Sven Brückner Odenthal hat mehr zu bieten als nur den Dom

Radevormwald · Der Altenberger Dom und der Märchenwald sind die touristischen Zugpferde. Es gibt allerdings noch mehr Gründe, die Stadt zu besuchen. Dass Odenthal in Zukunft bekannter wird, dafür setzt sich der Tourismusbeautragte Sven Brückner ein. Ein neuer Webauftritt startet in Kürze.

 Besuchermagnet Altenberger Dom, der auch als "Leuchtturm des Bergischen Landes" bezeichnet wird.

Besuchermagnet Altenberger Dom, der auch als "Leuchtturm des Bergischen Landes" bezeichnet wird.

Foto: hn (archiv)/ W. Weitzdörfer

Herr Brückner, können Sie die Bedeutung des Altenberger Doms kurz einmal zusammenfassen?

Sven Brückner Der Dom hat eine großartige Geschichte. Er wurde zerstört, mit viel Glück wieder aufgebaut und hat auch schon seit langer Zeit eine enorme Ausstrahlung in der Region - und auch weit darüber hinaus. Für Altenberg und Odenthal kann die Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, er ist eine wichtige Landmarke. Übrigens auch für das ganze Bergische Land.

Sven Brückner: Odenthal hat mehr zu bieten als nur den Dom
Foto: Weitzdörfer

Welchen Stellenwert hat der Dom für die Gemeinde Odenthal?

Brückner Unschätzbar. Ich wohne in Köln, und wenn ich da sage, dass ich in Odenthal arbeite, kommt meist die Reaktion - wo jetzt genau? Wenn ich aber dann sage: Altenberg gehört zu Odenthal, dann kommt meist: Ach ja, beim Altenberger Dom. Und als nächstes wird direkt der Märchenwald erwähnt. Der Dom hat eine wahnsinnige Bedeutung und Strahlkraft.

Wie viele Besucher kommen denn pro Jahr etwa?

Brückner Aktuelle Erhebungen gibt es nicht, aber zwischen 400.000 und 500.000 Tagesbesucher sind es pro Jahr schon. Der Altenberger Dom wird nicht umsonst als "Leuchtturm des Bergischen Landes" bezeichnet.

Woher kommen die Besucher?

Brückner Die meisten kommen aus der Region, aus Köln und Düsseldorf - aber auch viele Gäste aus den Niederlanden. Das merken wir auch beim I-Punkt, also der Touristen-Information am Domplatz. Da sind häufig Besucher aus den Niederlanden. Wir könnten bestimmt noch mehr Gäste aus dem Ausland hier halten, denn viele sind nur auf der Durchreise ins Sauerland.

Wie wichtig sind die Dom-Besucher für die Gemeinde Odenthal?

Brückner Der Tourismus ist natürlich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Es sind ja nicht nur die Gastronomie, die Restaurants und die Hotelerie, die davon proifitieren, sondern auch der lokale Einzelhandel. Wenn etwa die vierköpfige Familie aus Köln nach Odenthal kommt, um hier den Märchenwald zu besuchen und zu picknicken, dann kaufen die Menschen im Supermarkt, beim Bäcker oder beim Metzger in Odenthal ein.

Profitiert die Gemeinde auch von der Nähe zu Großstädten wie Köln?

Brückner Unbedingt. Wir möchten allerdings auch erreichen, dass die Gemeinde Odenthal bekannter wird. Altenberg und der Dom sind nun mal das Aushängeschild, das ist ganz klar. Aber ich arbeite ja für die Gemeinde - und damit für den gesamten Ort. Nicht umsonst heißt unsere neue Website www.odenthal-altenberg.de. So sind diese beiden Aspekte der Gemeinde abgedeckt. Und es heißt auch Tourismus Odenthal. Damit soll natürlich Altenberg nicht kleingemacht werden, um Gottes Willen. Es gibt immer wieder die Verwechslung mit der Stadt Altenberg in Sachsen. Es ist sogar schon vorgekommen, das Urlauber ins Navi ihres Autos Altenberg eingegeben haben, hier landen - aber eigentlich nach Sachsen wollten. Daher ist es wichtig, dass Altenberg und Odenthal als Einheit auftreten und wahrgenommen werden.

