Radevormwald Gira-Baustelle ist weiter im Zeitplan

Radevormwald · Andreas Dürwald ist bei Gira Leiter in Produktion und Logistik, Dietmar Daszkiewicz ist Leiter im Facility Management. Beide sind die Beauftragten für das Gira-Großprojekt an der Gewerbestraße und haben deshalb auch ein Büro im Container.

 Dietmar Daszkiewicz (li.) und Andreas Dürwald vor dem Plan für die drei Gebäudekomplexe. Oben ist der große Baukörper für den Logistikbereich zu sehen, unten der Blick von der B 229/483 aus Rädereichen.

Dietmar Daszkiewicz (li.) und Andreas Dürwald vor dem Plan für die drei Gebäudekomplexe. Oben ist der große Baukörper für den Logistikbereich zu sehen, unten der Blick von der B 229/483 aus Rädereichen.

Foto: Wolfgang Scholl

Ein Obergeschoss-Container ist ihr Büro. An der Wand hängen Pläne, Laptops stehen auf dem Tisch, direkt neben dem Container arbeitet draußen ein Handwerker. Der Blick aus dem Büro fällt auf Kräne, Baukräne, auf eine große Beton-Fassade, in der später der Logistikbereich untergebracht ist, und weitere Gerippe, die demnächst verschlossen werden. "Wir sind im Zeitplan", sagen Andreas Dürwald und Dietmar Daskiewicz, als eine Frage zu Deutschlands vielleicht berühmteste Baustelle, den Berliner Flughafen, kommt. Zwar haben die Arbeiter und Planer im Januar dem Frost und im November/Dezember dem Regen ein paar Tage opfern müssen, der Fertigstellungstermin im Juli 2018 steht aber weiter.

Dabei scheint die erste Hürde inzwischen gemeistert. "Die Herstellung der Bodenstabilität war eine große Herausforderung. Wir mussten bis auf den Felsen verdichten. 4000 Schotterplomben sichern in Zukunft die Gebäude", erklärt Andreas Dürwald. Als die riesige Bodenplatte gegossen war, wurden einen Zeit lang bei Dauerregen Planen ausgelegt, unter denen die Unterlage getrocknet wurde. "In dieser Zeit haben wir sieben Tage in der Woche auf der Baustelle gearbeitet, jetzt sind es fünf bis sechs", sagt Dietmar Daszkiewicz. Eine eher psychisch stressige Herausforderung wegen möglicher Zeitverzögerungen war vorher die Suche nach Munition im Boden. Es wurde nichts gefunden, bis an der Stelle neben dem Kreisverkehr Röntgenstraße eine Granate geborgen werden musste.

Radevormwald: Gira-Baustelle ist weiter im Zeitplan
Foto: Wolfgang Scholl

Der Dienstag ist für die beiden Planer der Tag, an dem neben weiteren Besprechungen zur großen Baukonferenz geladen wird. "Wir sind Moderatoren und oft die Bindeglieder zwischen", sagt Andreas Dürwald. Schnittstellengespräche und Absprachen mit den einzelnen Planern sieht auch Dietmar Daszkiewicz als sehr wichtige Aufgabe an. Sie sehen den Vorteil darin, dass Gira keinen Generalunternehmer beauftragt hat, sondern viele Fäden selber in der Hand hält. "Ich bin überzeugt, dass das an unserer sehr guten Vorplanung liegt. Die Planungszeit in Eigenregie mit zahlreichen, ausgesuchten Experten als Fachplanern und unserem Architekten Sauerbruch habe zwar etwas länger gedauert, jetzt erleichtere das aber die Arbeit", sagt Daszkiewicz.

Dazu gehöre auch Selbstdisziplin - vor allem mit Blick auf die Finanzen und die Einhaltung der Planung. Alle Abteilungen seien mit im Boot. Und: Nicht alle nachträglichen Wünsche können daher erfüllt werden.

Radevormwald: Gira-Baustelle ist weiter im Zeitplan
Foto: Wolfgang Scholl

60 bis 70 Gewerke sind bisher ausgeschrieben. Dabei hat sich, so ergänzt Dietmar Daszkiwicz, auch die intensive Suche nach den Auftragnehmern bewährt. Regionale Unternehmen haben aber meistens für einen Auftrag abgewunken, weil die Umfänge zu groß waren. Ein wichtiges Thema ist die Energie. Das Unternehmen erhält eine eigene Leitung vom Umspannwerk. Gira hat drei EdV-Leitungsringe entwickelt mit zwei großen Netzverbindungen zwischen den beiden großen Häusern. Das Notstromaggregat macht Gira einige Tage unabhängig. Es gibt ein Blockheizkraftwerk mit Gas und die Nutzung der produzierten Wärme. Wärme und Kälte können zwischengespeichert werden und bieten so einen Energiepuffer. Daher wird das gesamte Gebäude mit 55 % weniger Energie als heutige Standard-Industriebauten auskommen.

Parallel zum Neubauprojekt stecken die Gira-Baubeauftragten schon in der weiteren Planung. "Schon jetzt haben Abteilungen einen Bedarf angemeldet, dass sie zukünftig platz benötigen. Wir planen auf unseren alten Flächen deshalb schon die Umbauten ab 2019", sagt Dietmar Daszkiewicz. Bei Andreas Dürwald stehen der Umzug, aber auch die Logistik und Produktionsplanung im Fokus: "Schließlich bekommen wir ein neues Lager und Logistiksystem." Mehrere Teams arbeiten an der neuen Logistik. Gespräche gibt es auch mit Mitarbeitern, weil die zum Teil in eine neue Arbeitswelt mit anderen Anforderungen und neuer Kommunikation mitgenommen werden müssen.

Die nächsten Ziele: Im April soll das Lager geschlossen sein, im November alle Dächer der drei großen Baukörper. Ein symbolisches Richtfest (schwierig bei drei unterschiedlichen Baukörpern) könnte für Juli terminiert werden, wenn alle Stahlbauarbeiten beendet sind. Die beiden Projektleiter bezeichnen die Zusatzaufgaben zum "normalen Job" als positiv mit Stress besetzt. Bei Werkleiter Andreas Dürwald macht die Bauleitertätigkeit etwa ein Drittel der Arbeit aus, bei Dietmar Daszkiewicz immerhin 50 bis 60 Prozent.

Für beide ist der Gira-Neubau die bisher größte berufliche Herausforderung. "Das ist eine tolle Sache", sagt Andreas Dürwald. Man habe es in einer beruflichen Laufbahn sehr selten, dass man ein solch großes Projekt federführend begleiten dürfe. "Das mindert den Stress und macht ihn positiv", sagt Andreas Dürwald.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort