Radevormwald Professor Kaulhausen berichtet aus Eritrea

Radevormwald · Nach seinem Eintritt in den Ruhestand hilft der ehemalige Chefarzt in Afrika. Er berichtete jetzt in der Lutherischen Kirche.

 Frauen aus Eritrea warten auf einen Termin beim Arzt.

Frauen aus Eritrea warten auf einen Termin beim Arzt.

Foto: Kaulhausen

Professor Helmut Kaulhausen war lange Zeit Chefarzt der Gynäkologie im Krankenhaus Lennep und anschließend im Klinikum Remscheid. 2014 ist er zwar in den Ruhestand gegangen, aber an Stillstand ist bei dem 68-Jährigen nicht zu denken. Er engagiert sich ehrenamtlich für die Geburtshilfe in Eritrea und gibt sein medizinisches Fachwissen an junge Ärzte am Roten Meer weiter. Sonntagnachmittag erzählte er von seiner Arbeit in der Lutherischen Kirche, die mit der Veranstaltungsreihe "Kirch-Turm-Denken" regelmäßig zu Vorträgen und Diskussionsrunden einlädt.

Kaulhausen wohnt selber in Radevormwald und freut sich über das Interesse, das die Stadt seiner Arbeit in Afrika entgegenbringt. Im Auftrag des Hammer Forums, einer Medizinischen Hilfe für Kinder in Krisengebieten, bringt Kaulhausen jedes Jahr Kinder in Afrika auf die Welt und hilft dabei, Hebammen und Ärzte auszubilden und bei operativen Eingriffen anzuleiten.

2003 eröffnete das Hammer Forum eine Neonatologie für die Betreuung frühgeborener Kinder in Asmara. "Auf dieser Station werden jedes Jahr mehr als 1300 Kinder versorgt. Das ist ein großer Erfolg", berichtete Kaulhausen. Mit seiner Unterstützung konnte das Hammer Forum außerdem ein Operationszentrum in Asmara einrichten, das bereits vielen Müttern und ihren Kindern das Leben gerettet hat. Besonders viel Unterstützung benötigte die medizinischen Einrichtung in Hinsicht auf Hygiene und Wasserversorgung. "In der alten Geburtsklinik gab es lediglich einen Eimer mit Wasser und ein Stück Seife", sagte der Arzt und zeigte auf ein Bild, das 2004 in Asmara entstanden ist. Die heutige Entbindungsabteilung und der dazugehörige Operationssaal sind für afrikanische Standards modern und gut ausgestattet. Der frühere Chefarzt hat während seiner Einsätze Bescheidenheit gelernt. "Das geht nicht nur mir so, sondern dem gesamten Team. Wir wissen unsere Lebensverhältnisse wieder mehr zu schätzen, bekommen eine neue Perspektive auf das europäische Leben und besinnen uns auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, wie Gesundheit und Zufriedenheit", sagte er.

Erschreckend fanden die Zuhörer am Sonntag nicht nur die medizinischen Möglichkeiten, die es in vielen Teilen Afrikas gibt, sondern auch die Verdienste von Ärzten und Schwestern. "Oberärzte bekommen 125 Euro im Monat, Hebammen 50 Euro", sagte Kaulhausen und setzte damit eine wichtige Relation für seinen Vortrag. Die Liebe zu Menschen und Neugeborenen hilft ihm dabei, mit den oft schwierigen Umständen vor Ort umzugehen und sich immer wieder neu für einen weiteren Einsatz in Asmara zu motivieren. "Ich mache diese Arbeit gerne und begleite die medizinische Entwicklung des Landes mit viel Neugier." Damit die Arbeit von Ärzten wie ihm weitergeführt und weiterhin neue Geräte und Ausstattungsgegenstände angeschafft werden können, ist das Hammer Forum auf Spenden angewiesen. Die Lutherische Kirchengemeinde spendete am Sonntag 250 Euro. "Die Einnahmen aus unserem letzten Sommerfest gehen auf direktem Weg nach Afrika", sagte Pfarrer Jürgen Buttchereyt. Nach dem Vortrag kam Kaulhausen mit den knapp 20 Besuchern ins Gespräch und beantwortete offengebliebene Fragen.

(trei)
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