Radevormwald Partner für Ganztag "brennend" gesucht

Radevormwald · Die Stadt möchte Vereine und andere Institutionen in die Arbeit der Sekundarschule einbeziehen. Das soll vorbildhaft auch für andere Schulen sein. Bei einem Infoabend wurden jetzt Kontakte zu Vereinsverantwortlichen geknüpft.

 Die Jugendfeuerwehr übt regelmäßig und organisiert Berufsfeuerwehrtage. Der Schulganztag könnte ein Weg sein, auch Mitglieder für das DRK oder die DLRG und deren ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen.

Die Jugendfeuerwehr übt regelmäßig und organisiert Berufsfeuerwehrtage. Der Schulganztag könnte ein Weg sein, auch Mitglieder für das DRK oder die DLRG und deren ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen.

Foto: Hans Dörner (Archiv)

Mit der Einrichtung der Sekundarschule beginnt in Radevormwald ein ganzheitlicher Schulentwicklungsprozess, der langfristig alle Schulen und Vereine betreffen wird. Der Start der Sekundarschule am 24. August stellt das Modell von Ganztagsschulen in den schulpolitischen Vordergrund und soll nicht nur von Lehrern gestaltet werden. Vereine und Institutionen wie Kirchen oder Feuerwehr sollen sich in die Gestaltung des Schulalltages einbringen - so zumindest der Plan von Schulentwickler Heinz Gniostko von der Uni Essen.

Er informierte Vertreter der Rader Vereine gemeinsam mit Britta Knorz vom Amt für Schule, Kultur und Sport am Mittwochabend über den Schulentwicklungsprozess. "Nicht nur Eltern beteiligen sich an der Entwicklung der Sekundarschule. Auch Vereine können mithelfen. Das Prinzip der Sekundarschule beruht auf dem Konzept der Bildungsteilhabe- und -gerechtigkeit. Außerdem soll für die Familien Beruf und Schule besser vereinbar sein", sagte Gniostko. Alle Schüler sollen also den gleichen Zugang zu Bildung, Förderung und Freizeitangeboten haben, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und von finanziellen Möglichkeiten. Eine moderne Schulentwicklung, sagt Gniostko, sei die Verzahnung von Freizeit und Schule, in der die Ganztagsschule den Kopplungsbereich darstelle.

Ziel sei es auch, alle Bildungsreserven zu nutzen. "Viele Schüler mit Migrationshintergrund machen einen schlechteren oder niedrigeren Abschluss als deutsche Kinder. Dem müssen wir entgegenwirken." Bürgermeister Johannes Mans sieht die Vereine als wichtigen Baustein der neuen Schule. "Sie stehen in einer sozialen Verantwortung und können sich konstruktiv einbringen", sagte er.

Lange Schulzeiten mit umfangreichem Angebot müssen bezahlt werden. Die finanziellen Rahmenbedingungen von Ganztagsschulen sind großzügiger bemessen als die von Halbtagsschulen. Schulmodelle wie das der Sekundarschule erhalten 20 Prozent mehr Stellen als Halbtagsschulen, von denen ein Teil kapitalisiert werden kann. Die Schule erhält 55 000 Euro pro volle Stelle und kann diese finanziellen Mittel dafür nutzen, um externe Experten wie zum Beispiel Übungsleiter zu beschäftigen.

"Wir wollen neben den Lehrkräften Profis in die Schule holen, die mit den Kindern arbeiten. Das können Pädagogen, Betreuer, aber auch Sportler oder Kräfte aus der Wirtschaft sein", sagte Gniostko. Bei den Vertretern der Vereine, die am Mittwoch nur spärlich erschienen, stieß er mit seinen Plänen und Zielen auch auf Skepsis. Was haben die Vereine davon? Die meisten seien ehrenamtlich im Verein tätig und arbeiteten bis abends im Beruf, sagte Gila Hüssing, Vorsitzende der Sportjugend Radevormwald und des Dahlerauer TV, nachdem der Schulentwickler einen exemplarischen Stundenplan präsentiert hatte.

Dem zufolge sollen Freizeitangebote möglicherweise schon früh morgens oder in der Mittagszeit angeboten werden. Für die meisten Vereine ist dieses nur schwer mit dem Beruf und Alltag ihrer Mitglieder vereinbar. Dass die Ganztagsschule zu einem Rückgang der Vereinsmitglieder sorgen könnte, das befürchtet ein Vertreter der HSG Rade/Herbeck. "Vereine können sich nur beteiligen, wenn sie Übungsleiter zur Verfügung stellen können und diese bezahlt werden. Wie könnte das funktionieren? Unser Sportalltag darf nicht darunter leiden." Wilfried Fischer, Wehrführer der Radevormwalder Feuerwehr, sieht die Sekundarschule als Chance. "Wir können das Angebot nutzen, um auf unsere Vereine oder Hilfsorganisationen aufmerksam zu machen", sagte er.

Viele Fragen der Vereinsvertreter konnte Heinz Gniostko noch nicht beantworten. "Konkrete Lösungen können wir erst schaffen, wenn wir gemeinsam an einen Tisch kommen, uns austauschen und ein Konzept erarbeiten", sagte er.

(trei)
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