Radevormwald Seit 70 Jahren Freude an der Chormusik

Radevormwald · Siegfried Kleinjung trat bereits als Jugendlicher in den gemischten Chor Serenita Önkfeld ein. Jetzt ist die Chormusik für den Träger eines Sauerstoffgerätes auch für seine Gesundheit wichtig, weil sie hilft, Lunge und Atmen zu unterstützen.

 Siegfried Kleinjung (vorne links) singt seit 70 Jahren bei Serenita Önkfeld, Karl-Heinz Zinn 25 Jahren. Hinten stehen die Vorsitzende Ingeborg Schreiber und Wolf-Dietrich Hörle vom Chorverband Bergisches Land.

Siegfried Kleinjung (vorne links) singt seit 70 Jahren bei Serenita Önkfeld, Karl-Heinz Zinn 25 Jahren. Hinten stehen die Vorsitzende Ingeborg Schreiber und Wolf-Dietrich Hörle vom Chorverband Bergisches Land.

Foto: Jürgen Moll

Mit 84 Jahren nimmt Siegfried Kleinjung immer noch mit Tatendrang und Freude am Chorleben von Serenita Önkfeld teil. Dass er den Chor sein "zweites Zuhause" nennt, ist naheliegend, denn am Wochenende wurde die Bass-Stimme für 70 Jahre Chormitgliedschaft geehrt.

Für den Radevormwalder die perfekte Möglichkeit, um einen Blick zurück auf die vielen Jahrzehnte voller Musikalität und Freude zu werfen. "Ich habe Proben immer sehr ernst genommen. Verpasst habe ich nur wenige und nur, weil ich krank war", sagt Kleinjung. Mit 84 Jahren gehört er in seinem Chor zu den ältesten Stimmen. Dass er ein Sauerstoffgerät bei sich trägt und bei vielen Liedern sitzen muss, um der Belastung standzuhalten, ist für alle Chormitglieder ganz normal. Krankheit hindert nicht am Vereinsleben oder Singen. Ganz im Gegenteil. "Wenn Chormitglieder erkranken, dauerhaft oder nur auf Zeit, unterstützen wir sie. Das stärkt die Gemeinschaft und fördert den Zusammenhalt. Das zeichnet unseren Chor aus", sagt Schriftführerin Ulla Bornewasser.

Für Siegfried Kleinjung ist das Sauerstoffgerät mindestens so überlebenswichtig wie das Singen. "Zu singen ist gut für meine Gesundheit. Es erweitert die Lungen und hilft mir beim Atmen. Ein Grund mehr so lange zu singen, bis es nicht mehr geht. Ohne könnte ich sowieso nicht leben, dafür singe ich zu gerne", sagt der Jubilar. Zu seiner Ehrung, die während der Adventsfeier im Haus der Kulturgemeinde Önkfeld stattfand, wünschte er sich sein Lieblingslied, das seine Freunde gerne für ihn anstimmten. Das melancholische Stück "Dank an die Freunde" schloss sich Klassikern, wie "Rot sind die Rosen" an.

An den Grund, warum er als Jugendlicher dem Chor beigetreten ist, kann sich Siegfried Kleinjung noch gut erinnern. "Es gab kein Fernsehen und getanzt wurde nur sonntags. Ich wollte mir die Zeit mit einer schönen Beschäftigung vertreiben. Deshalb sind mein Bruder und ich in den Chor eingetreten. Außerdem war es ein schöner Ausgleich für die schwere Arbeit." Heute betrachtet er diese Entscheidung als eine der besten in seinem Leben, denn der Önkfelder Chor gibt ihm nicht nur Halt. "Wenn ich singe, wird mein ganzer Körper mit Freude erfüllt. Darauf will ich nicht mehr verzichten."

So scheint es auch Karl-Heinz Zinn zu gehen, der am Samstag für 25 Jahre Chormitgliedschaft geehrt wurde und die Anstecknadel und seine Urkunde stolz entgegennahm.

Ingeborg Schreiber, die Vorsitzende des Vereins, bedankte sich bei den Chormitgliedern für das anhaltende Engagement und die Leidenschaft zum Gesang. Die Adventsfeier gestalteten sie und ihr Verein wie in jedem Winter für den alten Schulbezirk Önkfeld. Es gab Kaffee, Kuchen und großes Schwelgen in Erinnerungen.

Für Siegfried Kleinjung war es ein Tag voller Freude. Nicht nur wegen seiner Ehrung, sondern auch wegen des Zusammenkommens vieler Menschen, die er schon sein Leben lang kennt. Er ermutigt alle, selber Teil einer solchen Gemeinschaft zu werden. "Vereine und insbesondere Chöre geben dir ein zweites Zuhause und deinem Leben einen zusätzlichen Sinn", sagt er.

Dass Chöre immer kleiner werden, kann der 84-Jährige nicht verstehen. Er würde immer wieder in einen Chor eintreten und diesem mehr als 70 Jahre treu bleiben.

(trei)
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