Radevormwald Keltische Harfe besucht die alte Wülfing-Dampfmaschine

Radevormwald · . Zart klingende Musik erfüllt den Raum, breitet sich sogleich aus und scheint das widerhallende Spiel mit dem Fliesenboden aufnehmen zu wollen. Die alte Dampfmaschine, Mittelpunkt der hohen Fabrikhalle, hüllt sich in Schweigen. Sie hat Besuch von einer kleinen keltischen Harfe, die von Christine Högl gespielt wird.

Hier treffen zwei Komponenten aufeinander, Musik und raue Industriegeschichte. Die Gäste lauschen stumm der Musik. Vermutlich lassen alle Zuhörer die Gedanken wandern, still und fast schon andächtig. "Wunderbar. Ich bin total begeistert von der sanften Musik und der herrlichen Akustik der Fabrikhallen", sagt Ute Kosanetzky. Besonders der Raum der Dampfmaschine habe ihr gut gefallen. Harfenmusik liebe sie, bei diesem Konzert besonders die Nähe zum Instrument. "Hier ist der Besucher direkt dabei und nicht meterweit vom Geschehen", sagt auch die Remscheider Künstlerin.

Der Ort des Konzertes im Wülfingmuseum in Dahlerau sei besonders. "Gleich werde ich mich noch etwas umsehen und die historischen Webstühle ansehen", sagt Ute Kosanetzky. Zuvor war bereits eine Gruppe der Konzertgäste mit der Musikerin durch die Räume gegangen. An verschiedenen Orte im alten Gemäuer spielte Christine Högl. "Es sind Eigenkompositionen. Sie klingen immer anders, weil ich ohne Note spiele und jeweils den Ort und die Menschen auf mich wirken lasse", erzählt die Harfenistin.

Seit mehr als 40 Jahren spielt sie auf diesem Instrument und lässt sich seit fast 30 Jahren spirituell vom Lebensgefühl zur Musik tragen. "Meine Harfen hat mein Mann gebaut, ein Harfenbaumeister", erzählt sie und fügt an, dass sie die Musik gemeinsam "leben". Sie sieht sich als Naturliebhaberin, die gerne in keltischen Landschaften lebt und musiziert. So bringt sie auch gerne den "Keltischen Wald" musikalisch an die Orte ihrer Auftritte. Romantisch zarte Klänge entlockt sie dem Instrument, das schon längst, wie es scheint, zu einem Teil ihrer Person geworden ist. Voller Hingabe, meist mit geschlossenen Augen, spielt sie. Dabei tanzen ihre Finger auf den Seiten.

Bei Wülfing begeistert die Harfenistin auch Bernhard Priggel. "Mir gefällt die zartklingende Musik sehr. Die Besonderheit ist, dass sie an Orten erklingt, wo sonst der Lärm von Maschinen zuhause ist", sagt er. Es sei kaum vorstellbar, dass einst in den Fabrikhallen so viel Lautstärke geherrscht habe, die jetzt von leiser Musik abgelöst wurde. Wolfgang Masanek vom Museumsverein bekennt sich auch als Freund der zarten Klänge. "Sie wirken so herrlich beruhigend und entspannend", sagt er. Christine Högl spielt am 19. Juni in Solingen-Unterburg in der evangelischen Kirche und am 26. Juni in der Bandweberei Kafka in Wuppertal-Langerfeld.

(sig)
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