Radevormwald Keine Chance für Tankbetrüger in Rade

Radevormwald · Während die Zahl der Betrugsfälle in ganz Deutschland zunimmt, gibt es in Radevormwald nur wenige Tankbetrüger. Das liegt an den wachsamen Mitarbeitern an den Tankstellen, der guten Polizeiarbeit - und auch an der ländlichen Lage.

 Gabriele Bever macht vor, wie es geht. Bevor Kunden an der Freien Tankstelle in Rädereichen tanken können, müssen sie entweder die Zapfsäule per Karte freischalten oder ihren Tankwunsch an der Kasse äußern.

Gabriele Bever macht vor, wie es geht. Bevor Kunden an der Freien Tankstelle in Rädereichen tanken können, müssen sie entweder die Zapfsäule per Karte freischalten oder ihren Tankwunsch an der Kasse äußern.

Foto: nico hertgen

Einige Städte im Bergischen Land sind ein Paradies für Tankbetrüger. In Wermelskirchen gab es im vergangenen Jahr 134 Tankbetrugsfälle. Ganz anders sieht es dagegen in Radevormwald aus. Hier gab es 2013 nur fünf Fälle, wie die Kreispolizei auf BM-Anfrage mitteilt. Das liegt auch daran, dass die Tankstellen wachsam sind. Allen voran die Tankstelle Bever in Rädereichen. "Neben der Videoüberwachung muss man bei uns die Tanksäule vor dem Tanken freischalten. So ist Tankbetrug fast unmöglich", sagt Gabriele Bever. Das bestätigt auch Polizeisprecher Jürgen Dzuballe: "Dieses aus den Niederlanden bekannte Modell ist die beste Möglichkeit, um Tankbetrug zu verhindern."

Die Stammkunden an der Tankstelle Bever haben alle eine Kundenkarte, mit der sie die Säulen freischalten können. Alle anderen Kunden können dazu ihre EC-Karte benutzen, über die dann auch direkt abgebucht wird. Falls doch mal jemand bar bezahlen möchte, muss er vorher in das Gebäude hineingehen. "Solange die Säule nicht freigeschaltet ist, kommt da kein Tropfen Sprit raus", sagt Bever.

Außerdem ertönt ein akustisches Signal an der Kasse, sobald jemand einen Zapfhahn von einer nicht freigeschalteten Säule abhebt. "Wir hatten aber schon mal den Fall, dass jemand bar bezahlen wollte, getankt hat und dann einfach gefahren ist. Bei sowas sind unsere Mitarbeiter natürlich aufmerksam. Wir haben den Fall sofort zur Anzeige gebracht", berichtet Gabriele Bever. In der "120-Städte-Studie" von "www.preisvergleich.de" wäre Radevormwald auf einem der letzten Plätze gelandet. Diese werden in der Studie nach Betrügen pro Tankstelle vergeben. Radevormwald kommt gerade mal auf einen Betrug pro Tankstelle, während es in Wermelskirchen 17 sind. Die Nachbarstadt erschien zwar wegen ihrer Größe nicht in der Studie, läge aber gemeinsam mit Köln auf Platz vier. Nur in Frankfurt am Main, Solingen und Berlin sind die Tankstellen noch beliebter bei Betrügern.

Im benachbarten Hückeswagen sieht es dagegen ähnlich gut aus. 2013 gab es dort genau wie in Radevormwald nur fünf Fälle von Tankbetrug. Dazu kommt, dass die Polizei gute Arbeit leistet, die Aufklärungsquoten sind hoch. 2012 ermittelte die Polizei schon in 75 Prozent der Fälle den Täter, im vergangenen Jahr waren es sogar 80 Prozent. "Wir sind sehr froh, dass die Fälle so zurückgegangen sind und wir die wenigen verbleibenden Betrüger fast alle erwischen konnten", sagt Dzuballe.

An den weiteren Radevormwalder Tankstellen kommt es öfter vor, dass Kunden ohne zu bezahlen wegfahren. Viele dieser versuchten Betrugsfälle werden jedoch nicht zur Anzeige gebracht, weil die Täter auch so ermittelt werden können. "Wenn wir wissen, wer das war, schreiben wir den Kunden zunächst persönlich an. Meistens wurde es nur vergessen, und der ,Betrüger' bezahlt dann direkt", sagt Ursula Schmitz von der Westfalen-Tankstelle. Genauso wird bei der Shell-Station und bei der Tankstelle Krämer vorgegangen. "Wir unterstellen den Leuten erstmal keine Absicht. Und so lange wir unser Geld bekommen, ist es ja gut", sagt Shell-Mitarbeiterin Beate Schneider.

Den Grund dafür, dass es in Rade so viele ehrliche Autofahrer gibt, sieht Veit Krämer in der ländlichen Gegend. "Hier kennt man sich noch, da kommt sowas nicht so oft vor. Außerdem haben wir in Rade nicht so viel Durchgangsverkehr, sondern eher örtliche Kunden", sagt er.

(kron)
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