Radevormwald Ein Feilenhauer für neuen Kreisverkehr?

Radevormwald · Besucher des Heimatmuseums und BM-Leser kritisieren die Pläne, auf dem neuen Kreisel in der Innenstadt moderne Kunst zu platzieren. Lieber sollten die Bürger mitentscheiden. Vorschlag aus dem Heimatmuseum: ein Feilenhauer.

 Dieter und Elke Steinkamp sowie Karl-Heinz Feldhoff und Bernd Klüting (v.l.) in der Feilenhauer-Ecke im Heimatmuseum.

Dieter und Elke Steinkamp sowie Karl-Heinz Feldhoff und Bernd Klüting (v.l.) in der Feilenhauer-Ecke im Heimatmuseum.

Foto: joachim rüttgen

Nicht schon wieder moderne Kunst. Diese Aussage hören Elke und Dieter Steinkamp in diesen Tagen immer wieder von Besuchern des Heimatmuseums. "Die Menschen kritisieren die geplante künstlerische Gestaltung des neuen Kreisverkehrs in der Innenstadt. Sie wollen auf keinen Fall weitere Stelen, sondern ihre eigenen Ideen einbringen", sagt Elke Steinkamp. Niemand habe etwas gegen moderne Kunst, aber Rade habe bereits reichlich davon zu bieten. Und irgendwann müsse damit auch mal Schluss sein, gibt sie die Meinung einiger Besucher weiter.

Bis eine endgültige Lösung gefunden ist, soll eine wechselnde Fahnenausstellung auf dem Kreisverkehr installiert werden. Für eine endgültige Lösung stehen dann vier Vorschläge zur Auswahl: "Sechs Figuren aus Stahl" als Vorschlag der Stadt; "Rodung vor dem Walde" von Hans Göttker; "Florales" von Professor Will Sensen und "Ohne Titel" von Rita Rohlfing. Diese Werke sollen fünf Kunstexperten zu einer fachlichen Einschätzung vorgelegt werden: Klaus Küster (ehemaliger Leiter Städtische Galerie Remscheid), Jörg Jung (Galerist und Kunsthistoriker), Dr. Bettina Zeman (Clemens-Sels-Museum Neuss), Carmen Clement (Von-der- Heydt-Museum) und Eric Schönenberg (Vorsitzender Kunstverein Wuppertal). Deren Votum wird dem Fachausschuss vorgelegt. Die Politiker um den Vorsitzenden Dietmar Stark entscheiden, wie es weitergeht.

BM-Leserin Dagmar Montag hält dieses Vorgehen für völlig übertrieben und fordert mehr Bürgerbeteiligung. "Die Fachjury ist völlig maßlos, damit machen wir uns lächerlich, in anderen Städten werden Kreisel einfach gestaltet", sagt sie. Letztlich seien es die Bürger, die täglich an dem Kreisel vorbeigehen. Deshalb müssten sie auch mitentscheiden dürfen. "Diese Kunst polarisiert schon jetzt und sorgt für Reibung", sagt die BM-Leserin.

Deshalb greifen Elke und Dieter Steinkamp sowie Bernd Klüting vom Heimat- und Verkehrsverein (HVV) sowie Karl-Heinz Feldhoff den Wunsch der Bürger auf und schlagen einen Feilenhauer als prägendes Element auf dem neuen Kreisverkehr vor. Eine kleine Figur steht als Anschauungsobjekt in der Sammlung des Heimatmuseums und verweist auf die bedeutende Geschichte der Feilenhauerei für die Stadt. Das Kunstobjekt zeigt ein sogenanntes "Li'ewermängken" - also ein Liefermännchen - mit einer Mange, mit der früher die Rohlinge für die Feilen transportiert wurden. Die Figur müsste etwa 1,70 Meter hoch werden, "und soll zunächst auch nur mal als Idee in Erinnerung an die alte Handwerkskunst in die Diskussion eingebracht werden", sagt Elke Steinkamp.

HVV-Beisitzer Bernd Klüting ist der Bezug zu Vergangenheit und Gegenwart wichtig. Es komme auf die Darstellung an, "denn in Rade gab und gibt es ja auch noch andere Industriezweige", sagt er. Die Bürger sollten mitbestimmen können, weil sie sich auch mit dem Kunstwerk identifizieren müssten. Vielleicht könnten ja auch mehrere Exponate die Geschichte der Industrie in Rade dokumentieren. Klüting könnte sich Silhouetten verschiedener Industriezweige auf dem Kreisel vorstellen.

Karl-Heinz Feldhoff, letzter Geschäftsführer der 1857 gegründeten Feilenfabrik Frowein, verweist auf die große Bedeutung des Industriezweiges für die Bergstadt. "Einige Mitarbeiter der Firma machten sich im Laufe der Jahre selbstständig, so dass in der Folgezeit drei bedeutende Feilenfabriken in Rade entstanden", berichtet er. Hoch-Zeit war die Zeit um den Ersten Weltkrieg, da arbeiteten 400 bis 500 Menschen in der Feilenindustrie in Rade. "Und das bei höchstens 12.000 Einwohnern", sagt Klüting. Feldhoff erinnert an den Gründer der Firma Frowein, Gottlieb Frowein, der als junger Mann aus Remscheid nach Rade kam und in Leimhol mit der Feilenhauerei anfing.

(RP)
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