Radevormwald Im Bergischen wird wieder gemordet

Radevormwald · Im Bergischen Land rauschen nicht nur die Wälder, singen Nachtigallen ihr Lied oder erklingen Schläge auf dem Amboss: Es wird auch vorzüglich gemordet und gemeuchelt in der idyllischen Gegend. Acht Autoren aus der Region, darunter die Hückeswagenerin Irmgard Hannoschöck, sind diesem Phänomen mit 13 neuen, abgründigen Geschichten aus dem Oberbergischen auf den Grund gegangen. Gesammelt und veröffentlicht wurden die schaurig-schönen Geschichten in der zweiten bergischen Krimianthologie mit dem vielsagenden Titel "Tote und andere Entdeckungen".

 Auch sie sind im neuen Buch vertreten (v.l.): Christine Kaula, Daniel Juhr und die Hückeswagenerin Irmgard Hannoschöck, deren Geschichte in Rade spielt.

Auch sie sind im neuen Buch vertreten (v.l.): Christine Kaula, Daniel Juhr und die Hückeswagenerin Irmgard Hannoschöck, deren Geschichte in Rade spielt.

Foto: jürgen moll (archiv)

Manchmal ist es direkt der erste Satz, der einen fesselt. Sei es ans Buch, an den Film oder eben auch an die Kurzgeschichte. So auch der Fall bei der Auftaktgeschichte der zweiten Krimianthologie, "Pommes mit Ketchup" betitelt. Dieser erste Satz lautet: "Als Paul mit der Brust in die Mistgabel fällt, bohrt Edgar gerade in der Nase." So absurd dieser Satz beim ersten Lesen wirkt, so neugierig macht er auf den weiteren Verlauf der Geschichte, die vor allem im Rosengarten unterhalb des Hückeswagener Schlosses spielt und noch so manche abstruse Wendung für den Leser bereithält. Geschrieben hat die Geschichte diesmal nicht Irmgard Hannoschöck, die selbst wieder mit zwei Beiträgen in der Anthologie vertreten ist, sondern Herausgeber Daniel Juhr. Und sie ist der ideale Auftakt für ein knapp 300-seitiges Lesevergnügen, für das nur das Wetter noch ein bisschen typischer sein müsste: Schaurig-schöne Geschichten lesen sich eben am besten bei usselig-grauem Herbstwetter.

Hannoschöcks erste Geschichte spielt in Rade. Und sie knüpft an einen ihrer Beiträge in der ersten Anthologie an. Denn wieder geht es um den verwirrten Auftragskiller Leo und seine Marianne. Ob es dieses Mal ein Happy-End gibt? Das wird natürlich nicht verraten. Die zweite Geschichte der Hückeswagenerin, die hauptberuflich als Fachkraft für Suchtvorbeugung bei der Diakonie Fachstelle Sucht an der Marktstraße arbeitet, spielt in Waldbröl. "Schöne, andere Welt" heißt die Geschichte - und in ihr geht es durchaus fantastisch zu. Aber natürlich auf abgründige, schaurige Art und Weise. Wie die Geschichte um die "amour fou" zwischen den Jugendlichen Marc und Ayten ausgeht - das wird in einer hervorragend erzählten Wendung klar, die einen nachdenklich zurücklässt.

Aber auch die anderen zehn Geschichten lesen sich sehr schnell, sind gespickt mit teils absurden, teils gruseligen Ideen und sorgen so für eine äußerst unterhaltsame Lesereise durchs Bergische, die nur leider sehr schnell wieder vorbei ist.

(RP)
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