Wer den Dom besucht - der fährt auch nach Odenthal?

Brückner Wer von Köln kommt, der fährt ja automatisch durch Odenthal. Auch der alte Ortskern profitiert davon, selbst wenn dort nur ein etwas dürftiges gastronomisches Angebot vorherrscht.

Die Dreifaltigkeit Natur, Kultur und Spiritualität gibt es - fehlt Ihnen, touristisch gesehen, noch etwas?

Brückner Im Sinne von Großveranstaltungen glaube ich das nicht. Das wäre in Odenthal fehl am Platze, wir möchten hier einen sanften Tourismus haben. Wir möchten, dass die Menschen den Ort als ruhigen Ort erleben, mit Blick auf die Historie und die Spiritualität. Da gibt es manchmal Interessenskonflikte, aber es geht. Das Thema Radfahren wird künftig größer werden, vor allem im Bereich Mountainbike. Es gibt hier schon viele wilde Trails. Die wollen wir aber reduzieren, indem wir uns zusammen mit der Naturarena Bergisches Land und den benachbarten Gemeinden um ausgeschilderte Trails kümmern. Damit wollen wir die Nutzungskonflikte im Wald möglichst gering halten. Es gibt aber durchaus Großveranstaltungen hier - demnächst ist etwa wieder das Messdienertreffen mit 2500 Ministranten.

Gibt es im Dom eine Ecke, die Ihnen besonders gefällt?

Brückner Das große Westfenster ist natürlich ein großartiger und fantastischer Anblick, vor allem bei sonnigem Wetter. Ansonsten finde ich aber den Dom insgesamt wunderschön.

Gehen Sie selbst immer wieder hinein, um zur Ruhe zu kommen?

Brückner Ja, durchaus. Wir haben ja die Touristen-Info am Domplatz. Da findet einmal in der Woche ein Jour fixe statt, weil ich die Info ja betreue. Danach gehe ich in der Mittagspause immer wieder auch für ein paar Minuten in den Dom.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der beiden Kirchen?

Brückner Generell sehr gut. Es gilt eben für alle Seiten, sensibel miteinander umzugehen. Wir haben ja nicht nur die katholische und die evangelische Kirche als Ansprechpartner, dazu kommen noch viele andere Akteure.

Gehen Dom-Besucher auch in den Märchenwald? Oder ist das ein anderes Klientel?

Brückner Ich würde sagen, dass es umgekehrt ist: Der Märchenwald-Besucher geht zu einem großen Prozentsatz auch in den Dom. Aber der Dom-Besucher muss nicht unbedingt auch in den Märchenwald gehen.

Wie wichtig ist der Märchenwald?

Brückner Er spricht natürlich eine ganz andere Zielgruppe an, aber er hat auch einen enormen Bekanntheitsgrad. In Köln kennt praktisch jeder den Märchenwald - meist noch aus der eigenen Kindheit. Und dann fährt man eben mit den eigenen Kindern auch wieder hin. Dom und Märchenwald sind unsere touristischen Zugpferde, keine Frage. Aber es gibt auch noch neue, etwa den K1-Kletterwald in Eikamp. Und das Thema Wandern spielt ebenfalls eine große Rolle.

Wann werden Domladen und Touristen-Info aus den Containern ziehen?

Brückner Vermutlich Anfang 2018. Dann möchten wir auch die Bedeutung der Info stärken, der Gemeinderat hat die Aufstockung um eine halbe Stelle beschlossen. Auch von der Naturarena wird Personal kommen, so dass die Info zu einer regionalen Touristen-Information wird. Die Angebote werden sachte ausgebaut, wir wollen, dass die Besucher mehr als den Dom erleben können. Altenberg ist und bleibt aber auch ein spiritueller Ort.

DAS INTERVIEW FÜHRTE WOLFGANG WEITZDÖRFER

(RP)
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