Radevormwald "Digitalisierung ist wie ein Tsunami"

Radevormwald · Die bergische IHK lud zum ersten Kongress für digitale Wirtschaft ein. Er weckte großes Interesse.

Auch im Bergischen Städtedreieck sind die Protagonisten des digitalen Wandels schon vertreten. In einer Region, die vor allem von mittelständischen Industrie- und Handwerksbetrieben geprägt ist, gab es vor drei Jahren 2400 Unternehmen der digitalen Wirtschaft. "Und die Branche wächst ganz enorm - sie hat pro Jahr ein Wachstum von etwa acht Prozent", sagte Klaus Appelt, Leiter des Bereichs "Innovation und Umwelt" bei der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK).

Angesichts solcher Zahlen und vor dem Hintergrund des digitalen Wandels hat die IHK reagiert. Ende 2015 wurde der Arbeitskreis "Digitale Wirtschaft Bergisches Land" gegründet, dem 100 Mitglieder angehören. Etliche davon waren auch in der IHK-Zentrale in Wuppertal vertreten, als dort der erste Kongress der digitalen Wirtschaft stattfand. Die Nachfrage war größer als die Kapazitäten: 200 Gäste nahmen an der Veranstaltung teil. "Wir sind sehr beeindruckt von der Resonanz", sagte Appelt. Die Reaktion zeige, wie wichtig Themen wie Industrie 4.0, Big Data oder IT-Sicherheit seien.

Nach Angaben von Jörg Heynkes, IHK-Vizepräsident und Leiter des IHK-Arbeitskreises für die digitale Wirtschaft, ist etwa die Hälfte der Unternehmen in der Region auf den digitalen Wandel gut vorbereitet. "Die andere Hälfte ist noch im Tiefschlaf", sagte er. Dabei stehe die Gesellschaft und mit ihr auch die Wirtschaft vor einem grundlegenden Transformationsprozess - Heynkes spricht von einem "Tsunami".

Die Firmen müssten sich mit der technologischen Entwicklung auseinandersetzen und sich und ihr Geschäftsmodell fortwährend in Frage stellen, um in Zeiten des digitalen Wandels zu bestehen. Der Kongress in der IHK solle Unternehmen und Akteure der digitalen Wirtschaft zusammenbringen und Wege aufzeigen, wie kleine und mittelständische Betriebe digitale Herausforderungen meistern können.

Aus dem Leben eines digitalen Unternehmens gab Frank Thelen Auskunft. In seinem mit englischen Schlagwörtern gespickten Vortrag stellte der aus der Fernseh-Gründershow "Die Höhle der Löwen" bekannt gewordene Unternehmer das gesamte Wirtschaftssystem in Deutschland auf dem Prüfstand. Wenn es in Deutschland nicht schnell gelänge, sich auf die veränderten Wirtschaftsbedingungen im digitalen Zeitalter einzustellen, "dann sind wir bald ein Entwicklungsland".

Ansonsten malte Thelen das digitale Zeitalter aber in den hellsten Farben: Die Digitalisierung stelle den "mächtigsten und kostenfreien Werkzeugsatz in der Geschichte der Menschheit" zur Verfügung.

In seinem durchaus sehr ansteckenden Enthusiasmus für das Digitale verschwieg Frank Thelen freilich Schattenseiten wie den Datenmissbrauch, die Überwachung oder "Hate Speech" in den sozialen Netzwerken.

(RP)
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