Radevormwald Kirche und Staat - "eine partnerschaftliche Verbindung"
Radevormwald · In welcher Verbindung steht die Kirche in Deutschland zu dem Staat, der Gesellschaft und der Politik? Prälat Dr. Martin Dutzmann beantwortete diese und weitere Fragen am Freitagabend in der Martini-Gemeinde. Der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union war für seinen Vortrag extra aus Berlin angereist.
"Ins Bergische Land zu kommen, ist aber auch immer viel Heimat", sagte Dutzmann, der viele Jahre Pfarrer und Superintendent in Lennep war. "Kirche im Gespräch" heißt die Vortragsreihe der Martini-Gemeinde, die sich regelmäßig aktuellen Fragen aus Kirche und Gesellschaft stellt. Am Freitag kamen viele Interessierte zu dem Vortrag "Suchet der Stadt Bestes. Die Rolle der Kirche in Staat und Gesellschaft". Der Gemeindesaal an der Uelfestraße war voll.
Die theologischen und rechtlichen Grundlagen des Verhältnisses von Staat und Kirche in Deutschland begründete Dutzmann mit der fünften Barmer These. "Der Staat, als Teil der noch nicht erlösten Welt, soll für Recht und Frieden sorgen. Die Kirche, ebenfalls Teil der nicht erlösten Welt, soll den Staat bei dieser Aufgabe unterstützen", sagte er. "Die Kirche muss unter anderem dafür sorgen, dass unser Recht auf Glaubensfreiheit gewährleistet wird." Als Beispiel zog der Referent den Religionsunterricht an deutschen Schulen heran, der schon lange nicht mehr konfessionsgebunden ist. "Er sorgt für eine religiöse Orientierung", sagte Dutzmann.
Ein weiterer Berührungspunkt zwischen Kirche und Staat ist die Seelsorge in der Bundeswehr. "Auch für Soldaten muss eine freie Religionsausübung gewährleistet sein", sagte Dutzmann, der seit 2008 das Amt des Evangelischen Militärbischofs im Nebenamt bekleidet.
Im zweiten Teil seines Vortrages ging er vermehrt auf die Kirche als Stütze des demokratischen Rechtsstaates ein. "Dazu trägt die Diakonie einen wichtigen Teil bei. Auch in den Bereichen Bildung und Kultur stehen Kirche und Staat in einer partnerschaftlichen Verbindung." Die Kirche leistet im kulturellen Bereich in erster Linie durch den Denkmalschutz und die Musik einen wichtigen Beitrag. Dutzmann ist selbst ein wichtiges Bindeglied zwischen Kirche und Politik und wies auch am Freitag auf die Bedeutung dieser Aufgabe hin. "Die Kirche soll die Politik konstruktiv und kritisch und die Politiker solidarisch begleiten." Er stellte auch fest: "Religion ist eine höchst persönliche Angelegenheit, aber nicht privat."
Pfarrer Johannes Dress war sichtlich stolz darauf, Dutzmann für einen Vortrag in Radevormwald gewonnen zu haben und forderte die Besucher auf, nach dem Vortrag mit dem Referenten ins Gespräch zu kommen. "Viele von uns interessiert es sicherlich auch, was Sie zur Rolle des Islams in Deutschland sagen", meinte Dress zu Dutzmann.