Radevormwald Mit Elektroschocker am Geldautomaten randaliert

Radevormwald · Kurioser Fall vorm Amtsgericht: Ein 37-Jähriger aus Wipperfürth war wegen Diebstahls, Waffenbesitz, Sachbeschädigung und Urkundenfälschung angeklagt. Der Mann soll im August 2013 in Rade einen Geldautomaten mit einem Elektroschockgerät traktiert, zwei Schaufenster mit einem Beil eingeschlagen und einige Schachteln Zigaretten geklaut haben.

Zudem war er in Remscheid und Wipperfürth sechsmal mit einem gefälschten Rezept in Apotheken gegangen, um Diazepam-Tabletten zu bekommen. Der Mann soll am Tatabend laut eigener Aussage 40 Tabletten des Beruhigungsmittels geschluckt haben, das unter das Betäubungsmittelgesetz fällt.

Der Angeklagte konnte sich kaum erinnern. "Was ich weiß, habe ich durch Fotos, Videoaufnahmen und durch die Polizei erfahren", sagte der Mann, der mit seiner Verlobten zwei Kinder und laut seines Arztes eine langjährige Vorgeschichte mit Suchterkrankungen hat. Mit seiner Verlobten sei er an jenem Tag mit dem Auto auf dem Weg nach Wuppertal gewesen, wo sie den Wagen verkaufen wollten. In Wuppertal machte die Elektronik schlapp, nichts ging mehr. Ohne Geld und Kontakte machten sich die beiden mit den Wertgegenständen aus dem Wagen auf den Fußweg nach Wipperfürth zurück - mit Beil und Elektroschocker, gut 30 Kilometer.

Auf dem Weg habe er alle paar Kilometer einige Tabletten geschluckt, sagte der Angeklagte. In Rade sei es zum Streit mit seiner Verlobten gekommen, die das Verhalten ihres Partners immer merkwürdiger fand. "Ich habe aber nichts von Tabletten oder Alkohol mitbekommen", sagte sie. Nachdem sie ihn am Busbahnhof zurückgelassen hatte, sei es zu den Vorfällen am Geldautomat und im Supermarkt gekommen.

Der ernst und gefasst wirkende Mann betonte, dass die Tat für ihn selbst sehr schockierend sei. "So etwas würde ich normal nie machen", sagte er geknickt. Sein Anwalt betonte, dass sein Mandant die sinnlosen Handlungen unter Medikamenteneinfluss vorgenommen habe. "Er hatte mehrere Schutzengel. Dass er nach der Attacke gegen die Glasscheiben noch sehen kann, dass er sich nur in die Hand geschnitten hat, grenzt an ein kleines Wunder. Und dass die Aktion mit dem Elektroschocker gegen den Geldautomaten Unsinn war, das weiß er selbst."

Dass etwas auf dem Fußmarsch im Argen lag, bestätigte die Verlobte. "Er war patzig, launisch, bösartig. Außerdem ist sein Kreislauf ständig versackt." Der Hausarzt des Angeklagten bestätigte, dass unter dem Einfluss einer so großen Menge Diazepam Einsicht und Steuerungsfähigkeit verloren gehen können. "Wenn man das überlebt. Wer so viele Tabletten nehmen kann, muss sie gewöhnt sein." Er bestätigte, dass der Angeklagte vor zehn Jahren in seinem Methadon-Programm gewesen sei. Diese Sachlage würde den Fall in einem neuen Licht erscheinen lassen, sagte die Richterin. Der Prozess wurde vertagt. Ein Gutachten soll feststellen, ob der Angeklagte schuldfähig ist.

(wow)
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