Radevormwald Natur erfahren, ohne ins Gehege zu kommen

Radevormwald · Im Brückenpark Müngsten wird viel unternommen, um Erholungsbedürfnis und Naturschutzziele zu verbinden.

 Mittendrin in einem wertvollen Stück Natur sind Besucher im Brückenpark. Dabei wird Wert auf den Schutz von Flora und Fauna gelegt.

Mittendrin in einem wertvollen Stück Natur sind Besucher im Brückenpark. Dabei wird Wert auf den Schutz von Flora und Fauna gelegt.

Foto: jürgen moll (archiv)

Wenn der Star ein Uhu ist, dann gehört Ruhe statt Rummel zum Starkult. Sonst hebt der seltene Gast ab und wird nicht mehr im Brückenpark Müngsten in Solingen gesehen. Dort brütet der Uhu seit wenigen Jahren auf den Felsplateaus an der Wupper - meistens unbehelligt von den 1000 Besuchern, die im Schnitt täglich den Brückenpark besuchen. Dass sich Mensch und Tier nicht ins Gehege kommen, ist Teil des Projekts "Bergisches Habitat - Erfahrungsfelder der Natur".

Von Ende Februar 2012 bis Ende November 2015 investierten EU und NRW jeweils 160.000 Euro in das Nachfolgeprojekt zum "Flüsterwald". Kooperationspartner waren die Städte Solingen und Remscheid; die Biologische Station Mittlere Wupper trug das Projekt, das sich in einem Wettbewerb behauptet hatte. Jetzt wurde Bilanz gezogen.

Eingebunden waren aber so viele Ämter, Verbände, Gruppen und Vereinigungen, dass Dr. Jan Boomers, der Leiter der Biologischen Station, "locker" 100 Menschen danken konnte. Gleich zu Anfang des Projekts machten sich beispielsweise Architektur-Studenten der Bergischen Universität Gedanken um die Privatsphäre der Uhus: Sie lenkten mit großen unechten Blumen in leuchtendem Rot von einem Trampelpfad ab, in dessen Nähe die Raubvögel brüten. "Wir haben das wachsende Bedürfnis der Menschen, Natur zu erleben", sagt Boomers. Deshalb müsse man die Besucher des Brückenparks nicht nur informieren, sondern auch lenken - etwa durch Kunstwerke wie den steinernen Fisch des Leichlinger Bildhauers Berthold Welter. In der Nähe der Napoleonsbrücke versperren er und eine kleine Mauer den Zugang zum Ufer.

Die Groppe im Wasser und den Eisvogel am Uferrand dürfte es freuen. Von den mehr als 43.000 Tier- und Pflanzenarten in NRW seien 45 Prozent gefährdet, sagte Staatssekretär Horst Becker in seinem Grußwort bei der Abschlussveranstaltung. Deshalb habe der Landtag im vergangenen Jahr beschlossen, das "wilde NRW" zu fördern: "Das zentrale Element ist das Erlebbarmachen unseres Naturerbes." Nur wenn man es kenne, lerne man, es zu schätzen und zu schützen. Da verfolge das Projekt "Bergisches Habitat" ein ganz besonders innovatives Konzept.

Warum die Natur im Flora-Fauna-Habitat so wertvoll ist, wird den Besuchern auf vielfältige Art vermittelt. Neben einer Wanderkarte (auch mit englischem Text), neun Roll-up-Postern und Informationsmaterial für Schulen gibt es ein Internet-Portal (www.bergisches-habitat.de), unter anderem mit fünf Naturfilmen, sowie eine App für Blinde und Sehbehinderte.

Im Eingangsbereich von Haus Müngsten steht außerdem ein berührungsempfindlicher Bildschirm. Er soll nicht nur Informationen präsentieren, sondern auch "live" Beobachtungen des Eisvogels ermöglichen.

Nach den zwei Projekten hintereinander ist im Brückenpark erst einmal kein weiteres geplant. Prof. Dr. Susanne Schwahlen, "Herrin" in Haus Müngsten und Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe, wünscht sich aber eine bessere Busanbindung an Solingen.

(RP)
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