Radevormwald Thomas Lorenz tritt aus der CDU-Fraktion aus

Radevormwald · Paukenschlag am Dienstag in der CDU-Fraktionssitzung: Der 61-Jährige verkündete, dass er die Fraktion sofort verlässt. Sein Ratsmandat will er behalten. Hauptkritik: die enge Verzahnung der CDU mit der SPD.

 Thomas Lorenz zieht sich aus der Radevormwalder CDU-Fraktion zurück. Über weitere Schritte will er in den kommenden Tagen nachdenken.

Thomas Lorenz zieht sich aus der Radevormwalder CDU-Fraktion zurück. Über weitere Schritte will er in den kommenden Tagen nachdenken.

Foto: cdu

Leicht hat er sich die Entscheidung nicht gemacht: Thomas Lorenz verkündete am Dienstagabend in der CDU-Fraktionssitzung seinen sofortigen Rückzug aus der Fraktion. Sein Ratsmandat will er als dann fraktionsloses Mitglied behalten. Ob er Parteimitglied bleibt, ließ der 61-Jährige offen. "Der Rückzug aus der Fraktion ist der erste Schritt", sagte er und ließ durchblicken, dass es möglicherweise bis Ende der Woche Entscheidungen zu seiner weiteren politischen Arbeit in Radevormwald gibt. "Wahrscheinlich werden zwangsläufig weitere Schritte folgen müssen", sagte er. Die werde er sich nun überlegen. Seine CDU-nahe Meinung wolle er jedoch auch künftig nicht aufgeben.

Als Hauptgrund für seinen Rückzug nennt Lorenz die enge Verknüpfung der Rader CDU mit der SPD und deren Fraktionsvorsitzenden Dietmar Stark. "Ich habe das Gefühl, dass da Entscheidungen getroffen werden, die sehr stark von der SPD beeinflusst werden und wo ich anderer Meinung bin", sagte er. Ihm sei das alles zu eng beieinander. Anfang März hatten CDU und SPD ein gemeinsames Positionspapier zur strategischen Ausrichtung der Politik in Rade bis 2020 vorgelegt — und mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Christian Viebach auch einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidat aufgestellt.
Für Lorenz werden zurzeit zu viele Entscheidungen getroffen, bei denen die beiden größten Fraktionen aufeinander Rücksicht nehmen. "Und die Verbindung all dieser Entscheidungen ist mir zu eng", sagte er. Die Arbeit der CDU in Rade sei nicht mehr die, wie er sie sich vorstellt, die große Koalition zu groß und zu sehr abhängig von der SPD. Er halte den Einfluss der Sozialdemokraten für groß. "Ich will niemanden angreifen, finde nur die Entwicklung nicht gut", sagte er.

Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Entwicklung bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Aus dem Aufsichtsrat hatte sich Lorenz bereits Mitte der vergangenen Legislaturperiode rausgezogen, weil er die Finanzpolitik und die Defizite der WFG nicht mehr mittragen konnte. "Die WFG ist ein defizitärer Bereich, der nicht viel Wirtschaft fördert", sagte er. Dort werde zwar gearbeitet, aber nichts getan, was er sich unter WFG vorstelle. Ihn stimme es schon nachdenklich, wenn der Bürgermeister zusammen mit den Linken für die Auflösung der WFG stimmt. Lorenz: "Die WFG macht Verluste, der Aufsichtsrat erhöht sich aber die Sitzungsgelder und will einen hauptamtlichen Geschäftsführer einstellen. Und da haben wieder Personen Einfluss, die schon beim Debakel rund ums 'life-ness' agiert haben", sagte er — und spricht offen von "nachhaltigen Meinungsverschiedenheiten", die auch dazu geführt hätten, das er nicht so habe reden dürfen, wie er es gerne getan hätte.

Er sehe keine Gestaltungsmöglichkeiten mehr innerhalb der Partei und wolle lieber versuchen, "von außen zu gestalten". Ideen habe er reichlich, aber die seien noch nicht spruchreif. Seinen Rückzug habe er sich gut überlegt. "Das war keine spontane Entscheidung, sondern ein gewachsener Prozess, zu dem es auch viele Vorgespräche gegeben hat, auch mit Christian Viebach", sagte Lorenz.

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