Radevormwald Forschung über Energiespeicher

Radevormwald · Wupperverband und Stadtwerke Radevormwald starten mit Uni-Partnern ein Projekt in der Kläranlage Neuland. Der Bund gibt 2,5 Millionen Euro dazu.

In den kommenden Wochen startet in der Radevormwalder Kläranlage in Neuland an der Wupper ein umfangreiches Forschungsprojekt. Bei der Nutzung regenerativer Energie aus der großen Kläranlage wird geprüft, ob eine längerfristige Speicherung der gewonnenen elektrischen Energie das Netz der Stadtwerke Radevormwald (SWR.) entlasten kann.

"Aus Kläranlagen wird seit Jahrzehnten Energie gewonnen, die in das Stromnetz zugeführt wird. Auch am Klärwerk in Neuland haben wir dafür Blockheizkraftwerke", sagt Dirk Salomon, der das Projekt mit Dr. Volker Erbe beim Wupperverband leitet. Die Radevormwalder Kläranlage war mit Millionenaufwand bis zum Sommer 2008 modernisiert worden. Bakterien und Sauerstoff helfen in verschiedenen Becken, das Abwasser aus Rade und Lennep biologisch zu klären. Etwa 20 Stunden bleibt der Liter Abwasser in der Anlage, dann ist er wieder klar und für den Abfluss in die Wupper geeignet. 80 Prozent des Stickstoffes, 90 Prozent Phosphor und 95 Prozent der Kohlenstoffverbindungen werden herausgefiltert. Leitungswasserersatz ist es aber nicht, weil Rückstände aus Arzneimitteln nicht komplett herausgefiltert werden können. Ergebnis der Klärleistung: Heute leben wieder 30 Fischarten in der Wupper.

In Spitzenzeiten, wenn auch die Energie aus den Wasserkraftwerken, von den Sonnenkollektoren und den Windrädern ins Netz geleitet wird, kommt es dort zu einem Energieüberhang. "Wir wollen forschen und versuchen, den Puffer aus den Spitzenzeiten so zu speichern, dass wir die Energie später erst zuführen können", sagt Salomon.

Das in Kläranlagen kontinuierlich entstehende Faulgas stelle eine hervorragende, indirekte Speichermöglichkeit für regenerativen Strom dar. "Diese soll im Rahmen des neuen Forschungsprojekts jetzt erstmals genutzt werden", sagt Dirk Salomon. "Die fehlenden Speicher sind – neben dem Netzausbau – das große technische Problem, welches wir im Rahmen der Energiewende ,knacken' müssen", ergänzt Professor Markus Zdrallek von der Uni Wuppertal mit einem Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgungstechnik. Erprobt werden innovative Verfahren wie die Elektrolyse oder die Druckspeicherung zur Speicherung überschüssiger Energien.

Das Verbundforschungsprojekt führt den Titel "Abwasserreinigungsanlagen als Regelbaustein in intelligenten Verteilnetzen mit erneuerbarer Energieerzeugung", kurz Arrivee. Das auf drei Jahren angelegte Projekt wird vom Bundesforschungsministerium mit 2,5 Millionen Euro unterstützt, teilt der Wupperverband mit. Beteiligt sind neben dem Wupperverband und den SWR. unter anderem auch die Bergische Universität in Wuppertal, die Technische Universität Kaiserslautern und das Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung.

(RP)
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