Radevormwald Kalkum wird noch nicht zum Priester geweiht

Radevormwald · Eigentlich sollte der 29-jährige Radevormwalder Benjamin Kalkum am 12. Juni im Kölner Dom geweiht werden. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich gehe diesen Umweg mit Gott", sagt der junge Diakon.

Benjamin Kalkum aus der katholischen Pfarreiengemeinschaft Radevormwald-Hückeswagen wird sich nicht wie geplant am Freitag, 12. Juni, im Kölner Dom zum Priester weihen lassen. Das bestätigte der 29-jährige Diakon jetzt auf Anfrage der Bergischen Morgenpost. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich möchte mir Zeit nehmen, die Entscheidung zu überprüfen. Das geschieht in Übereinstimmung mit dem Priesterseminar", sagte er.

Benjamin Kalkum war nach seinem Theologie-Studium vor knapp einem Jahr in Neuss zum Diakon geweiht worden (BM berichtete) und seitdem im Erzbistum Köln in Gemeinden in Sülz und Klettenberg tätig. "Ich habe im vergangenen Jahr viel über mich gelernt - Gutes und Schlechtes, Stärken und Schwächen", sagt Benjamin Kalkum und beschreibt damit den Prozess, der letztlich zu Unsicherheiten und dazu geführt habe, sich nicht jetzt zum Priester weihen zu lassen.

Dieser sehr persönliche Entschluss sei nicht plötzlich durch ein bestimmtes Ereignis entstanden, sondern mit der Zeit in ihm gereift. "Ich habe keinen inneren Frieden mit der Entscheidung gefunden, jetzt im Juni Priester zu werden. Ich wollte auch nicht nach dem Motto ,Augen zu und durch und dann wird das schon' verfahren. Meine Dozenten und Gesprächspartner im Priesterseminar tragen das so mit, wir alle sehen die Notwendigkeit zur weiteren Entwicklung. Deshalb habe ich erst einmal einen Schritt zurückgemacht", sagt Kalkum. "Die Entscheidung für das Priester-Amt muss passen, schließlich sind die Folgen durch die Verknüpfung von Lebensform und Beruf immens."

Die Tätigkeit als Diakon öffneten Benjamin Kalkum nach eigenen Angaben neue Lebensperspektiven. "Wir haben das Studium gemeinsam verbracht. Als Diakon lebe ich jetzt alleine. Das stellt das Zölibat in ein anderes Licht. Das Zölibat ist richtig, aber es stellt sich auch die Frage, ob ich das kann."

Als gläubiger Katholik sei für ihn der Ausstieg keine Option. Kalkum will Diakon bleiben. "Mein Dienst als Diakon ist ein Geschenk. Das Privileg, Sakramente spenden zu dürfen, ist ein tolles Erlebnis." Benjamin Kalkum, der als moderner Mensch und angehender Priester in sozialen Netzwerken vertreten ist und auch ein in Medien gefragter Gesprächspartner war (die Süddeutsche Zeitung bezeichnete ihn gar als Typ "Vorzeige-Katholik"), will es in den kommenden Wochen und Monaten ruhiger angehen lassen. In Absprache mit dem Priesterseminar zieht er sich aus der unmittelbaren Gemeindearbeit zurück und kümmert sich vorrangig um ein Seniorenzentrum. Das Ziel: Seine endgültige Entscheidung pro oder contra Priesterweihe finden.

Den Entschluss, sich nicht jetzt zum Priester weihen zu lassen, habe sein Umfeld mit dem Attribut "mutig" belegt, sagt Kalkum. Und fügt an: "Ich fühle mich nicht mutig. Aber ich gehe diesen Umweg mit Gott, und mit ihm komme ich auch ans Ziel."

In einer Notiz an die katholische Pfarreiengemeinschaft Radevormwald-Hückeswagen hatte Kalkum seinen Entschluss mitgeteilt und um Entschuldigung gebeten. "Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis und verzeihen mir eventuelle Unannehmlichkeiten, die Sie durch Vorbereitung von Weihe oder Primiz bereits gehabt haben", heißt es in der Mitteilung an die Gemeinden.

Demnach ist die von den Pfarreien geplante Busfahrt am Freitag, 12. Juni, in die Domstadt abgesagt. Der Radevormwalder Kirchenchor wird aber dennoch wie vorgesehen im Kölner Dom zur Priesterweihe singen.

(sng)
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