Radevormwald DRK weist Vorwürfe der jungen Flüchtlinge zurück

Radevormwald · Rolf Braun, Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuz (DRK), bezog am Montag Stellung zur Besichtigung des Jugendhilfeausschusses in der Flüchtlingsunterkunft an der Telegrafenstraße. Bei der Besichtigung vor zwei Wochen hatten sich einige Bewohner über die Versorgungssituation und zu lange Wartezeiten bei der Vermittlung von Deutschkursen beschwert.

Dort betreut das DRK seit September männliche Jugendliche, die alleine nach Deutschland gekommen sind. Zwischen Einrichtungsleiterin Carina Kühr und einem der Bewohner gab es massive Konflikte, die zu der angespannten Stimmung führten. "Unsere Einrichtungsleiterin stand damals unter großem Druck. Deshalb konnte sie die Fragen des Ausschusses nicht zufriedenstellend beantworten", sagte Braun. "Dass die Jugendlichen ihre Grenzen ausloten und den Ausschuss genutzt haben, um sich zu beschweren, ist in Ordnung und ihr Recht. Allerdings hätte ich mir eine sachlichere Diskussion gewünscht. Dazu war die Situation zu angespannt", sagte Kühr.

Bürgermeister Johannes Mans hätte die Besichtigung durch den Jugendhilfeausschuss unter diesen Umständen nicht durchgeführt. "Wenn wir gewusst hätten, wie groß der Konflikt ist, wären wir an einem anderen Tag gekommen", sagte er. "Und zwar nicht, um etwas zu vertuschen, sondern, um die Unterkunft nicht verzerrt wahrzunehmen." Der Eindruck, den sich die Ausschussmitglieder machten, sei durch den Konflikt getrübt worden.

Die Zusammenarbeit von DRK und Stadt ist intensiviert worden. Die Pädagogen und Fachkräfte der Einrichtung arbeiten nach konkreten Bedarfsanalysen und dokumentieren die Entwicklungen der Bewohner detailliert. Volker Grossmann, Jugendamtsleiter, steht täglich mit der Einrichtung in Kontakt. "Wir entwickeln gemeinsam Lösungen für Probleme und Anforderungen der jungen Männer." Dass es in einer Unterkunft von traumatisierten Menschen zu Konflikten kommt, sei nicht zu verhindern. "Außerdem ist die Mitarbeit der Jugendlichen unerlässlich", betonte Mans. Braun wies die Vorwürfe einer unzureichenden Betreuung zurück. "Wir halten uns an den vorgegebenen Personalschlüssel. Meine Mitarbeiter können ihren Auftrag und die damit verbundenen Anforderungen erfüllen. Konflikte gehören trotzdem zum Tagesgeschäft." Die Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Deutschkursen oder Ausbildungen führt Braun auf politische Bestimmungen zurück. "Wir müssen uns im festgelegten Raum bewegen. Flüchtlinge aus sogenannten sicheren Herkunftsländern wie Afghanistan dürfen leider keinen Deutschkursus besuchen. Diese Lücken versuchen wir aber, durch ehrenamtliche Angebote zu schließen." Den Vorwurf über mangelnde Versorgung der Bewohner wies er ebenfalls zurück. "Es steht ein ausreichendes und ausgewogenes Essensangebot zur Verfügung."

(trei)
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