Radevormwald Notfallseelsorger helfen gleich am Unfallort

Radevormwald · Beim Hasenberger Vortrag in Lennep erzählte der Remscheider Pfarrer und Notfallseelsorge-Beauftragte Ulrich Geiler aus seinem Alltag, auch über den schweren Busunfall in Radevormwald-Vogelsmühle.

Radevormwald: Notfallseelsorger helfen gleich am Unfallort
Foto: Moll Jürgen

Manchmal sind die Geschehnisse an einem Unfallort für die Rettungskräfte nur schwer zu verarbeiten. Sie sehen schreckliche Szenen, werden mit Verletzungen, Tod und dem Leid der Betroffenen konfrontiert und müssen dabei doch stets die Ruhe bewahren, um so gut wie nur möglich helfen zu können. Das ist nicht einfach. Bevor es zu viel wird und die Seele der Helfenden Schaden nimmt, können die Notfallseelsorger zum Einsatz kommen. Betroffene sind meist dankbar für jeden Beistand.

 Fünf Businsassen starben im September 2009 bei dem Busunglück in Vogelsmühle. Mehrere Notfallseelsorger waren damals im Einsatz.

Fünf Businsassen starben im September 2009 bei dem Busunglück in Vogelsmühle. Mehrere Notfallseelsorger waren damals im Einsatz.

Foto: Hans Dörner

In Remscheid, Radevormwald und Hückeswagen gibt es die Notfallseelsorge seit etwa 20 Jahren. In zwei Bereitschaftsdienstsystemen stehen den Rettungskräften, aber auch den Betroffenen eines Unfalls bei einem Polizei- oder Feuerwehreinsatz, besonders geschulte ehrenamtliche Mitarbeiter sowie Theologen zur Verfügung. Ulrich Geiler ist einer von ihnen. Der Remscheider Pfarrer sprach bei einem Hasenberger Vortrag in Lennep zum Thema "Wie hilft die Notfallseelsorge in konkreten Krisensituationen?" Dabei war auch genug Zeit und Raum für Fragen der Zuhörer.

Der 53-jährige Pfarrer war neben seiner Pfarrstelle bis Mitte der 90er Jahre für "Kirche auf dem Campingplatz" an der Bever-Talsperre zuständig: "Dann hat mich der damalige Superintendent gebeten, die Notfallseelsorge aufzubauen", erzählte Geiler. "Wir haben einen Pfarrkonvent bei der Feuerwehr gemacht, um überhaupt einen Einblick ins Thema zu bekommen. Und da habe ich nur darum gebetet, dass sich ein Loch auftun möge, in dem ich verschwinden könnte, um diese Arbeit nicht machen zu müssen", gestand Geiler.

Heute könne er sich ein Leben ohne die Notfallseelsorge nicht vorstellen. "Ich bin zwar kein Feuerwehrmann geworden, bin aber mit Leib und Seele Seelsorger", sagte der Pfarrer. Denn die Aufgabe sei wichtig. Durchschnittlich kämen er und seine Kollegen zweimal pro Woche zum Einsatz; in den 20 Jahren waren es rund 1400 Einsätze im Einsatzbereich Remscheid, Radevormwald, Hückeswagen.

Eine Frage der Zuhörer zielte auf die Schulung der Notfallseelsorger ab. "Nein, es gab für mich keine Schulung. Als Pfarrer ist man so eine Art eierlegende Wollmichsau - nach dem Motto: Der kann das schon", sagte Geiler. Heute sei das anders. Es gebe Weiterbildungen für die Kollegen.

Der Notfallseelsorger sei genauso wichtig wie der Ersthelfer am Unfallort. In den Extremsituationen sei psychologische Begleitung von großer Bedeutung: "Es gibt es in der Region keine Rufbereitschaft für psychologische Hilfe. Die Stadt Remscheid ist daher sehr dankbar, dass wir da sind", sagte der 53-Jährige, der wie die Kollegen von der Leitstelle zum Einsatz gerufen wird.

Es gebe zwar die großen Katastrophen, zu denen Geiler und seine Kollegen gerufen würden - so etwa die Love-Parade-Katastrophe 2010 in Duisburg oder der schwere Linienbusunfall 2009 in Vogelsmühle - aber oft seien es die kleinen Geschichten des Alltags, die im Seelsorge-Gespräch Thema seien. "Das ist vor allem in Gesprächen mit den Einsatzkräften der Fall. Und die ergeben sich oft zwischen Tür und Angel", sagte Geiler. Die Notfallseelsorge wurde zwar von der evangelischen Kirche ins Leben gerufen, sie sei aber ein ökumenisches Angebot - und offen für Menschen aller Konfessionen und Glaubensrichtungen in Krisensituationen.

(RP)
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