Radevormwald Ein neues Betriebsklima

Radevormwald · Zehn Tage nach Inkrafttreten des Rauchverbots in öffentlichen Gebäuden wird klar: Die Maßnahme bringt ganz unerwartete Vorteile mit sich. Sowohl im Rathaus als auch im Gymnasium ist die Stimmung gut.

Nun ist es schon der elfte Tag — und die Revolution ist bislang ausgeblieben. Rades öffentliche Gebäude sind seit dem Jahreswechsel rauchfrei. Das war für manchen Tabakfreund eine herbe Umstellung. So langsam aber wird deutlich, dass der schärfere Nichtraucherschutz auch ganz unerwartete Vorteile hat.

Zum Beispiel für Christoph Grimlowski: Der 48-Jährige arbeitet in der EDV-Abteilung der Stadtverwaltung. Er muss jetzt zum Rauchen raus — in die Ecke hinter dem Rathaus an der Hohenfuhrstraße. Die Raucher seien zwar "ein lustiges Völkchen", aber trotzdem: Es ist umständlich und zeitraubend, und deswegen bleibt manche Zigarette ungeraucht. "Das spart mir sicher ein Päckchen Tabak pro Woche", schätzt der Selbstdreher Grimlowski: "Und statt eine pro Stunde rauche ich jetzt eben nur noch drei pro Tag." Ausgesperrt fühlt er sich nicht, im Gegenteil: "Ich habe Verständnis für vernünftigen Nichtraucherschutz. Vielleicht waren viele Raucher vorher auch etwas intolerant. Ich will mich da gar nicht ausschließen." Ganz von der Kippe lassen will er dann aber doch nicht — zuhause wird weitergeraucht.

Manchmal mit Ironie

Das ist für Grimlowskis Chef auch gar kein Problem. Rades Bürgermeister Dr. Josef Korsten, nach eigener Auskunft "reiner Gelegenheitsraucher beim Skat oder nach leckerem Essen", hat schließlich nur dafür zu sorgen, dass seine Angestellten nicht am Arbeitsplatz schmauchen. Nach Korstens Bericht ist sogar in doppelter Hinsicht ein neues Betriebsklima im Rathaus eingezogen — ganz konkret mit weniger blauem Dunst, aber auch, was die Kommunikation angeht: "Draußen im Raucherbereich treffen sich Kollegen aus ganz verschiedenen Bereichen und unterhalten sich." Dabei sei die Stimmung durchweg gut, sagt der Bürgermeister: "Die meisten kommentieren das eher ironisch. Ich wurde schon gefragt, ob wir draußen nicht einen Kaffee-Automaten aufstellen können."

Kritik, Frust oder gar Beschwerden habe es weder vor dem Stichtag noch nachher gegeben. Korsten hat auch von Mitarbeitern gehört, die aus der Not eine Tugend machen wollen und das Rauchverbot für einen Versuch nutzen, vom Glimmstängel loszukommen. Was aus den guten Vorsätzen geworden ist, bleibt allerdings einstweilen unbekannt.

Keine negative Rückmeldung

Fast ein bisschen erstaunt klingt Achim Beyer, Schulleiter am Theodor-Heuss-Gymnasium. Dort ist zum Jahreswechsel die Raucherzone auf dem Außengelände weggefallen. Im Gebäude durfte schon seit dem Sommer nicht mehr gepafft werden. "Es läuft ganz hervorragend, so liebe ich das", sagt ein erfreuter Beyer, der immer schon Nichtraucher war. Weder von den gut 40 Kollegen noch von den fast 700 Schülern seien negative Rückmeldungen gekommen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort