Radevormwald Seelischer Beistand in Trauer und Not

Radevormwald · Ulrich Geiler organisiert die Notfallseelsorge im Kirchenkreis Lennep, auch für Rade. Oft hilft die Seelsorge bei Todesfällen in Familien.

 Pfarrer Ulrich Geiler in der Jacke der Notfallseelsorger. Seit 20 Jahren ist er für den Kirchenkreis Lennep aktiv.

Pfarrer Ulrich Geiler in der Jacke der Notfallseelsorger. Seit 20 Jahren ist er für den Kirchenkreis Lennep aktiv.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Wo andere sich abwenden und vom Elend fremder Menschen nichts hören wollen, da muss Ulrich Geiler Trauer und Ohnmacht aushalten. Der 52-jährige Pfarrer ist im Kirchenkreis Lennep für die Organisation der Notfallseelsorge zuständig. Mehr als 100 Einsätze hat er hinter sich, viele Begegnungen mit trauernden und verzweifelten Menschen er- und durchlebt. Das ist bisweilen psychisch belastend, dennoch sagt der Pfarrer nach fast 20 Jahren: "Die Arbeit erdet mich. Ich kann mir nicht vorstellen, das nicht mehr zu tun."

Im November 1996 wurde die Notfallseelsorge im Kirchenkreis Lennep aus der Taufe gehoben. Derzeit werden im Kirchenkreis zwei Bereitschaftssysteme für die Notfallseelsorge gefahren: eines für Remscheid, Radevormwald und Hückeswagen, ein zweites für Wermelskirchen und Dabringhausen. Mehr als 30 Pfarrer und ehrenamtliche Kräfte helfen. Die Bereitschaft geht rund um die Uhr. Unterstützt wird das System von der katholischen Kirche. Bei Einsätzen der Feuerwehr, der Polizei oder des Rettungsdienstes werden die Notfallseelsorger alarmiert. "Wir werden etwa fünf bis sechs Mal im Monat gerufen", erzählt Geiler. Die meisten Einsätze drehten sich aber nicht um Verkehrsunglücke wie Bus- und Zugunfall oder Katastrophen wie auf der Loveparade in Duisburg. Mehr als die Hälfte der Einsätze fanden statt, weil ein Mensch eines natürlichen Todes gestorben war und die Angehörigen Trost und Beistand brauchten.

Wer Menschen in ihrer Trauer und Not beistehen will, muss zuhören können. "Ich versuche, für Menschen einen Raum zu schaffen, in dem sie merken: 'Ich bin nicht allein gelassen!'", erklärt er. Angehörige müssen ihre Gefühle ausdrücken und bei einem Todesfall in der Familie Abschied nehmen. Als Vertreter der Kirche bietet er auch an, mit den Angehörigen zu beten.

Angesichts der sinkenden Mitgliederzahl in der Kirche, der Probleme beim theologischen Nachwuchs und des Rückgangs bei den Pfarrstellen sei die Arbeit der Notfallseelsorger auf die Unterstützung durch Ehrenamtliche angewiesen. In einer Grundausbildung beim Landespfarramt in Bonn werden die Grundlagen vermittelt, ein Praktikum bei der Feuerwehr liefert die Erfahrungen aus dem praktischen Leben. Geiler möchte seine Tätigkeit nicht missen - auch wenn die Arbeit in der Gemeinde nach manch nächtlichem Einsatz schwer fällt. Er weiß nie, wann das Telefon klingelt und wohin er gerufen wird. "Notfallseelsorge ist eine echte Herausforderung. Jede Situation ist anders!", sagt der Pfarrer. Das sei das Schöne und das Bewegende an der Arbeit.

(RP)
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