohung. 14 Tage hatten wir die Polizei hier und durften unsere Tankstelle nicht betreiben. Man darf sich gar nicht vorstellen, was das für Verluste waren", erinnert sich Heinz Schmitz. Umso ärgerlicher sei das Ganze gewesen, da man in Rade niemals Benzin aus diesem Tank erhalten habe, sondern nur für den Namen "Shell" bestraft worden sei.

2002 folgte der Umstieg zum Westfalen-Konzern. Das lag allerdings daran, dass Shell wegen einer Fusion einige Tankstellen abgeben musste. "Ich bin sehr froh, dass wir damals wechseln konnten. Bei ,Westfalen' ist alles viel persönlicher", sagt Schmitz. Der Umstieg hatte aber auch eine negative Folge: Michael Schumacher kam nicht mehr zum Tanken. Der Anfang des Jahres schwer verunglückte Rekordweltmeister der Formel 1 kam früher immer mal wieder zum Tanken vorbei. "Seine Schwiegereltern wohnen in Halver, da fuhren er und seine Frau öfter mal hier durch", berichtet Ursula Schmitz. "Die beiden waren immer total nett und sind auch ganz normale Leute." Neben den Schumachers schätzen die Pächter auch ihre sonstigen Stammkunden sehr. Der Kontakt sei immer nett, und man könne sich auch mal etwas unterhalten. "Heute kommen die Kinder von denen, die damals mit mir Kind waren, zum Tanken und bringen sogar teilweise noch ihre Kinder mit. Das ist wirklich toll zu sehen", freut sich Ursula Schmitz.

Zum Abschluss von fast drei Jahrzehnten Tankstelle feiern die beiden am Samstag, 27. September, ein großes Fest, zu dem auch Polizist Harry aus der TV-Serie "Toto und Harry" erwartet wird. In Zukunft wird es Heinz und Ursula Schmitz nicht an Beschäftigung fehlen. "Wir nutzen die Freizeit, die wir jetzt endlich mal haben, um uns sozial zu engagieren. Außerdem rückt die Familie in den Vordergrund - und ein schöner Urlaub ist auch drin", sagt Schmitz.