Radevormwald Mit einer Schmiede im Erntedankumzug

Radevormwald · Um die 31 Wagen und Kostüme der Fußgruppen für den kommenden Sonntag zum Erntedankumzug vorzubereiten, wird, wie in Önkfeld bei Familie Albert, an vielen Stellen gewerkelt. Los geht es um 13.30 Uhr am Feuerwehrgerätehaus.

 Der Erntewagen der Familie Albert aus Önkfeld befasst sich mit den Ursprüngen des Gesangsvereins Serenita. Mit dabei sind auch Patrick Forster, Nicole Forster und Jens Albert.

Der Erntewagen der Familie Albert aus Önkfeld befasst sich mit den Ursprüngen des Gesangsvereins Serenita. Mit dabei sind auch Patrick Forster, Nicole Forster und Jens Albert.

Foto: Nico Hertgen

Das Erntedankfest in der Radevormwalder Ortschaft Önkfeld hat eine lange Tradition. Seit mehr als 60 Jahren wird drei Tage lang mit Freunden und Nachbarn zünftig gefeiert. Höhepunkt des Festes ist der große Erntedankumzug, an dem in diesem Jahr 31 Gruppen mit Wagen teilnehmen. Alle haben ihre Fahrzeuge zum Motto "Tradition in Önkfeld" geschmückt.

Noch ist das Aussehen der mit viel Liebe geschmückten Themenwagen ein großes Geheimnis. Selbst die sechs aus Önkfeld teilnehmenden Gruppen wissen nicht, wie die Wagen der Nachbarn das Thema umgesetzt haben. Das Team um Jürgen Albert hat als Motiv für seinen Wagen den Önkfelder Chor "Serenita" und dessen Entstehung gewählt. "Durch Schmiedekunst und Ambossklang entstand im Dorf der Chorgesang" ist das Motto des Wagens. Was die Önkfelder Mannschaft daraus gemacht hat, ist mehr als sehenswert. Details werden aber noch nicht verraten. Vom Ergebnis kann sich jeder am Sonntag während des Umzugs selbst überzeugen.

Mit dem Sohn von Jürgen Albert baut die Familie, gemeinsam mit einem engen Kreis von bis zu 14 Mitstreitern, bereits in der dritten Generation Wagen für den Umzug. "Soweit ich zurückdenken kann, bauen wir jeden September am Aufbau des Treckeranhängers", erzählt Jens Albert. "Das ist für mich völlig selbstverständlich und ich kann es mir gar nicht mehr anders vorstellen."

Anfang September trifft sich das Team und überlegt gemeinsam, wie das von der Kulturgemeinde vorgegebene Motto auf ihrem Wagen umgesetzt werden kann. "Jeder bringt seine Ideen ein, und irgendwann wissen wir dann zumindest im Groben, was wir bauen wollen. Viele Details entwickeln sich aber erst während der Bauzeit." Der komplette September steht im Zeichen des Wagenbaus. Von Montag bis Freitag wird jeden Abend drei Stunden lang gewerkelt.

Um 21 Uhr werden die Werkzeuge niedergelegt und es beginnt eine gesellige Zeit. "Das ist wichtig für den Zusammenhalt des Teams. Alle sind mit viel Herzblut dabei", sagen Vater und Sohn Albert unisono. "An einem Tag können wir dann feiern, dass wir es wieder einmal geschafft haben." Denn nur gemeinsam und mit viel guter Laune lässt sich so ein großes Projekt Jahr für Jahr realisieren.

Am Sonntag werden alle, die am Wagen mitgebaut haben, auch die große rund zweieinhalbstündige Rundfahrt mitmachen und Nachbarn und Gästen das Ergebnis ihrer Wagenvorbereitung präsentieren. "Wir machen das jedes Jahr wieder, weil es großen Spaß macht. Es gehört zum Jahresablauf einfach dazu. Für mich beginnt das Jahr mit dem Tanz in den Mai und endet mit dem Erntedankfest", erklärt Jens Albert seine Ambitionen. "Wenn der letzte Wagen des Zuges aus dem Dorf zieht, ist das für mich genauso ein Gefühl, wie die Kraniche wegziehen zu sehen. Für mich zeigt es das Ende des Bauernjahres an."

Ganz wichtig ist es für ihn, auch deutlich zu machen, dass der Erntedankumzug nicht mit einem Karnevalsumzug zu vergleichen ist. "Wir haben natürlich auch Musik auf den Wagen, aber wir werfen keine Süßigkeiten", sagt er deutlich. "Uns geht es darum, die Dorfgemeinschaft und den Zusammenhalt der Menschen unseres Ortsteils darzustellen." Und dieses Brauchtum will Jens Albert auch in den nächsten Jahren, irgendwann als Verantwortlicher für den Wagenbau, in der dritten Familiengeneration fortführen. Er kann sich derzeit nicht vorstellen, dass diese Tradition einmal abreißen könnte.

(gedi)
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