Radevormwald "Kleider machen Leute" und viel kompetenter für die Kunden

Radevormwald · Rote Krawatten für die Herren, ein roter Schal für die Damen - dazu dezente Kleidung, am liebsten kombiniert mit schwarz oder weiß. So sehen die Mitarbeiter in den Filialen der Sparkasse Radevormwald-Hückeswagen jeden Montag aus. Die Azubis Svenja Butz und Jan-Simon Hindrichs haben sich an ihre neue Kleidung gewöhnt.

 Svenja Butz und Jan-Simon Hindrichs fühlen sich in der Kleidung, die sie bei der Sparkasse anziehen, mittlerweile richtig wohl.

Svenja Butz und Jan-Simon Hindrichs fühlen sich in der Kleidung, die sie bei der Sparkasse anziehen, mittlerweile richtig wohl.

Foto: nico hertgen

Am "Red-Day" treten alle Angestellten in einem einheitlichen Erscheinungsbild auf, und das schon seit zehn Jahren. "Und weil die Aktion so erfolgreich ist, machen wir das jetzt auch donnerstags", sagt Manuela Venditi. Sie ist Ausbildungsverantwortliche und weist den Nachwuchs in die kleidungstechnischen Voraussetzungen ein, um bei der Sparkasse arbeiten zu dürfen.

Die Damen haben mehr Gestaltungsmöglichkeiten: Tuch lang oder kurz, rote Bluse, weiße Bluse, roter Blazer - Variationen gibt es viele. Da sind die Männer eingeschränkter, "aber rote Fliegen hatten wir noch nicht", sagt Michael Scholz von der Marketingabteilung und schmunzelt. Bewerber für einen Ausbildungsplatz kommen mit der Kleiderordnung erstmals in Berührung, wenn sie zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden. "Dann raten wir ihnen, sich an der Kleidung der Kollegen zu orientieren", sagt Manuela Venditi. Da reiche eine chice Jeans, Hemd und Blazer. Die Krawatte bekommen die Männer von der Sparkasse geliehen. "Ich kann nicht erwarten, dass die Bewerber sich extra für das Vorstellungsgespräch einen Anzug kaufen", sagt die Ausbildungsleiterin.

Scholz hat 15 Jahre die Praktikanten betreut. "Die entscheiden für sich, wie sie hier erscheinen. Da die meisten nicht negativ auffallen wollen, tragen die Jungs schon mal Schlips", sagt er. Ein Prozess, den auch die beiden Auszubildenden Svenja Butz (Rade) und Jan-Simon Hindrichs (Hückeswagen) durchlaufen haben. Probleme gab's keine, eine Umstellung war es trotzdem. "Die Kleidung sollte kompetent wirken", sagt Svenja Butz. Schmuddelige Freizeitkleidung sei tabu. Bei den Herren gilt Grundsätzliches: Hemd, Anzug, Krawatte. Die Damen können Kostüme, Röcke und Blusen (keine Tops!) kombinieren. Turnschuhe und ein zu tiefer Ausschnitt sind verboten. "Dabei trage ich so gerne Turnschuhe und Jogginghosen, aber das hat sich hier schnell geändert", sagt Svenja Butz. Schon fürs Praktikum hatte sie sich einen Blazer gekauft. Eine große Umstellung für den Teenager. "Aber ich habe mich schnell umgewöhnt und fühle mich mittlerweile auch kompetenter durch mein äußeres Erscheinungsbild", sagt die Radevormwalderin. Menschen, die sie vorher niemals gegrüßt hätten, würden sie nun wahrnehmen. "Kleider machen Leute. Das ist ein anerkennendes Gefühl", sagt die 19-Jährige.

Ähnlich ergeht es ihrem 21-jährigen Azubi-Kollegen, der sich ebenfalls im zweiten Ausbildungsjahr befindet. "Für mich gehört der Anzug mittlerweile dazu, das ist ein ganz anderes Gefühl, und ich verhalte mich auch ganz anders", sagt Jan-Simon Hindrichs. Als er die Ausbildungsstelle sicher hatte, folgte ein Großeinkauf: Drei Anzüge, sechs bis sieben Hemden, vier Krawatten, ein Wintermantel.

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Auch Svenja Butz ging shoppen: mehrere Kostüme in verschiedenen Farben. "Die müssen kombinierbar sein", sagt sie. Ein Top mit Blazer sei auch möglich, schulterfrei ist tabu. "Alles, was nicht sichtbar ist, ist in Ordnung", sagt Manuela Venditi. Deshalb sind auch sichtbare Piercings und Tattoos ein Problem. Zu viel Haut geht nicht. "Piercings müssen raus!". Da kennt die Ausbildungsleiterin kein Pardon. Auch bunt gefärbte Haare akzeptiert sie nicht.

Selbst beim Schmuck gibt es strenge Vorgaben: "Nicht mehr als fünf Stücke sollten es sein", sagt Svenja Butz. Da werde es schon mal schwierig mit dem Zählen: Uhr, Armband, Brille, Ring, Kette und Ohrring. "Dezent sollte es sein", sagt die Auszubildende. Man komme sich schon etwas komisch vor, wenn man zu behangen sei.

Auch bei den Schuhen musste sich die 19-Jährige umstellen. Zu hohe Absätze gehen gar nicht. "Wenn ich von 8 bis 18 Uhr am Schalter stehe, waren die Füße anfangs schon mal blau", sagt sie. Jan-Simon Hindrichs gibt deshalb heute gerne 50 Euro mehr aus, um dann auch vernünftiges Schuhwerk zu tragen. Außerdem suchen sich beide Auszubildenden ihre Kleidung gezielter aus, um Beruf und Privatleben auch kleidungstechnisch kombinieren zu können. "Stil und Einkaufsverhalten verändern sich schon", sagen beide.

(RP)
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