Radevormwald Radevormwald rechnet bis Ende 2016 mit 500 Flüchtlingen

Radevormwald · Die Situation im Bereich Asylbewerber und Flüchtlinge wird immer dramatischer. Nachdem das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in dieser Woche weiter massiv ansteigende Zahlen prognostiziert und in diesem Jahr von bis zu 800 000 Menschen spricht, die nach Deutschland kommen, muss sich auch Radevormwald auf viel mehr Zuweisungen einstellen als bislang gedacht. Das verdeutlichte Jochen Knorz vom Fachbereich Soziales und Ordnung im Ausschuss für Soziales, Sport und Integration. Er rechnet schon in diesem Jahr mit mehr als doppelt so vielen Flüchtlingen und Asylbewerbern als ursprünglich geplant.

Zurzeit sind es 168 Personen aus 29 Nationen und mit 40 verschiedenen Sprachen. Die 200er Marke werde bis Jahresende wohl deutlich überschritten. "Waren wir bislang von 320 bis 350 Personen bis Ende 2016 ausgegangen, müssen wir nun wohl mit 500 kalkulieren", sagte Knorz. In vier bis sechs Wochen soll eine weitere Zuweisungswelle auf Radevormwald zurollen. Ob in der städtischen Sammelunterkunft, in städtischen Wohnungen oder in Wohnungen auf dem freien Markt - Jochen Knorz sagte unmissverständlich, dass die Stadt an der Grenze des Machbaren angelangt sei.

Die städtische Notunterkunft Am Gaswerk, die bei einem Brand schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, kann ab Montag zumindest wieder in Teilen belegt werden. "Aber auch da sind wir wieder schnell voll", sagte Knorz. Eine wesentliche Verbesserung sehe er auch für die Zukunft nicht. Zumal es jetzt bereits die Anweisung der Bezirksregierung gebe, dass Kommunen ab 40 000 Einwohnern zusätzliche zentrale Notunterkünfte einrichten müssen. Vielleicht sei es nur eine Frage der Zeit, bis das auch kleinere Gemeinden stemmen müssen.

Freizugängliche Gebäude gebe es in Rade nicht mehr. Potenzial sehe er noch auf dem freien Wohnungsmarkt oder in Industriehallen, was aber wiederum finanzielle Auswirkungen habe. Ob Hauserwerb, Neubau oder Umbau einer Halle - "Planung ist schwer und gleicht immer einer Wahrsagerei", sagte Knorz. Wichtig sei eine möglichst flexible Entscheidungsgewalt, notfalls auch über eine Dringlichkeitsentscheidung. "Wir müssen in Zukunft flexibel und schnell handeln können", sagte er.

Deshalb hatte der Ausschuss auch kein Problem damit, dem Rat zu empfehlen, eine weitere Sozialarbeiterstelle Asyl noch für dieses Jahr zu besetzen.

Zurückgestellt wurde dagegen das Ansinnen der Verwaltung, in den Stellenplan 2016 noch eine weitere Sozialarbeiterstelle Asyl, zwei zusätzliche Stellen Sachbearbeitung Asyl und eine Stelle für die Verwaltung aufzunehmen; außerdem der Plan, für die Vergaben von Wach- und Sicherheitsdienstleistungen für die städtischen Sammelunterkünfte Neustraße und Am Gaswerk im Haushalt 2016 einen Ansatz von 350 000 Euro zu veranschlagen. "Das alles muss in den Haushaltsplanberatungen erfolgen, wir können doch nicht so viel Geld für einen Sicherheitsdienst ausgeben, aber kein eigenes Personal stellen", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Viebach.

(RP)
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