Radevormwald Nach Brand Kraft für die Zukunft getankt

Radevormwald · Im Juli brannte das Wohnhaus von Karl-Heinz und Ursula Neveling nach einem Blitzeinschlag komplett ab. Was die beiden danach an Zusammenhalt und Unterstützung erlebten, war für das Ehepaar eine ganz persönliche Sternstunde.

 Vereint auf einem neuen Sofa in einer neuen Wohnung: Ursula und Karl-Heinz Neveling haben durch den Brand gelernt, jeden Gegenstand zu schätzen. Außerdem hat sich ihr Blick auf die Gesellschaft verändert.

Vereint auf einem neuen Sofa in einer neuen Wohnung: Ursula und Karl-Heinz Neveling haben durch den Brand gelernt, jeden Gegenstand zu schätzen. Außerdem hat sich ihr Blick auf die Gesellschaft verändert.

Foto: jürgen moll

Als Karl-Heinz und Ursula Neveling im Juli aus ihrem Urlaub zurückkamen, brannte ihr Wohnhaus in Feckinghausen lichterloh. Nach einem Blitzeinschlag war das alte Fachwerkhaus in Flammen aufgegangen und komplett niedergebrannt. "Wir haben die Nachricht auf der Rückfahrt kurz vor München erhalten. Wir haben uns angeguckt und waren geschockt. Als wir nach Hause kamen, war die Feuerwehr noch da, und ich stand wie gelähmt vor dem abgebrannten Haus", sagt Ursula Neveling. Die 64-Jährige hat an diesem Abend nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihr Elternhaus verloren.

Übrig geblieben ist nur eine Häkelnadel, die das Ehepaar in der Brandruine gefunden hat, wo zuvor ihr Haus gestanden hat. "Sonst haben wir nichts mehr. All die Erinnerungen, Fotos und der Geruch unseres Hauses fehlen uns sehr", sagt Karl-Heinz Neveling und schaut nachdenklich.

Für das Ehepaar ist der Verlust ihres Hauses wie ein Trauerfall. Dieser Schicksalsschlag traf aber nicht nur die direkt Betroffenen, sondern eine Vielzahl an Nachbarn, Freunden und Bekannten. Wie viel Hilfe und Unterstützung Karl-Heinz und Ursula Neveling in den Monaten nach dem Großbrand erfahren haben, können sie selbst kaum glauben. "Wir waren sprachlos über das Engagement. Wir haben Hilfe von Menschen empfangen, die wir nur flüchtig kennen. Sie haben uns aufgefangen", sagt Ursula Neveling.

Nur wenige Zeit nach dem schrecklichen Ereignis stand eine Wohnung für das Ehepaar bereit - , ebenfalls in Feckinghausen. "Wir haben Möbel, Kleidung und Lebensmittel geschenkt bekommen", sagt sie. In den ersten Tagen nach dem Großbrand war Karl-Heinz Neveling jeden Abend bei einer anderen Familie zum Abendessen eingeladen, weil seine Frau zu einem geplanten Eingriff ins Krankenhaus musste. "Ich hatte so viele Einladungen, dass ich mit den Terminen fast durcheinander gekommen bin. Ich wurde in jedem Haushalt nett empfangen und bekocht. Das hat mich gerührt und aufgebaut", sagt der 67-Jährige.

Der Verlust ihres Zufluchtsorts hat das Radevormwalder Ehepaar dankbar für das Leben und die kleinen Dinge im Leben gemacht. "Früher haben wir im Überfluss gelebt. Jetzt wissen wir, jeden Gegenstand zu schätzen. Außerdem hat sich unser Blick auf die Gesellschaft verändert", sagt Ursula Neveling. Dass es zwischenmenschliches Verständnis und Nächstenliebe auch in dieser schnelllebigen Zeit gibt, ist den Radevormwaldern jetzt bewusst. Der Hausbrand war für sie ein persönlicher Schicksalsschlag, aber eine Sternstunde für Zusammenhalt und Unterstützung.

Eine weitere Sternstunde erlebten Ursula und Karl-Heinz Neveling vor einigen Wochen, als Post aus der Verwandtschaft in ihrem Briefkasten landete. "Meine Cousine hat uns viele alte Fotos von unserem Haus, meinen Kindern und Eltern geschickt. Das ist ein großer Trost für unsere verbrannten Alben und Erinnerungsstücke. Ich war von diesem Brief zu Tränen gerührt", sagt Ursula Neveling. Die vielen Fotos hat sie auf dem Küchentisch ausgebreitet, um jedes in Ruhe zu betrachten.

Ihr Dank gilt ihren Nachbarn, Freunden, Verwandten und der Feuerwehr aus Radevormwald. "Sie haben tolle Arbeit geleistet. Keiner ist umgekommen, und das ist das Wichtigste", sagt sie.

Obwohl dieses Weihnachtsfest in einer neuen, immer noch fremden Wohnung gefeiert wird, blicken beide froh auf die Festtage und das nächste Jahr. "Im März wollen wir anfangen, unser altes Grundstück neu zu bebauen. Sobald die Baugenehmigung vorliegt, legen wir los. Auf das neue Projekt freuen wir uns", sagt Karl-Heinz Neveling und blickt optimistisch in die Zukunft.

(trei)
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