Radevormwald Elterntheater unter der Suppenschüssel

Radevormwald · Für das Evangelische Familienzentrum Kottenstraße führte das zwölfköpfige Elterntheater samt Technik-Team am Wochenende das Stück "Michel von Lönneberga" auf. Es kamen zweimal 200 Gäste in das Wartburghaus.

 Michel in der Suppenschüssel heckte gleich bei zwei Aufführungen jede Menge Späße aus.

Michel in der Suppenschüssel heckte gleich bei zwei Aufführungen jede Menge Späße aus.

Foto: Jürgen Moll

Dank seiner Kletter-Talente kann Michel aus Lönneberga spurlos aus dem Schuppen verschwinden, in den ihn sein Vater Anton wegen eines Streichs zur Strafe eingesperrt hat. Dass dieses Verschwinden den Eltern große Sorge bereitet und das Fest der Familie mit Bekannten aus dem Dorf in Aufruhr versetzt, versteht sich von selbst. Eigentlich hatte Mutter Alma doch gehofft: "Unser Michel ist ein lieber Junge. Wenn wir Gäste haben, macht der Michel bestimmt keinen Unsinn..."

Diese und andere Streiche des kleinen Blondschopfs erlebten an zwei Nachmittagen jeweils knapp 200 Besucher im Wartburghaus. Das zwölfköpfige Ensemble der Eltern-Theater-Gruppe des evangelischen Familienzentrums Kindergarten Kottenstraße begeisterte mit der Inszenierung genauso die kleinen Gäste wie auch die Erwachsenen - reichlich Szenen-Applaus und jede Menge Lacher waren dafür ein untrüglicher Beweis.

Seit 21 Jahren probt, hämmert, bastelt und malt die Eltern-Theater-Gruppe in wechselnder Besetzung, um einmal im Jahr eine kindgerechte Darbietung auf die Bühne zu bringen. "Wir wechseln die Stücke immer ab und wählen sie gemeinsam aus. Mal ist es ein Märchen, mal basiert das Theater auf einer Kindergeschichte wie eben Michel von Lönneberga", sagte Regisseurin Ursula Seidler im Gespräch mit unserer Zeitung.

Gespannt und voller Aufregung warteten die beiden neunjährigen Freunde Jonas und Maurice schon vor dem Ende der Pause des eineinhalbstündigen Stücks in der erste Reihe auf den zweiten Teil der Geschichte um Michel und seine Familie: "Das ist schön hier, macht gute Laune und wir lachen viel!" Und es gab etwas zu lachen, denn Michel schloss seinen Vater Anton im Hof der Landwirtschaft auf dem Plumpsklo ein. Natürlich endete auch dieser Streich in heller Aufregung: Denn Vater Anton musste sich letztlich mit roher Kraft befreien, das hölzerne Plumpsklo brach krachend auseinander und mit der Klo-Türe um den Hals jagte der Vater seinen Sohn über die Bühne und durch das Publikum. In der Generalprobe klappte das übrigens nicht so auf den Punkt wie vor Publikum: Da war die Holzkonstruktion noch vorzeitig in sich zusammengefallen.

Selbst wenn die Figur des Michel nicht top-modern ist, zeigte die Inszenierung doch wieder mal, dass gute Geschichten kein Verfallsdatum haben und Kinder in Michel, der in seinem "Straf-Schuppen" für jeden Streich ein Holzmännchen schnitzt, nach wie vor gerne eine Identifikationsfigur sehen. Das begeisterte auch Familienzentrums-Leiterin Daniela Niepott: "Toll ist doch auch, dass sich das Ensemble nach den Aufführungen im Foyer vom Publikum verabschiedet und die Kinder so die Kostüme und die aufwendige Maske mal von Nahem sehen können." Als Überraschung gab es für alle Kinder im Foyer von den Schauspielern ein Michel-Holzmännchen als Andenken mit auf den Nachhause-Weg.

(sng)
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