Radevormwald Mord aufklären mit Asperger-Syndrom

Radevormwald · Die Zuschauer im Bürgerhaus sahen am Mittwochabend ein beeindruckendes Theaterstück. "Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone" ist zurzeit auch Thema in Klasse 9b am Theodor-Heuss-Gymnasium.

Radevormwald: Mord aufklären mit Asperger-Syndrom
Foto: BJOERN_HICKMANN

Michael Großschädl ist es am Mittwochabend im gut besuchten Bürgerhaus gelungen, den 15-jährigen Christopher, der das Asperger-Syndrom hat, authentisch und überhaupt nicht fremd darzustellen. Der Protagonist von "Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone" kennt zwar alle Länder der Welt samt ihrer Hauptstädte auswendig, liebt Primzahlen, gerade ausgerichtete Dinge und ist in dem Computerspiel Tetris zuhause, hat aber emotionale Schwierigkeiten und kennt Dinge wie Intuition nicht. In dem Roman von Mark Haddon will Christopher den Mord an dem Nachbarshund Wellington aufklären und profitiert bei diesem Unterfangen von seinem kognitiven Geschick.

Die moderne Inszenierung von Catharina Fillers, die das Rheinische Landestheater Neuss auf Einladung des Kulturkreises Radevormwald auf die Bühne des Bürgerhauses brachte, stellt die Andersartigkeit von Christopher in den Mittelpunkt der Handlung, um ihren Wert herauszustellen. Die Geschichte von Christopher Boone handelt von Unterschieden, von dem Leben eines Außenseiters und wie wertvoll eine andere, fremde Sichtweise auf die Welt für die Allgemeinheit sein kann.

Als der Hund seiner Nachbarin mit einer Mistgabel ermordet wird, sammelt Christopher Spuren und unterhält sich mit Nachbarn über das Ereignis. Obwohl sein Vater Ed (Joachim Berger) ihm davon abrät, verlässt Christopher seine sichere Welt, wagt es, in das Leben seiner Mitmenschen einzutauchen und sein Umfeld besser kennenzulernen. Von den vielen Mysterien, die sich um den Mord an Wellington ergeben, lässt sich Christopher nicht beirren.

Die schauspielerische Leistung von Michael Großschädl am Mittwochabend war bemerkenswert. Die für Christopher typischen Bewegungen, das ruckartige Kopfschütteln oder das nervöse Trommeln auf Holz, setzte er wie selbstverständlich um, ohne die Eigenarten des 15-jährigen Jungen zu überzeichnen.

Mindestens genauso gut umgesetzt war das dynamische Bühnenbild von Ivonne Theodora Storm. Die fünf baugleichen Holzelemente, die an Tetris-Figuren erinnerten, wurden von den Schauspielern als Möbelstücke, Häuser oder Abbildungen von Gefühlswelten benutzt. Alle äußeren Eindrücke, die auf Christopher einprasseln, wie Licht, Stimmen oder Menschenmassen, stellten die Schauspieler Ulrike Knobloch, Hergard Engert, Katharina Dalichau, Jan Kämmerer und Rainer Scharenberg live her. Sie schlüpften in verschiedene Rollen, die Christopher auf seiner Reise begegnen. Den Roman von Mark Haddon liest die Klasse 9b des Theodor-Heuss-Gymnasiums momentan im Deutschunterricht. Die Chance, das Stück live und in einer modernen Fassung zu sehen, ließen sich die Schüler am Mittwoch nicht entgehen. Lehrerin Gabriele Nath begleitete ihre Klasse ins Bürgerhaus. "Einen Roman als Theaterstück zu sehen, ist für das Verständnis immer hilfreich", sagte sie.

(trei)
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