Radevormwald Leckere Bratwurst zur Reformation gegrillt

Radevormwald · Mittelalterliche Fastenordnung wird durch den Verzehr gegrillter Bratwürstchen erneut gebrochen.

 Philipp Prange (l.) und Leon Partenheimer am Grill im Einsatz: Beide absolvieren zurzeit ein "Konfi-Praktikum" bei der Reformierte Gemeinde.

Philipp Prange (l.) und Leon Partenheimer am Grill im Einsatz: Beide absolvieren zurzeit ein "Konfi-Praktikum" bei der Reformierte Gemeinde.

Foto: jürgen moll

Die Arme dürfen ruhig einmal hoch über die Schultern beider Seiten ragen - und dazu die Handflächen gen Himmel zeigen im Gebet zu Gott. Samstagabend führte Vikarin Laura Kadur verschiedene Möglichkeiten, zu Gott zu sprechen, im Dietrich-Bonhoeffer-Haus vor. Sie demonstrierte einige Beispiele von Gebetsformen und christlichen Ritualen aus verschiedenen Empochen. 40 Gemeindemitglieder, die der Einladung zum Bratwurstfest gefolgt waren, machten die vielen praktischen Übungen schmunzelnd mit.

Pfarrer Dr. Dieter Jeschke zeigte sich erfreut über die gute Resonanz besonders bei den Jugendlichen. "Das ist ein schönes Zeichen, dass die jungen Leute an dieser Veranstaltung interessiert sind", sagte er. Einen Vortrag über das Leben und Wirken von Ulrich Zwingli im mittelalterlichen Zürich hätte vermutlich nur wenige Menschen erreicht. "Mit dem Bratwurstfest erinnern wir an den Beginn der Reformation, die damals mit einem demonstrativen Bruch der mittelalterlichen Fastenordung ausgelöst wurde", sagte Jeschke. Der Widerstand gegen den damaligen Gewissensdruck habe damit seinen Lauf genommen. Es wurde um die Gewissensfreiheit im Glauben gekämpft. Ulrich Zwingli hatte sich damals bewusst in der Passionszeit mit Freunden im Haus des Buchdruckers Froschauer zum Bratwurstessen getroffen. Er habe gegen den damaligen Bischof von Konstantinopel provoziert. Jahrhunderte später wurde das Fest nun in Radevormwald wiederholt. "Wir hinterfragen damit die Bedeutung von christlichen Ritualen für uns in der heutigen Zeit", sagte der Pfarrer. Pfarrerin Antje Blesenkemper klärte über die verschiedenen Glaubensformen der frühzeitlichen Geschichte auf, während Jeschke zu Anfang über die Entstehung und Entwicklung der Reformation berichtete. "Viele Begriffe aus dieser Zeit sind heute wieder da" sagte Jeschke. Er nannte das Pilgern auf dem Jakobsweg und die geordneten Fastenzeiten als Beispiele.

"Das Thema ist hoch interessant. Ich freue mich, heute bei einer leckeren Bratwurst auch die Chance zu haben, über die Reformation etwas zu lernen", sagte der 17-jährige Tobias. Die 15-jährige Julia freute sich über die Erfahrung, so unterschiedliche Riten der christlichen Kirchen aus verschiedenen Zeiten kennenzulernen. "Ein Bratwurstfest ist mal etwas ganz anderes. Ich bin gerne heute gekommen", sagte sie.

Die Altersstruktur der erfolgreichen Veranstaltung im Rahmen des 3. Glaubensforums 2017 reichte von sehr jung bis betagt. Gemeinsam durften letztlich auch die vor der Eingangstüre des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses frisch gegrillten Bratwürstchen verspeist werden. "Eine Wiederholung des Festes ist nicht angedacht. Es soll in dieser Form hier bei uns einmalig bleiben", sagte Jeschke.

(sig)
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