Radevormwald Nach Kyrill Buchen statt Fichten gepflanzt

Radevormwald · Heute vor zehn Jahren hatte der gewaltige Orkan auch in Radevormwald gewütet und einige Stellen kahl geschlagen, zum Beispiel an der Straße zwischen Beyenburg und Remlingrade. Die meisten Flächen sind inzwischen aufgeforstet.

 Heute hat sich die Natur an dem Hang an der L 414 bei Beyenburg und Remlingrade wieder etwas erholt...

Heute hat sich die Natur an dem Hang an der L 414 bei Beyenburg und Remlingrade wieder etwas erholt...

Foto: Moll Jürgen

In der Bergstadt sind an den meisten Stellen die Schäden von Orkan "Kyrill" nicht mehr zu sehen. Zehn Jahre danach ist zwar nicht alles aufgeforstet, aber im Vergleich zum Sauerland sehr viel. Das ist die Erfahrung von Revierförster Bernhard Priggel vom Landesbetrieb Wald und Holz. Ersetzt worden sind die Fichtenbestände vornehmlich mit Buchen.

 ...das sah vor zehn Jahren anders aus: Bernhard Priggel begutachtete die Schäden durch Kyrill.

...das sah vor zehn Jahren anders aus: Bernhard Priggel begutachtete die Schäden durch Kyrill.

Foto: dörner (archiv), moll
Nach Kyrill: Waldschäden im Bergischen
44 Bilder

Nach Kyrill: Waldschäden im Bergischen

44 Bilder
Foto: Nico Hertgen

Der Orkan "Kyrill" mit teilweise mehr als 180 Kilometern pro Stunde bescherte Betriebshof, Feuerwehr und Stadtwerke vom 18. bis 19. Januar 2007 zahlreiche Einsätze. In einigen Bereichen der Stadt fiel zeitweilig der Strom aus. Einige Straßen mussten gesperrt werden - darunter auch die Kreisstraße 10 zwischen Hufschmiede und II. Uelfe. Tausende Bäume fielen dem Orkan zum Opfer, besonders Fichten. An der Ritter-von-Halt-Straße wurde ein Auto von herabstürzenden Teilen beschädigt. Bernhard Priggel nahm damals über Wochen und Monate die Schäden auf und versuchte, das Holz für die Waldeigentümer möglichst gewinnbringend zu verkaufen. In einer Nacht ist in NRW eine Holzmenge zu Boden geworfen worden, wie bei normalem Holzeinschlag sonst in drei Jahren.

"Ein ganz markanter Hang, an dem ,Kyrill'gewütet hatte, war die Straße zwischen dem Abzweig der Landstraße 414 bei Wuppertal-Beyenburg und Remlingrade. Dort war bergwärts auf der rechten Seite ein ganzer Berghang abrasiert worden", sagt der Förster. In den meisten Fällen sind die Wälder mit Buchen-Mischwald aufgeforstet worden. "Viele Waldeigentümer hatten sich damals vorgenommen, so zu investieren, dass ein solches Chaos in einigen Jahrzehnten nicht noch einmal passiert", sagt Priggel. Radevormwald lag damit im Trend. Inzwischen ist der Anteil der Nadelhölzer landesweit von 93 auf 53 Prozent gesunken.

So wütete der Orkan Kyrill 2007 in NRW
12 Bilder

So wütete der Sturm Kyrill 2007 in NRW

12 Bilder

Für die Eigentümer von Waldgrundstücken besteht die grundsätzliche Pflicht, nach einem Kahlschlag durch Ernte oder durch einen Sturm, tätig zu werden und neu aufzuforsten.

In Radevormwald, das mit 27 Prozent der Fläche einen niedrigen Waldanteil hat, sind die Flächen im Gegensatz zum Sauerland, dem Hauptschadensgebiet, nicht in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt worden. "Das hat vielleicht auch daran gelegen, dass die Laubholzaufforstung vom Land bezuschusst worden ist", sagt Bernhard Priggel.

Orkan schlug eine Schneise der Verwüstung
6 Bilder

Orkan schlug eine Schneise der Verwüstung

6 Bilder
Foto: Kempner Martin

Im Sauerland hatte damals die Landwirtschaft gezogen, weil die Milchpreise zu diesem Zeitpunkt sehr hoch waren und gute Erträge versprachen. "Ich habe den Grundstückseigentümern damals gesagt, möglichst schnell zu investieren und dafür auch die Einnahmen aus dem Holzverkauf zu verwenden. Viele sind dem Rat gefolgt", sagt Priggel. Dadurch konnte die Verpflichtung zum Aufforsten bei einigen durch einen Teil der Einnahmen aufgefangen werden. Ein Vorteil in Radevormwald sei auch gewesen, dass man dort vornehmlich kleine Flächen mit nur wenigen Hektar hat. In einigen Bereichen hat sich aber auch die Natur ihr Recht zurückgeholt. An einigen Stellen sind in den vergangenen zehn Jahren neue Wälder entstanden - nur aus Fichten- und Lärchensamen. Die Bäume dort seien bisher gut gewachsen, hat Priggel festgestellt.

Bilanz Kyrill elf Tote (sechs davon in NRW), 150 Verletzte, Gesamtschaden Deutschland: 4,7 Milliarden Euro.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort