Radevormwald "Eine Leitkultur im Land ist wichtig"

Radevormwald · Wolfgang Bosbach sprach am Samstag in der Martini-Gemeinde über die Bedeutung christlicher Werte. Diskutiert wurden in einer Fragerunde aber auch Themen wie Abtreibung und die Grenzen der Selbstbestimmung.

 Klare Worte, wie man sie von ihm kennt, bekamen die Zuhörer im Bürgerhaus auch dieses Mal von Wolfgang Bosbach MdB zu hören.

Klare Worte, wie man sie von ihm kennt, bekamen die Zuhörer im Bürgerhaus auch dieses Mal von Wolfgang Bosbach MdB zu hören.

Foto: Jürgen Moll

Wenn sich Wolfgang Bosbach ankündigt, füllt sich das Rader Bürgerhaus wie von selbst. Samstagnachmittag, als die lutherische Martini-Gemeinde zu einem Vortrag des CDU-Politikers einlud, kamen die Zuhörer nicht nur aus Radevormwald, sondern auch aus umliegenden Städten. Einem Mitglied des Deutschen Bundestages eine knappe Stunde zuzuhören, ohne dabei auf einen Bildschirm zu gucken, war für alle Grund genug, den Vortrag zum Thema "Christliche Werte in unchristlichen Zeiten" zu genießen.

Was Freiheit und Verantwortung in der heutigen Gesellschaft bedeutet und welche Rolle christliche Werte in der deutschen Politik spielen, erläuterte der Jurist anhand vieler Beispiele aus seinem Berufsalltag. "Unsere Gesellschaft hat in den letzten Jahrzehnten einen Wertewandel durchgemacht, das stimmt. In einer Demokratie zu leben, ist nicht selbstverständlich. Dass Deutschland eine Leitkultur einfordert, ist deswegen enorm wichtig", leitete Bosbach seinen Vortrag ein. Er nutzte die Redezeit, um das Zusammenspiel von Glaube und Gesetz in Deutschland abzugrenzen sowie die Verantwortung eines jeden Einzelnen zu diskutieren. "Die christlichen Werte beeinflussen unsere Gesellschaft nach wie vor, auch wenn Kirchen leider immer mehr an Bindungskraft verlieren."

Wie schwierig die Beurteilung von Wertungsfragen trotz Gesetz und Religion sein kann, diskutierte der Innenpolitiker an den Themen Abtreibung und Selbstbestimmungsrecht. "Wie geht eine humane Gesellschaft mit den Menschen um, die ihre Interessen nicht selber vertreten können?" Auch das Thema soziale Gerechtigkeit legte Bosbach in die Waagschale. "Gerechtigkeit ist subjektiv. Das sieht man zum Beispiel an dem Thema Mindestrente. Wichtig ist, dass man diskutiert und sich einsetzt. Eine Demokratie ist das Mitmachen aller."

So von den vielen Denkanstößen inspiriert, nutzte das Publikum die Chance, Fragen an Wolfgang Bosbach zu stellen, die er alle ausführlich und ehrlich beantwortete. Rückfragen über die Trennung von Gesetz und Religion, Abtreibungsgesetze oder den Hygienestandard deutscher Krankenhäuser zogen sich durch die kurze Fragerunde. "Früher haben Kirchen Parteien empfohlen und waren wichtiger Impulsgeber für die Politik. Heute funktioniert das leider nicht mehr. Auch Parteien werden kleiner. Nur noch 2,8 Prozent der Deutschen sind Mitglied einer Partei", antwortete Bosbach auf die Wirkkraft von Kirche in der heutigen Zeit.

Dr. Hans-Joachim Braune, der den Nachmittag moderierte und selbst schon Referent der Veranstaltungsreihe "Kirche im Gespräch" der Martini-Gemeinde war, dankte dem CDU-Politiker für seine klaren Antworten. "Sie sprechen deutliche Worte, das ist längst nicht mehr selbstverständlich", sagte Braune. Auch Gerd Uellenberg meldete sich zu Wort. "Ich danke ihnen für die Zeit und ihr politisches Engagement", sagte er und richtete sich damit auch an die Mutter und die älteste Tochter von Wolfgang Bosbach, die ihn am Samstag ins Bürgerhaus begleiteten. Das Publikum wurde mit vielen Denkanstößen und neuen Perspektiven in den späten Nachmittag entlassen.

(trei)
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