Radevormwald Schwippbögen sind seine Leidenschaft

Radevormwald · Paul Arndt hat sich in seinem Keller eine eigene kleine Werkstatt eingerichtet. Dort kann er nach Herzenslust sägen. Der 80-Jährige arbeitet gerne mit dem Material Holz und schneidet nach Vorlage auch berühmte bergische Bauwerke.

 Für das Sägen spannt Paul Arndt jeweils zwei Platten aus feinstem Pappel- oder Lindenbaumholz in Holzzwingen, um künstlerisch tätig zu werden. Mal arbeitet er eine Stunde an einem Bogen und am nächsten Tag gleich drei.

Für das Sägen spannt Paul Arndt jeweils zwei Platten aus feinstem Pappel- oder Lindenbaumholz in Holzzwingen, um künstlerisch tätig zu werden. Mal arbeitet er eine Stunde an einem Bogen und am nächsten Tag gleich drei.

Foto: jürgen moll

Die Frauenkirche aus Dresden zeigt sich ganz deutlich und präzise. Eben noch schien sie sich in einer glatten Platte aus hellem Pappelholz verstecken zu wollen, jetzt gibt es durchaus einen Blick von gestochener Schärfe auf Fenster, Form und Kontur. Paul Arndt dreht das Baudenkmal in Miniformat hin und her, lässt das Licht einer Lampe prüfend über die flache Oberfläche gleiten. Seine Miene zeigt Zufriedenheit. "Natürlich ist es hier und da noch etwas rau oder ein wenig kantig. Eine gesteuerte Maschine hätte das sicher noch besser hinbekommen", sagt er.

Doch was der Radevormwalder Hobbykünstler da soeben gewerkelt hat, ist reine Handarbeit, ganz ohne digitale Technik. Arndt hat die Frauenkirche von Dresden in Form eines Schwippbogens gefertigt, wie unzählige Male schon zuvor.

"Das Motiv ist sehr beliebt. Ich habe es sehr häufig gesägt, wie auch andere bekannte Kirchenbauwerke", erzählt er. Seit 22 Jahren hat er sich seinem Hobby verschrieben, Schwippbögen und kleine Hängeleuchten aus Spanholz zu sägen. "Schon zwei Jahre vor meinem Ruhestand habe ich in jeder freien Minute gesägt. Die Schwippbögen, wie wir sie aus dem Erzgebirge kennen, kamen bei uns zu dieser Zeit groß heraus", erinnert er sich. Besonders in der weihnachtlichen Zeit dekorierten sie zunehmend die Fenster und blieben manchmal auch den ganzen Winter stehen.

"Im Kreis einer Herrengruppe in der Kolpingsfamilie Vogelsmühle werkelten wir gerne Krippen und Lichter aus Holz. Ich begann auch mit Krippenhäusern und wechselte später zu der Laubsägenarbeit", sagt Paul Arndt. Jüngst feierte er seinen 80. Geburtstag. Kein Grund für den Hobbyhandwerker, das Werkeln aufzugeben. "Ich habe mir eine kleine Werkstatt im Keller eingerichtet, wo ich nach Herzenslust sägen kann. Dort störe ich niemanden, und die Wohnung bleibt auch staubfrei", betont er. Mal arbeitet er eine Stunde an einem Bogen und dann am nächsten Tag gleich drei. "Ganz ungezwungen kann ich das machen, wie ich gerade Lust verspüre", sagt Arndt. Eine größere Pause während des Jahres aber gibt es für ihn nicht. Das ganze Jahr über sägt er. So beschäftigt sich Arndt schon mal im Juli mit winzigen Tannenbäumen und im August mit Schlittenmotiven. Früher war er beruflich in der Metallbranche zuhause, erzählt er. Doch das Material Holz habe ihm immer schon gut gefallen, schon in Kindertagen. "Leider musste ich mir die Laubsägenarbeit selbst beibringen. In der Schule gab es damals noch keinen Werkunterricht", erzählt er. Ganz klein habe er mit Figürchen begonnen und sich dann erst an größere Projekte gewagt. "Das Material bekomme ich heute in jedem Baumarkt, früher nur beim Schreiner", erinnert er sich. Auch Vorlagen zu bekommen, sei heute nicht mehr schwierig. "Es gibt einen Verlag, der fertigt maßgeschneidert die Vorlagen an. So könnte ich theoretisch von jedem Haus einen Schwippbogen sägen", sagt Arndt. Die Klosterkirche von Wuppertal-Beyenburg konnte er so nach einer Vorlage anfertigen, wie auch Schloss Burg. Für die Vorlage des Röntgen-Gymnasiums in Lennep machte ein Neffe ihm die Zeichnung. Gerne erarbeitet Arndt neue Motive, lässt sich auch auf knifflige Gebäudemuster gerne ein.

Für das Sägen spannt er jeweils zwei Platten aus feinstem Pappel- oder Lindenbaumholz in Holzzwingen, um künstlerisch tätig zu werden. "Mit nur einer Platte wäre es schwieriger, da die erforderliche Stabilität nicht gegeben wäre. In professionellen Betrieben werden gleich 20 Platten übereinander gelegt", sagt Arndt.

Schon mehrfach war er im Erzgebirge, häufig mit dem Wunsch, seinen Kollegen vor Ort einmal über die Schulter schauen zu dürfen. Doch Fehlanzeige. Zu den Werkstätten erhielt er keinen Zutritt. "Ich kann's nicht ändern", meint er dazu, wie auch zu den Verkäufen von Erzgebirgsartikeln in Ladenketten. "Ich bleib bei meiner Handarbeit. Die mache ich von Herzen gerne. Und so lange es meine Augen und meine Beine bei der stehenden Arbeit zulassen, säge ich noch viele Schwippbögen", sagt der 80-Jährige, der sich schon heute auf die nächste Präsentation seiner Werke beim nächsten Adventsmarkt der Wupperorte freut.

(sig)
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