Radevormwald Kleine Bühne, großes Konzert

Radevormwald · In Honsberg begeistert das Roman-und-Julian-Wasserfuhr-Quartett die Besucher.

Jazz-Fan hin oder her: Ein Abend mit Roman und Julian Wasserfuhr wirkt nach, er hinterlässt Spuren, Rhythmen und Gefühl. Der Zuhörer wird an ungewohnte musikalische Orte gebracht, die ihn Leidenschaft für Instrumente und Melodien und perfektes Zusammenspiel erleben lassen. Es ist wohl genau diese Mischung, die einen Abend mit dem Roman-und-Julian-Wasserfuhr-Quartett nachwirken lässt. Das können seit Samstagabend auch die Besucher in Honsberg bezeugen.

"Es ist wahrscheinlich die kleinste Bühne, auf der wir je gespielt haben", befand Roman Wasserfuhr zu Beginn, "aber es hat sogar ein Flügel drauf gepasst." Gott sei Dank. Denn ohne die fliegenden Finger von Roman Wasserfuhr, die begeistert auf Tasten treffen, wäre das Konzert nur halb so schön gewesen. Im Gepäck hatte das Quartett Stücke von ihrer neuen Platte "Landed in Brooklyn". Und so wichtig Roman Wasserfuhr - mal am Klavier, mal an der Orgel - für das Quartett ist, so wichtig ist es auch sein Bruder Julian. Es grenzt an Zauberei, wenn der Musiker Pedale tritt, Flügelhorn und Trompete mal zum Jubeln, mal zum Klagen animiert und die Töne schließlich mit Hall unterlegt, so dass sie sich gegenseitig zu jagen scheinen.

Dazu plauderten die Brüder aus dem Nähkästchen. Roman Wasserfuhr erinnerte an den Lehrer damals in der Bigband des Gymnasiums in Wipperfürth, der vor versammeltem Publikum den jungen Klavierspieler dafür rügte, vier statt drei Töne gespielt zu haben. "Also haben wir unser neues Stück Lost in Time im Drei-Viertel-Takt komponiert", sagte er lachend, "da kann nichts schief gehen." Und das tat es auch nicht. Bass und Schlagzeug, Flügelhorn und die Tasten: Die vier Musiker harmonierten miteinander, sprachen mit Blicken, freuten sich an der Musik des anderen. Manchmal hatte man den Eindruck, einem privaten Gespräch zu lauschen. Und doch lauschte man eigentlich der Musik. Die erzählte von gescheiterten Versuchen bei Single-Börsen, vom Bier-Brauen. Sie war mal Hund Carlo gewidmet, dann dem neuen Gesellschaftsspiel des Quartetts. Eigenkompositionen hörten die Besucher in Honsberg an diesem Abend ebenso wie Jazz-Klassiker. Ein Höhepunkt: Schlagzeuger Oliver Rehmann strich nur ganz sanft über die Ridebecken, erzeugte ungewöhnliche Töne und dann schienen Klavier, Bass und Horn zur Höchstform aufzulaufen. Die bekannten Tonfolgen von "An Englishman in New York" dürften die Zuhörer zwischen den wild improvisierten Melodien des Ensembles entdeckt haben. Sting hätte seine helle Freude gehabt. Das Publikum hatte es auch und ließ die Wasserfuhr-Brüder nicht ohne eine Zugabe gehen.

(resa)
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