Radevormwald Gemeinde offen für gleichgeschlechtliche Trauung

Radevormwald · In Herbeck äußerten sich fast alle Anwesenden positiv über eine Entscheidung der Landessynode.

Noch kurz vor der Bundestagswahl hat die große Koalition aus SPD und CDU/CSU die "Ehe für alle" beschlossen. Am kommenden Sonntag, 1. Oktober, tritt das Gesetz in Kraft. Damit hatte die Regierung die rechtliche Grundlage dafür gelegt, dass homosexuelle Paare heiraten dürfen - im Gegensatz zur eingetragenen Partnerschaft bisher. Über die Umsetzung eines Beschlusses der Evangelischen Kirche im Rheinland, gefasst auf der Landessynode im Jahr 2016 in Bad Neuenahr, diskutierten 15 Gemeindeglieder der Lutherischen Kirchengemeinde im Paul-Gerhardt-Haus in Herbeck.

Zuvor brachte Pfarrer Philipp Müller biblische Grundlagen näher. "Es gibt nur ganz wenige Stellen, in denen Homosexualität ein Thema ist", sagte Müller und führte aus dem Alten Testament einen Spruch aus dem 3. Buch Mose an: "Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel", heiße es da. Müller betonte allerdings, dass es dabei weniger um Homosexualität gehe als vielmehr um Götzendienste. Allerdings sei das Verbot in der Forschung auch so zu sehen, dass altorientalische Geschlechterrollen durch homosexuelle Beziehungen nicht bedient würden.

Danach führte er das neutestamentarische Liebesgebot Jesu Christi an: "'Die Liebe sei die Erfüllung des Gesetzes', heißt es im Markus-Evangelium etwa. Oder auch: 'Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst.'" Daher sei die Synode zu dem Schluss gekommen, dass im Einzelfall der jeweilige Pfarrer darüber entscheiden könne: "Letztlich geht es um die Bewertung der Partnerschaft - wird sie in Liebe zu Gott und den Menschen gelebt? Schließt sie die Bereitschaft zur Annahme der Lasten einer Beziehung ein? Dadurch bleibt zwar die Spannung, die auch in der Bibel zu finden ist - sie ist aber auszuhalten", sagte Melzer.

Auch Pfarrer Jürgen Buttchereyt betonte das Grundprinzip der Liebe Gottes. Wenn das Presbyterium sich gegen die Trauung entschieden habe, müsste mit dem Superintendenten eine andere Gemeinde gesucht werden. "Ich würde eine Trauung ablehnen, wenn ich den Eindruck hätte, es ginge nicht um das gemeinsame Ja zueinander vor Gott, sondern um ein politisches oder gesellschaftliches Statement", sagte Buttchereyt.

In der Diskussion zeigte sich, dass die Meinungen zu dem Thema recht ausgewogen sind. So äußerte ein Mann, selber katholisch, dass er und sein evangelischer Mann gerne so schnell wie möglich heiraten möchten: "In meiner Kirche erlebe ich das wohl nicht mehr, umso schöner war es dann, als wir vom Beschluss der Landessynode gehört haben", sagte er. Eine Frau sagte, dass für sie die Motivation und die Qualität der jeweiligen Beziehung im Mittelpunkt stünden: "Es geht darum, Unterschiede stehenzulassen und einander mit Respekt begegnen zu können. Wir schaffen in unserer Kirche einen Raum für alle, die sich in Ernsthaftigkeit für die Ehe entscheiden."

Es gab aber auch kritische Stimmen, die betonten, dass Gott seine Meinung zu dem Thema Homosexualität in der Bibel kundgetan habe: "Und da kann ich als Mensch doch nicht widersprechen."

Gemeindeversammlung Sonntag, 5. November, 11 Uhr, Lutherische Kirche Burgstraße, nach dem Gottesdienst..

(RP)
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