Radevormwald Hauptschüler orientieren sich und suchen ihren Weg in den Beruf

Radevormwald · Stärken kennenlernen, Berufsmöglichkeiten aufzeigen, Bewerbungen erfolgreich meistern: Beim Berufsorientierungstag in der Geschwister-Scholl- Hauptschule absolvierten 80 Schüler der achten und neunten Klasse den Stationenparcours zur Berufsvorbereitung.

 Beim Berufsorientierungstag der Hauptschule absolvierten 80 Schüler den Stationenparcours zur Berufsvorbereitung.

Beim Berufsorientierungstag der Hauptschule absolvierten 80 Schüler den Stationenparcours zur Berufsvorbereitung.

Foto: nico hertgen

Die Experten aus der Industrie standen den Schülern für Fragen zur Verfügung und sprachen ihnen Mut zu, sich zu bewerben. Oftmals, das bestätigt auch Schulleiter Reiner Klausing, fehlt den Schüler Orientierung und Motivation. Dabei werden Auszubildende dringend gesucht.

37 100 unbesetzte Lehrstellen stehen 20 900 unversorgten Bewerbern gegenüber - das sind die besorgniserregenden Zahlen, die der Berufsbildungsbericht kürzlich offenlegte. Meist sind es Hauptschüler, denen der Übergang von der Schule über eine Ausbildung ins Berufsleben besonders schwer fällt. "Unsere Übergangsquote liegt bei gut 50 Prozent, die nach ihrem Abschluss direkt in eine Ausbildung übergehen", sagte Klausing. An den Bemühungen der Schule scheitere es dabei nicht. Schon frühzeitig sehe das eigene Schulkonzept vor, Schülern die Berufswelt näher zu bringen. "Wir bieten viele vorbereitenden Maßnahmen an", berichtete Klausing. Verschiedene Berufspraktika müssen die Schüler in ihrer Schullaufbahn absolvieren. Das Bewerbungsschreiben wird mehrmals geübt und regelrecht durchgekaut.

Persönliche Potentialanalysen der Schüler werden bei sogenannten Zukunftskonferenzen erstellt. Zudem pflegt die Schule Kooperationen mit der Arbeitsagentur und Firmen, die den Schülern nicht nur einen persönlichen Kontakt ermöglichen, sondern auch Langzeitpraktika anbieten.

Dennoch: Gut die Hälfte der Absolventen steht nach ihrem Abschluss ohne Ausbildung dar. "Viele entscheiden sich einfach nach der Schule, weiter zur Schule zu gehen und melden sich am Berufskolleg an", sagte Klausing. Das geschehe oft nicht unbedingt, um eine besserer Qualifikation zu schaffen, sondern aus Bequemlichkeit. Hierfür müsse man nicht ein Bewerbungsverfahren durchlaufen, außerdem sei das System Schule bekannt. "Aber durch den Gang über das Berufskolleg reifen die Schüler auch noch ein Stück weiter", sagte Klausing.

Häufig liege die fehlende Motivation darin begründet, dass die Neunt- und Zehntklässler noch nicht die Notwendigkeit sehen, sich für einen Beruf zu entscheiden. Die mangelnde Ausbildungsreife sei wesentlicher Kritikpunkt der Betriebe.

Dieses Bild bestätigte sich auch im Gespräch mit einigen Schülern: Yesim (15) interessiert sich für den Beruf der Frisörin, wird nach ihrem Abschluss im Sommer aber zum Berufskolleg wechseln. "Das Praktikum, das ich zuletzt in einem Friseursalon gemacht habe, fand ich gar nicht gut, deswegen werde ich jetzt erst weiter zur Schule gehen, um meine Quali zu verbessern."

Alina (17) hat 2014 die 10. Klasse wiederholt und viele Praktika absolviert. Erst jetzt weiß sie, was ihr gefällt. "Letztes Jahr war ich noch total planlos." Nun möchte sie in der Altenpflege arbeiten.

Nach ihrem Abschluss soll ihr eine Weiterbildungsmaßnahme helfen, über ein Langzeitpraktikum in eine Ausbildung überzugehen.

(sebu)
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