Radevormwald Rader ab 55 sollen sich mehr bewegen

Radevormwald · Seniorenbeirat will sich einem Projekt in Remscheid anschließen. Infos gibt es im Netzwerkkalender.

Zwar ist es nicht neu, dass Bewegung und damit Sport helfen können, Krankheiten vorzubeugen oder zu lindern, trotzdem ist Sport im Alter ab 55 für viele immer noch ein Fremdwort, oder er gehört zumindest nicht zum Alltag.

In der letzten Ausschuss-Sitzung für Soziales und Sport wurde dieses Thema nun von verschiedenen Seiten angesprochen. Wolf-Rainer Winterhagen, Vorsitzender des Seniorenbeirats, möchte diesem Thema in seiner Stadt mehr Gewicht geben. Er fordert die Radevormwalder auf, sich die Angebote der Sportvereine anzuschauen und zu prüfen, ob ein Angebot für sie dabei sein könnte.

Kyra Springer, Koordinatorin beim Trägerverein "aktiv55plus", warb für den alle drei Monate erscheinenden Netzwerkkalender, da in diesem zahlreiche Angebote für junge Senioren ab 55 aufgeführt sind. Erstellt wird er von drei ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern des Vereins.

Dass Sport im Alter auch Leistungssport sein kann, wenn er längerfristig betrieben wird, zeigt zum Beispiel Harald Angermaier, der Geschäftsführer des Rader Stadtsportverbandes (SSV): Für Bayer 04 Leverkusen ist er im Faustball im März Dritter der Deutschen Seniorenmeisterschaften in der Altersklasse M 65 geworden.

Winterhagen und andere Seniorenbeiratsmitglieder wollen sich deshalb einem Projekt des Stadtsportbundes Remscheid anschließen und in der Nachbarstadt weitere Informationen sammeln. Dr. Kerstin Bastian vom Kreissportbund Oberberg hingegen fordert die Vereine auf, diesem Thema mehr Bedeutung zu geben. Sie wirbt für die Mittel-Akquise aus dem Landesprojekt "Bewegt älter werden in NRW". Denn nur 8,4 Prozent der Sportvereine würden statistisch gesehen Rehabilitationssport anbieten. "Das ist auch eine Möglichkeit für die Vereine, alternative Sportarten anzubieten, aber auch alternative Sporträume zu entwickeln", sagte Bastian. Bei Sport mit Senioren sei nicht immer eine Sporthalle nötig. Inzwischen gebe es Tendenzen, beim Sport für "Ältere" schon die Menschen im Alter von 35 Jahren an einzubeziehen.

Die Prävention durch Bewegung brachte Dr. Arnd Bader vom Demenz-Netzwerk Bergisch Land ins Gespräch. "Sport kann man im Sitzen betreiben oder auch mit dem Rollator", sagte Bader. Es gebe ein einfaches Mittel, um zum Beispiel bis ins hohe Alter Demenz oder Alzheimer vorzubeugen oder die Folgen zu lindern: Körperlich und geistig aktiv zu sein.

Dazu sieht Bader die tägliche Bewegung im Freien als äußerst wichtig an. 10 000 Schritte seien ein gutes Maß. "Sie können dadurch den Alterungsprozess verschieben. Das Motto lautet ,Sport statt Medikamente', sagte Bader und ergänzte, "Sport hat aber nicht die Lobby der Medikamente."

Bader räumt mit dem Vorurteil auf, dass Sport in jüngeren Jahren hilft. Wer bis 40 Leistungssport ausübe und dann nichts mehr tue, mache einen großen Fehler. Besser sei es für den Leistungssportler, mit 40 umzudenken und die richtige Sportart zu finden und für andere, mit 40 mit dem Sport zu beginnen. Mit Bewegung anzufangen, dazu sei man aber nie zu alt, sagte Bader.

(RP)
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