Radevormwald Mülltonnen-Anarchie und Merkel-Raute

Radevormwald · Mit Hennes Bender, dem gebürtigen Lenneper Jens Neutag, Peter Vollmer und Erasmus Stein gelang dem Team des Kulturkreises wieder ein mitreißender Comedy-Abend. Das Bürgerhaus war wieder "selbstverständlich ausverkauft".

 Erasmus Stein bildete bei der Comedy-Show das Bindeglied zwischen den Auftritten der einzelnen Künstler. Mit Karten- und Zaubertricks ergänzte er seine launischen Moderations-Texte, in die er die Zuschauer mit einband.

Erasmus Stein bildete bei der Comedy-Show das Bindeglied zwischen den Auftritten der einzelnen Künstler. Mit Karten- und Zaubertricks ergänzte er seine launischen Moderations-Texte, in die er die Zuschauer mit einband.

Foto: Jürgen Moll

Erstklassige Künstler machten auch die diesjährige Rader Comedy-Show zu einem großen Erfolg. Hennes Bender, Jens Neutag, Peter Vollmer und Erasmus Stein brachten das Publikum am Freitag zum Jubeln, zum Lachen und zum Kreischen. Das Team um Ingo Schwarz knüpfte gemeinsam mit dem Kulturkreis an die Erfolge der vergangenen vier Jahre an. Das Bürgerhaus stand Kopf. "Ein tolles Gefühl, wenn das Haus so voll ist wie heute", sagte Michael Teckentrup. Der Vorsitzende des Kulturkreises beobachtete das sich schnell füllende Foyer mit Begeisterung.

Von den 470 Karten blieb keine übrig. Und als Moderator, Komiker und Zauberer Erasmus Stein auf die Bühne trat, startete das Publikum in einen kurzweiligen Abend. Das quirlige Multitalent stiefelte in einem viel zu kleinen Anzug, aber mit einem umso größeren Selbstbewusstsein auf die Bühne. "Rade, das Brasilien Deutschlands", stieg er in seinen ersten Auftritt ein, bevor er sich mit viel Geschick und dem ein oder anderen Zaubertrick die Anerkennung und Sympathie des Publikums sicherte.

Kabarettist Peter Vollmer gab im Bürgerhaus Auszüge aus seinem aktuellen Programm "Frauen verblühen, Männer verduften" zum Besten und stellte die Männer mit Mitte Fünfzig vor den Spiegel. "Die Selbsteinschätzung schwankt zwischen Ironman und Pflegefall", startete er in sein Programm. Der Kölner, der im Stadtteil Nippes, dem "Bionade-Ghetto" von Köln, seine gesellschaftlichen Studien treibt, kennt die Bedürfnisse von Männern in der Midlife-Crisis genau. "Früher hab ich gedacht ,Mensch, die ist bestimmt ne Granate im Bett' heute denk ich ,die macht bestimmt einen fantastischen Hefezopf". Die Reaktion des Publikums teilte sich in lautes Gelächter und selbsterkennendes Gemurmel auf. Tränen wurden gelacht, als sich Peter Vollmer in die singende Waage verwandelte.

Politisches Kabarett lieferte Jens Neutag, der mit bitterem Humor das "Deutschland-Syndrom" zerpflückte. "Anarchie bedeutet in Deutschland, die Mülltonne einen Tag zu früh vor die Haustür zu rollen", verkündete der gebürtige Lenneper. Er lüftete außerdem das Geheimnis um Angela Merkel und die berühmte Raute mit den Fingern, die zu dem Markenzeichen der Kanzlerin geworden ist. "Das ist Hypnose auf einer höheren Ebene", erklärte er kurzerhand den Sinn der markanten Handhaltung. "Sie hat Deutschland in den letzten zehn Jahren hypnotisiert und träge gemacht", führte er seine Verschwörungstheorie über die Merkel-Raute fort. Hinter den Witzen von Jens Neutag, Preisträger des "Stuttgarter Besen", steckt nicht nur Kritik an der deutschen Politik und Gesellschaft, sondern auch sehr viel Sinn für die wirklich brisanten Themen des Weltgeschehens. Mit dieser Mischung punktete er bei dem Publikum.

König der Sprache war Hennes Bender, der aus Bochum, nur einen "Katzenwurf" entfernt, angereist war. Der Comedy-Star hat es 2016, nach mehreren Anfragen in den vergangenen Jahren, endlich nach Radevormwald geschafft und machte seinem Ruf alle Ehre. Anscheinend ganz spontan, völlig zwanglos, plauderte er im Bürgerhaus drauf los. Die Absurditäten des Alltages, insbesondere die seines klinischen Untersuchungsbefundes, stellte er in das Zentrum seines Auftritts. Über seinen "leicht adipösen Habitus" stolpert er noch heute, und die deutsche Sprache bringt noch so viel mehr Wortwitze mit sich. Völlig flüssig und authentisch unvorbereitet war der Auftritt: Die berühmte Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl habe augenzwinkernd den Weitsprung als Disziplin gewählt, damit sie schnell aus Radevormwald wegspringen konnte.

(trei)
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