Traditionsberufe Konditor Kunsthandwerk mit Sinn für Gestaltung

Radevormwald · In einer Serie stellen wir Handwerksberufe vor, die es seit langer Zeit auch schon in Radevormwald gibt. Heute: Stefano Gallus vom Tortenatelier an der Kaiserstraße. "Unsere Kunden können sich auf Qualität und Exklusivität verlassen", sagt er.

 Stefano Gallus machte Anfang der 1980er Jahre seine Lehre zum Konditor in Remscheid. Mittlerweile gibt es nur noch eine Handvoll traditioneller Cafés.

Stefano Gallus machte Anfang der 1980er Jahre seine Lehre zum Konditor in Remscheid. Mittlerweile gibt es nur noch eine Handvoll traditioneller Cafés.

Foto: moll

Radevormwald Konditoren sind Künstler. Wer außergewöhnliche Torten backen und seltene Rezepturen entwickeln möchte, muss sich nicht nur mit Lebensmitteln auskennen, sondern auch ein Gespür für Farben und Formen haben. Stefano Gallus ist in Radevormwald mit seiner eigenen Konditorei "Tortenatelier" selbstständig und sieht seinen Beruf als einen handwerklichen und künstlerischen Beruf an.

Klassische Konditoreien sind in den vergangenen Jahrzehnten beinahe ausgestorben, obwohl sie früher zum festen Bestandteil eines jeden Stadtbilds gehörten. Der Grund, warum seine Branche immer kleiner wird, liegt für Stefano Gallus in der großindustriellen Konkurrenz. "Torten sollte man nicht im Supermarkt kaufen und aus der Tiefkühltruhe holen. Torten kauft man in der Konditorei", sagt er.

Als er Anfang der 1980er Jahre seine Lehre zum Konditor in Remscheid begann, gab es Konditoreien an jeder Ecke. Mittlerweile gibt es im Bergischen Land nur noch eine Handvoll traditioneller Cafés. "Unsere Arbeit muss bezahlt werden. Handgefertigte Torten sind teuer. Das schreckt vielleicht ab. Unsere Kunden können sich dafür aber auch auf Qualität und Exklusivität verlassen", sagt Gallus. Mit originellen Ideen und gutem Service will er traditionelle Konditoreien wieder zurück ins Stadtbild holen - und mit dem "Tortenatelier" auf der Kaiserstraße und zwei Niederlassungen in Remscheid-Lennep und Halver ist ihm das auch gelungen.

Wer ein Stück Sahnetorte in einer klassischen Konditorei kauft, darf auf exquisite Zutaten und ungewöhnliche Rezepte vertrauen. "Das ist schließlich unser Beruf. Wir entwickeln Neues", sagt Gallus. Das Schönste an seinem Beruf sind für ihn glückliche Kunden. Torten, die Menschen zum Lächeln bringen oder bei Kindern funkelnde Augen erregen, sind für Stefano Gallus ein Erfolg. "Geschmackserlebnisse stehen natürlich an erster Stelle, aber die Optik wird auch immer wichtiger."

In den vergangenen Jahren ist die Kreativität von Konditoren wichtiger denn je geworden, denn die Ideen der Kunden sind bunt und die Ansprüche hoch. "Eine Torte in Form einer Spielkonsole ist nichts Ungewöhnliches mehr", sagt Gallus. Manche Vorstellungen seiner Kunden kann er allerdings nicht erfüllen. Bilder von menschengroßen Torten aus amerikanischen Hochglanzzeitschriften kann und will der Konditor mit Herz nicht umsetzen. "Meine Torten sollen schmecken. Die Statik solcher Torten ist mit meinen Ansprüchen an gute Zutaten nicht vereinbar." Neben den vielen Glanzstunden seines Berufs gibt es natürlich aber auch Schattenseiten. Frühes Aufstehen und ein, besonders im Sommer, kräftezehrendes Arbeitsumfeld, gehören dazu.

"Backstuben heizen sich sehr schnell auf. Das kann anstrengend werden", sagt Gallus. Künftigen Konditoren müssen für ihn ein Verständnis für Zutaten und Mengenangaben sowie für Formen und Gestaltung mitbringen. Der Konditor bildet selber aus und hofft, dass das Interesse an seinem Beruf wieder wächst. "Außerdem ist es schade, dass der Beruf beinahe ausschließlich von Frauen erlernt wird. Männer können sich hier aber genauso verwirklichen", sagt er. Der Traditionsberuf des Konditors ist eben viel mehr, als Zutaten zusammen zu rühren.

(trei)
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