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Radevormwald Flüchtlingskinder in Schulen integrieren

Radevormwald · Wenn immer mehr Flüchtlinge nach Rade kommen, wächst die Zahl derer, die für längere Zeit bleiben. Darunter sind viele Mädchen und Jungen, die eine ganz besondere Betreuung benötigen. Die Schulen bilden Vorbereitungsklassen.

 Natalia Geppert kümmert sich an der Realschule um die Flüchtlingskinder. Sie betreut zurzeit zwei Vorbereitungsklassen mit 27 Mädchen und Jungen im Alter zwischen elf und 17 Jahren jeweils zwölf Stunden pro Woche.

Natalia Geppert kümmert sich an der Realschule um die Flüchtlingskinder. Sie betreut zurzeit zwei Vorbereitungsklassen mit 27 Mädchen und Jungen im Alter zwischen elf und 17 Jahren jeweils zwölf Stunden pro Woche.

Foto: jürgen moll

Immer in Bewegung bleiben, Gemeinschaft erleben, das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. "Mir geht es um Sozialkompetenz", sagt Natalia Geppert. Die Lehrerin für Kunst und Sport wurde im Dezember eigens unbefristet eingestellt, um die beiden Vorbereitungsklassen für Flüchtlingskinder an der Realschule zu betreuen. Die 27 Schüler sind zwischen elf und 17 Jahre alt und kommen aus Armenien, Syrien, Afghanistan, Irak, Albanien, Kroatien, Rumänien, Somalia und als Zugezogene aus Italien und Polen. Hinzu kommen fünf unbegleitete Jugendliche in Klasse zehn.

Natalia Geppert hat als Russin selbst einen Migrationshintergrund und kann sich mit den Kindern auf russisch, englisch und deutsch verständigen. Vieles regelt sich mit Gestik und Mimik, anderes über bildliche Darstellungen, anhand derer die Kinder sehen, was sie im Sportunterricht zum Beispiel mit dem Ball machen sollen. "Technische Übungen stehen im Vordergrund", sagt die Pädagogin, die in Deutschland ihr Staatsexamen gemacht hat. Sie versteht den Sportunterricht als Ritual für die Kinder - mit Begrüßung, Anwesenheitsliste und Aufwärmen.

Die Vorbereitungsklasse ist kein leichter Prozess - für alle. "Ich möchte, dass die Kinder lernen, sich gegenseitig zu unterstützen", sagt Natalia Geppert. Schulleiter Ralf Grünewald ist glücklich über die kompetente Kollegin, weiß aber auch, wie schwierig die Situation ist. "Die Kinder stammen aus elf Nationen, haben aber 20 Kulturen. Aus Afghanistan kommen drei Schüler, die drei verschiedene Sprachen sprechen", sagt er. Die Kinder müssten ankommen, sich wohlfühlen und zurechtfinden. Die meisten seien hochmotiviert und wollten unbedingt die deutsche Sprache erlernen. An der Realschule gehen sie für zwölf Stunden in die Vorbereitungsklasse, den Rest verbringen sie in der Regelklasse. "Eine Wahnsinnsaufgabe für uns, denn die Mädchen und Jungen sind teils hochgradig traumatisiert", sagt Grünewald. Da fehle die Unterstützung von außen. "Die ersten Kinder, die im Dezember zu uns kamen, stammten aus bildungsnahen Familien, jetzt haben wir auch welche, die noch nie in eine Schule gegangen sind", sagt er. Das seien liebe und nette Kinder mit einem großen Potenzial, das man nicht unterschätzen dürfe.

Grünewald rechnet damit, dass in den kommenden Monaten weitere Flüchtlingskinder kommen. "In bestimmten Jahrgängen stoßen wir aber bereits jetzt an Grenzen", sagt er. "Wenn ich in vier Fünferklassen jeweils bis zu sechs Flüchtlingskinder betreue plus zwei Inklusionsschüler, dann wird es schwierig." Aber der Stellenmarkt für Deutschlehrer sei leer gefegt.

An der Realschule bleiben die Kinder maximal zwei Jahre in der Vorbereitungsklasse und sollen dann in die Regelklasse integriert werden. "Wenn sie denn überhaupt so lange bei uns sind", sagt Grünewald. Zurzeit hätten zumindest 20 eine Chance darauf, bleiben zu dürfen. Sein nächstes Ziel: eine Extragruppe für die Nichtschwimmer.

(RP)
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