Radevormwald Expertin: Kein Drogen-Tabu an Schulen

Radevormwald · Delikte an Schulen nehmen landesweit zu, doch sehen Rader Schulleiter keine Probleme. Beraterin rät zur Vorbeugung.

Radevormwald: Expertin: Kein Drogen-Tabu an Schulen
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Sind unsere Schulhöfe Drogenumschlagplätze? Diesen Eindruck erwecken jüngste Meldungen, nach denen sich die Zahl der Drogendelikte in den Schulen des Landes in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt hat. In Rade schätzen die Schulleitungen die Situation anders ein. Doch mahnen Drogenberater zu Vorsicht und mehr Aufmerksamkeit. Wichtigstes Mittel gegen Drogenmissbrauch sei weiterhin Vorbeugung, auch im Unterricht. Polizisten klagen über geringe Möglichkeiten des Zugriffs: "Für Kontrollen an Schulen haben wir keine Befugnisse, sie sind Hoheitsgebiete der Schulleitung", sagt Monika Treutler, Pressesprecherin der Polizei. Entsprechend niedrig ist die Zahl der Ermittlungsverfahren. Im vergangenen Jahr sind für Radevormwald lediglich zwei Straftaten im Zusammenhang mit Drogen an den dortigen Schulen notiert.

Dass die Zahl der Schüler, die Drogen konsumieren, jedoch weit höher ist, schätzt Irmgard Hannoschök, Fachkraft für Suchtberatung bei der Fachstelle Sucht des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises Lennep. "Vor allem beim Cannabis-Missbrauch sind die Zahlen von Schülern, die diese Substanz konsumieren, extrem angestiegen. Gleichzeitig verzeichnen wir aber einen extremen Rückgang der Anfragen von Schulen zum Beispiel für Präventionsmaßnahmen", sagt Hannoschök. Eine Erklärung für dieses Phänomen hat sie nicht. "Es kann natürlich daran liegen, dass die Lehrer inzwischen eigenständig viel mehr zum Thema Prävention machen. Sie sind ja dafür vielerorts fortgebildet worden." Fakt sei jedoch auch, dass das Thema Drogen an Schulen ein heikles Thema sei. "Die Schulen halten sich da sehr bedeckt", sagt Hannoschök. Das Thema müsse jedoch offensiv im Unterricht - und in der Gesellschaft - behandelt werden. Stattdessen würde nicht gerne darüber gesprochen.

Das bestätigt der kommissarische Leiter der Realschule, Claus Peter Wirth. Die Kollegin, die sich mit dem Thema im Unterricht beschäftigt hat, hat die Schule verlassen. "Das Thema Prävention liegt deshalb mit Ausnahme des Biologie-Unterrichts derzeit bei uns brach", sagt er. Doch sei in der vergangenen Zeit kein Schüler auf dem Schulgelände auffällig geworden. Er gehe deshalb davon aus, dass die Probleme an der Schule nicht gravierend sein können. Klassenlehrer sind dennoch angehalten, Auffälligkeiten zu melden.

Im Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) wird die Warnung vor Drogen in den einzelnen Stufen regelmäßig im Biologie-Unterricht wiederholt. "Unsere Lehrer sprechen vor allem erst einmal die gesundheitlichen Folgen an", sagt THG-Schulleiter Matthias Fischbach-Städing. In den Klassen, in denen mit Unterstützung der Kreispolizei Oberberg auch Jugendkriminalität angesprochen wird, sind natürlich Drogen ein Thema. "Die Lehrer und Polizisten stellen die rechtlichen Konsequenzen dar und sprechen mit den Schülern", sagt Fischbach-Städing.

Vor einigen Jahren habe es einmal einen Verdacht auf einzelnen Drogenmissbrauch an der Schule gegeben, der Fall habe sich aber nicht bestätigt.

Der THG-Schulleiter glaubt, dass sich zum Beispiel ein Cannabis-Konsum von Schülern im Freizeitbereich abspielt. Das entziehe sich der Handhabe der Schule. Die Lehrer seien angehalten, in den Kursen der Oberstufe Auffälligkeiten der Schulleitung oder den Koordinatoren zu melden. Aber auch von anderer Seite könnten sich Dritte an Vertrauenslehrer wenden. Vor drei oder vier Jahren habe es einmal in einer Stufe deutliche Anzeichen für Drogenkonsum gegeben. "Wir haben sofort eine großangelegte Aktion gestartet und eine Infoveranstaltung unter Zuziehung der Polizei organisiert", sagt Fischbach-Städing.

Prävention ist an der Geschwister-Scholl-Schule häufig ein Thema im Unterricht, sagt Susanne Braune vom Schulleitungsteam. Außer einer Ansprache im Fach Biologie seien die Vorbeugung, aber auch die Folgen, regelmäßig in Geschichte und Politik ein Thema. "Dabei werden auch die Ursache eines Drogenkonsums, die sozialen Kontakte, angesprochen", sagt Susanne Braune. Aber natürlich komme es in unregelmäßigen Abständen vor, dass die Schulleitung mit Cannabis-Konsum von Schülern konfrontiert werde. Die Schule organisiere in solchen Fällen dann immer Kontakte zwischen Schulvertretern, den Eltern und auch Schulsozialarbeiter Norbert Blasius.

(RP)
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