Radevormwald Mans will die Flüchtlingshilfe verbessern

Radevormwald · Der neue Bürgermeister möchte ein völlig neues Konzept umsetzen, um dem Zustrom an Flüchtlingen besser gerecht zu werden. Hierzu zählt, dass Betreuungskräfte dort wohnen, wo die Flüchtlinge sind. Von Wachdiensten hält Mans nichts.

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Foto: dpa, fg nic

Von einem "schweren Versorgungspaket, das die Stadt zu schnüren hat", spricht Bürgermeister Johannes Mans. Nach wie vor werden der Kommune jede Woche neue Flüchtlinge zugewiesen. "Die Situation wird auch deshalb immer dramatischer, weil wir den Anspruch haben, die Menschen in Wohnungen unterzubringen.

Das wird zunehmend schwieriger. Und Wohnraum in Unterkünften herzurichten, sorgt für weitere Engpässe", sagt Mans. Deshalb wolle er ein neues Konzept umsetzen, wie Rade die Flüchtlingshilfe effektiver und effizienter gestalten kann.

"Wir müssen unsere Betreuungskräfte an die Orte bringen, wo die Flüchtlinge sind und wollen sie dort auch wohnen lassen", fordert Mans. Damit verliere die Stadt zwar potenziellen Wohnraum, aber die Flüchtlingshilfe müsse auf ein breiteres Fundament gestellt werden. Kräfte vor Ort könnten die Ehrenamtlichen besser in die Betreuung einbinden und sich absprechen.

Wenn neue Flüchtlinge in Rade ankommen (hier ein Foto aus der Nachbarstadt Remscheid vom Juli), sollen sie möglichst in Wohnungen untergebracht werden. Das wird in Zukunft aber nicht mehr problemlos gelingen.

Wenn neue Flüchtlinge in Rade ankommen (hier ein Foto aus der Nachbarstadt Remscheid vom Juli), sollen sie möglichst in Wohnungen untergebracht werden. Das wird in Zukunft aber nicht mehr problemlos gelingen.

Foto: NICO hertgen (ARCHIV)

Mans ist Koordinierung wichtig. Da geht es um praktische Alltagshilfen, aber auch um Möglichkeiten, die Flüchtlinge zu beschäftigen, sie möglichst schnell in Arbeit zu vermitteln. Hierfür sucht Mans das Gespräch mit Unternehmen, klopft die Chancen für Praktika und Schnupperstunden ab. "Wir dürfen Flüchtlingshilfe nicht isoliert betrachten. Wir müssen die Chance sehen, integrativ zu arbeiten, um den Menschen, die bleiben, eine bessere Perspektive zu bieten", sagt er.

Diese Woche hat Mans mit Ehrenamtlichen gesprochen und eine Lenkungsgruppe ins Leben gerufen. In dem bewusst klein gehaltenen Kreis sitzen zwei Hauptamtliche und fünf bis sechs Ehrenamtliche, die die Arbeit besser koordinieren und abstimmen sollen. Die Lenkungsgruppe soll wichtige Informationen lückenlos weitergeben, andere Infos vorher filtern und kanalisieren. Langfristig will der Bürgermeister auch andere Hilfen (Kleiderkammer, Möbellager) besser koordinieren und sinnvoll und effektiv zusammenführen.

Mans hält es für nicht ausgeschlossen, dass die Flüchtlingshilfe künftig einen eigenen Fachbereich bei der Stadtverwaltung bekommt. "Das Thema wird uns mindestens die nächsten zehn Jahre beschäftigen. Da wird es wichtig sein, kleine Organisationseinheiten zu bilden und dort für klare Zuständigkeiten zu sorgen", sagt er. Es sei völlig verständlich, wenn Ehrenamtliche zurzeit unzufrieden sind, denn Vernetzung als Hauptaufgabe für Integration finde zurzeit zu selten statt.

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Foto: dpa, rwe jai

Mans weiß, dass sein Konzept Geld kostet. "Das wird kein Nullsummen-Spiel", sagt er. Die Stadt werde investieren müssen. Aber wenn Kosten für Wachdienste entfallen, weil eigenes Fachpersonal vor Ort lebt - Mans hält solche Dienste für nicht effektiv -, sei das besser. Wichtige Zielgruppe seien die Flüchtlinge selbst. Denn wer sich in Rade stabilisiert habe und angenommen fühle, werde zum Unterstützer im Gesamtprojekt. Mans nennt dies "soziale Betreuung".

Er weiß, dass er von seinen Mitarbeitern viel verlangt. "Aber wir stehen am Anfang eines Prozesses, den wir als Chance begreifen müssen, diese große Zukunftsaufgabe zu bewältigen", sagt er.

(RP)
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