Radevormwald Psychologische Hilfe für Feuerwehrleute

Radevormwald · Tobias Wolf (Einheit Herkingrade) und Martin Kuhlen (Einheit Stadt) haben sich in psychologischer Nachsorge (PSU) weitergebildet, um bei Bedarf den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr beizustehen und mit ihnen zu sprechen.

 Erhard Falkenhagen (l.) ist nicht mehr Notfallseelsorger, dafür koordiniert jetzt Beate Uellenberg in Rade. Martin Kuhlen (2.v.l.) und Tobias Wolf (2.v.r.) unterstützen Feuerwehrchef Wilfried Fischer (r.) als PSU-Helfer.

Erhard Falkenhagen (l.) ist nicht mehr Notfallseelsorger, dafür koordiniert jetzt Beate Uellenberg in Rade. Martin Kuhlen (2.v.l.) und Tobias Wolf (2.v.r.) unterstützen Feuerwehrchef Wilfried Fischer (r.) als PSU-Helfer.

Foto: nico Hertgen

Ihre Aufgaben bei Unfällen oder Brandeinsätzen beherrschen die Freiwilligen Feuerwehrleute. Aber was ist danach, wenn der Einzelne an den Arbeitsplatz oder zur Familie zurückkehrt? Mit dieser Frage setzt sich die Wehr um Leiter Wilfried Fischer seit vielen Jahren auseinander. "Wir waren mit die Ersten, die in Oberberg die Notfallseelsorge aufgebaut haben, damals im Verbund mit Hückeswagen, später mit dem Kirchenkreis Lennep", sagt Fischer. Bei Berufsfeuerwehren und Rettungsdiensten ergebe sich der Austausch oft aus Gesprächen zwischen den Einsätzen. "Dort gibt es jeden Tag PSU-Nachgespräche", sagt Fischer.

Ihm ist es wichtig, dass es Ansprechpartner für Feuerwehrleute auf der gleichen Ebene gibt. Tobias Wolf arbeitet in der Psychiatrie und kennt viele Störungsbilder, Martin Kuhlen war als Zivi zur Feuerwehr gekommen und hat sich später nebenberuflich (Hauptberuf Bankkaufmann) zum Rettungsassistenten ausbilden lassen. Beide haben sich vor einiger Zeit zum sogenannten PSU-Helfer ausbilden lassen und sich zum Beispiel mit posttraumatischen Belastungssyndromen auseinandergesetzt. "Wenn etwas hängenbleibt, kann es ohne Auseinandersetzung nicht verarbeitet werden", sagt Tobias Wolf. Um die Aufgabe der PSU-Helfer allen Feuerwehrleuten zu erklären, hat Fischer beide bei der letzten Dienstbesprechung vorgestellt.

Wichtig ist ihnen, dass niederschwellig miteinander gesprochen wird - zum Beispiel direkt nach einem Einsatz wie vor einiger Zeit in Herbeck - und ohne die Hürde zur Führungskraft. Beide haben die Erfahrung gemacht, dass manche Kameraden zuerst nicht aktiv über Probleme sprechen wollen. Oft drücke sich ein Problem dann aber darin aus, dass der Kamerad über mangelnden Hunger oder mangelnden Schlaf klage oder er nicht mehr mit zum Einsatz mitfährt.

Früher haben viele Feuerwehrleute mit Eltern oder Großeltern versucht, Einsätze zu verarbeiten. Das gehe heute aber nicht mehr immer. Beide berichten von einer wachsenden Aufgeschlossenheit. Das gelte auch für die Mitglieder, die aus der Jugendfeuerwehr kommen. "Oft ergibt sich ein Gespräch beim Dienstabend", sagt Martin Kuhlen. "Manchmal ergibt sich daraus ein Dialog, bei dem berufliche oder private Belastungen mit angesprochen werden", ergänzt er und betont wie Tobias Wolf, dass man nur erster Ansprechpartner sein kann. Beide wissen, dass Probleme nach einem Feuerwehreinsatz oft nur der Auslöser dafür sind, dass sich jemand überfordert fühlt, der Ursprung aber ganz woanders liegt, zum Beispiel im Stress mit einem Vorgesetzten oder mit der Lebensgefährtin. Manchmal empfehlen die beiden PSU-Helfer die Kommunikation mit einem Mitglied der Wehrführung. "Oft reicht es aber auch, überhaupt einmal gesprochen zu haben", sagt Martin Kuhlen.

Feuerwehrchef Wilfried Fischer verfolgt ein Idealziel: Er möchte, dass sich möglichst aus jeder Einheit ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau zum PSU-Helfer weiterbilden lässt.

Neben dem Gespräch mit den Rader Feuerwehrkollegen können die PSU-Helfer nach schwierigen Einsätzen auch zu Einsätzen anderer Wehren gerufen werden. "Das ist bei uns aber noch nicht geschehen", sagen Tobias Wolf und Martin Kuhlen und erklären, dass sie dann den Vorteil haben, das Einsatzbild nicht gesehen zu haben.

Fischer hofft, dass sich für den nächsten Lehrgang drei weitere Kameraden anmelden. "Sie sind zwischen Mitte 20 und Mitte 50. Das ist eine gute Konstellation", sagt er.

(RP)
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