Radevormwald Kapazität für Baulücken- und Leerstandskataster fehlt

Radevormwald · Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hätte für die Stadt gerne ein Leerstands- und Baulückenkataster. "Für eine schnelle Wiedernutzung von Baulücken, Industriebrachen, leerstehenden privaten und öffentlichen Gebäuden ist ein Kataster das ideale Informationswerkzeug, um kurzfristig interessierten Firmen und Privatpersonen mit Angeboten zu interessanten Gebäuden oder Flächen zu versorgen", sagt Bernd Bornewasser von den Grünen.

 Seit der Schlecker-Insolvenz vor mehr als zwei Jahren steht dieses Ladenlokal am Schlossmacherplatz leer.

Seit der Schlecker-Insolvenz vor mehr als zwei Jahren steht dieses Ladenlokal am Schlossmacherplatz leer.

Foto: Nico Hertgen (Archiv)

So könnten auf schnellem Weg die entsprechenden Flächen oder Gebäude wieder nutzbar gemacht werden. Bornewasser glaubt auch, dass durch ein Kataster unnötige Investitionen in neu auszuweisende oder neu zu erschließende Industrie- oder Wohngebiete und somit auch der stetig wachsende Landverbrauch eingegrenzt werden.

Doch große Hoffnungen können die Technische Dezernentin Julia Gottlieb und die Leiterin des Fachbereichs Stadtplanung und Umwelt, Elisabeth Böhmer, den Grünen nicht machen. "Wir sind darauf angewiesen, dass auch die Eigentümer zustimmen, wenn es darum geht, die freien Flächen zu veröffentlichen, das ist aber oft nicht der Fall", sagte Julia Gottlieb im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt.

Im Zuge der Innenstadtentwicklung habe es eine Geschäftsflächenbörse gegeben, die ständig gepflegt und aktualisiert wurde, was auch zu mehreren Vermittlungen geführt habe. "Aber wir dürfen oft gar nicht vermitteln. Zum Beispiel an der Blumenstraße haben es viele Eigentümer schlichtweg abgelehnt", sagte Julia Gottlieb. Natürlich habe der Fachbereich das Thema "auf dem Schirm", sei oft aber auch machtlos und könne nicht reagieren. "Vielleicht ändert sich das, wenn der Generationenwechsel vollzogen ist", hofft die Baudezernentin.

Stadt und Wirtschaftsförderungsgesellschaft seien immer bemüht, Leerstand zu verhindern. "Die Privatleute haben meist ihre Makler", sagt Julia Gottlieb. Die WFG sei zurzeit damit beschäftigt, eine Börse für Gewerbeflächen zusammen mit dem Citymanagementverein im Netz aufzubauen.

Der Stadtverwaltung fehlen nach Angaben von Elisabeth Böhmer schlichtweg die personellen Kapazitäten, ein eigenes Kataster aufzubauen und vor allem zu pflegen. Denn das sei die eigentliche Arbeit. "Es muss in einem Verhältnis zum Aufwand stehen, ob es sich lohnt, ein solches Kataster zu führen", sagte sie. Ein Kataster sei eben auch nur dann sinnvoll, wenn die Stadt vermitteln dürfe. Das sei ein Problem des Datenschutzes. Selbst Großstädte wie Essen hätten ein solches Kataster mittlerweile schon wieder eingestellt, weil es nicht gepflegt werden konnte.

Ein Baulückenkataster sei zwar sicher sinnvoll, aber sehr aufwendig, "schließlich müssen sie die Kontakte aufbauen", sagte Böhmer. Man wolle die Idee der Grünen aber nicht gänzlich fallenlassen, sondern mit der WFG über weitere Möglichkeiten sprechen. Bürgermeister Dr. Josef Korsten betonte abschließend, dass die Verwaltung immer den Kosten-Nutzen-Rahmen einhalten müsse und von daher ein eigenes Leerstands- und Baulückenkataster nicht zu realisieren sei.

(RP)
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