Radevormwald Hanns Neumaier gibt Ehrenamt nach 16 Jahren ab

An seinen ersten Fall im Juni 2001 erinnert sich Hanns Neumaier noch genau: "Da hatte ein Hund eine Katze kaputt gebissen", berichtete er gestern bei seiner Verabschiedung im Rathaus. Nach 71 Fällen in 16 Jahren, von denen er 40 erfolgreich abschloss, 28 erfolglos blieben und drei auf anderem Weg endeten, zog Neumaier ein positives Fazit: "Rade ist an sich ganz friedlich, und ich habe die Aufgabe als Schiedsmann immer gerne übernommen und hätte auch gerne weiter gemacht", sagte der 81-Jährige. Die Aufgabe habe ihn immer mit großer Freude erfüllt. Auch um die sogenannten Tür- und Angelfälle habe er sich immer gerne gekümmert - das waren zum Beispiel Gespräche mit Vereinsvorsitzenden, die einen wichtigen Rat brauchen oder mit Menschen, die bei einem Streit nicht wussten, wie sie damit umgehen können. "Das Aufgabenfeld ist weit gesteckt, man schaut tief in Familienstrukturen hinein, aber auch in den Hass zwischen Menschen", sagte Neumaier. Wenn er einen neuen Fall übernahm, habe er sich immer etwas zurückziehen müssen, um sich auf den Sachverhalt einlassen zu können. "Ein Schiedsmann ist dazu angehalten, Streitfälle vertrauensvoll zu behandeln, er darf vermitteln, aber kein Urteil fällen", sagte er. Die Parteien sollen sich im besten Fall alleine finden und einigen. Klappt das nicht, wird eine Erfolglosigkeitsbescheinigung ausgestellt, die dazu berechtigt, vor Gericht zu ziehen.

Als Schiedsmann hatte Neumaier immer wieder auch mit Rechtsanwälten zu tun, die sich nach seinen Angaben kräftig einmischten. "Man kann aber sehr gut mit denen arbeiten, wenn man auf Augenhöhe agiert und die merken, dass man Ahnung hat", sagte er. Bürgermeister Johannes Mans berichtete von unsauber dokumentierten Verfahren, in denen schon so viele Emotionen steckten, dass sie kaum noch zu retten waren. Neumaier: "Aber ein Rechtsanwalt hat nicht das Recht, das Verfahren an sich zu ziehen."

Ob Beschimpfungen unter Nachbarn, zu große Bäume auf einem Grundstück oder Streithähne, die seit Jahren nicht mehr miteinander reden - Ziel für Neumaier war immer ein Vergleich. "Mit gutem Willen geht fast alles", sagte er. Und so bot sich Neumaier als Ideengeber für die neuen Schiedsleute an. Sein Erfahrungsschatz ist groß genug.

"Ich war als Schiedsmann immer getrieben davon, Frieden zu schließen. Wenn sich anfangs Streitparteien bespuckt haben und am Ende des Verfahrens die Hände gaben, dann war das reichlicher Lohn für das Ehrenamt", sagte Neumaier.

(rue)
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