Radevormwald Sekundarschule kooperiert eng mit THG

Radevormwald · Nächste Woche nehmen Gymnasium und Sekundarschule Anmeldungen für das Schuljahr 2017/2018 an. Als Kooperationspartner werden beide Schulen ihre Zusammenarbeit in den kommenden Jahren deutlich ausweiten.

Die Gründung der Sekundarschule und die damit verbundene Kooperation mit dem Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) scheint eine Erfolgsgeschichte zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt Heinz Gniostko von der Uni Duisburg/Essen, der die Stadt bei der Gründung der Sekundarschule als externer Berater und Bildungswissenschaftler begleitet hat und dies bis heute tut. "Die Erfahrungen zeigen, dass in der Sekundarschule und der Kooperation als Qualitätsmerkmal die Zukunft liegt", sagt er.

Die Schullandschaft werde immer komplizierter. Grundschulgutachten seien nur noch eine Empfehlung, die Entscheidung liege bei den Eltern. "Sie haben die freie Wahl, was mit ihrem Kind passiert. Schulleiter können nur beraten. Das führt dazu, dass Eltern oft ihren eigenen Ehrgeiz haben und ihre Kinder nicht richtig einschätzen", sagt Gniostko. Immer öfters würden Kinder an Gymnasien angemeldet, obwohl sie keine Empfehlung haben. "Das ist ein auffälliger Trend", sagt der Berater. Und zwei Drittel derer, die trotz anderer Empfehlung eine gymnasiale Laufbahn wählen, seien den Anforderungen in der Vergangenheit nicht gerecht geworden. Während es Sekundarschulen nach Angaben von Gniostko in Großstädten als zusätzliche Schulform unter fünf oder sechs anderen Formen schwierig haben, sehe das in Städten mit einem G8- und G9-System und einer Kooperationsschule anders aus: Hier werde erfolgreich gearbeitet, hier würden Lernlaufbahnen optimiert.

Gniostko wirbt deshalb auch für eine wohnortnahe Beschulung, gerade in den Klassen fünf bis sieben sei Schule im kommunalen Umfeld wichtig - frei nach dem Motto "Kurze Wege, kurze Beine".

Sandra Pahl, gerade zur Sekundarschulrektorin befördert, betont, dass sich die Kooperation mit dem THG im Aufbauprozess befinde. Zurzeit laufen bereits gemeinsame Arbeitsgemeinschaften (Karneval, Kochen), frei wählbar von Schülern beider Schulformen. Das sei der erste Schritt, damit die Schüler erkennen, dass die beiden Schulen zusammengehören, sagt sie.

Organisatorisch blicke man schon jetzt aufs neue Schuljahr. Erste fachliche Inhalte wurden ausgetauscht. "Weitere Gespräche, gerade was auch die Fortführung der Mittelstufe betrifft, sind für März geplant", sagt Matthias Fischbach-Städing, Leiter des THG. Beide Schulen wollen die Kooperation auf diese Weise verfestigen und die schriftlich fixierte Vereinbarung sukzessive mit Inhalten füllen. Dazu wurde ein Kooperationsausschuss gegründet. "Die Kooperation muss systemisch fest verankert werden", sagt Gniostko. So werde in den ersten beiden Jahren die formale Vereinbarung in einen mit Leben gefüllten Kooperationsvertrag umgewandelt. Er kann sich für die Zukunft Tutorenmodelle, gemeinsame Hausaufgabenbetreuung, einen Lehreraustausch, Feinabstimmungen bei der Unterrichtsbelegung oder den Austausch der Fachkonferenzen vorstellen. Außerdem könnten Medien gemeinsam genutzt werden. Im März folgt laut Gniostko der entsprechende Beschluss mit dem Berufskolleg als zweitem Kooperationspartner, denn die Sekundarschule solle junge Menschen auch in einen Beruf führen. Dem Beigeordneten Frank Nipken liegt eine Anfrage aus der Ärzteschaft vor, um vielleicht mal das Berufsbild des Hausarztes vorzustellen.

Bürgermeister Johannes Mans betont, dass er positive Rückmeldungen von den Firmen erhalten hat, die froh darüber sind, dass alle Kinder in Rade qualifiziert beschult werden können. Über den Tellerrand zu schauen sei wichtig, um Schulentwicklung für den Bürger greifbar zu machen. Es gehe um die bestmögliche Ausbildung der Kinder, "denn Abwanderung ist der Supergau", sagt er. Das Radevormwalder Schulsystem müsse in der Zukunft ein Standortfaktor werden. Auch die Eltern sollen auf diesem weiteren Weg mitgenommen und aktiv eingebunden werden. Partizipation und Transparenz hält Gniostko für wesentliche Bestandteile der Kooperation.

Während die Sekundarstufe I am Gymnasium fünf Jahre dauert, haben Sekundarschüler ein Jahr länger Zeit, um sich auf die dann eventuell anstehende gymnasiale Oberstufe am THG vorzubereiten. "Dann haben alle die gleichen Voraussetzungen", sagt Gniostko. Die Verzahnung der Schülerschaft ist für ihn elementar wichtig. Nur so könne ein "Wir-Gefühl" entstehen.

Sandra Pahl hat festgestellt, dass viele Eltern gerne eine Gesamtschule gehabt hätten, dabei aber verkennen, "dass wir als Sekundarschule bis zur Klasse zehn eine normale Gesamtschule sind - nur mit dem Unterschied, dass die Schüler dann einen anderen Leiter bekommen und für die Oberstufe das Gebäude wechseln müssen", sagt sie. Der Begriff Sekundarschule mache einigen Probleme. Gniostko glaubt, dass es ein paar Jahre dauern wird, bis die Eltern flächendeckend die neue Art des Lernens als Chance und zukunftsfähige Alternative erkennen.

Fischbach-Städing hat häufiger das Problem, dass Eltern ihrem Kind die Entscheidung für die Schulwahl überlassen, "obwohl sie die Tragweite ihrer Entscheidung nicht erkennen können", sagt er.

Zurzeit werden am Gymnasium 718 Schüler unterrichtet, an der Sekundarschule sind es 104. Kommende Woche werden 172 Viertklässler an einer weiterführenden Schule angemeldet, 72 Voranmeldungen gibt es am THG.

(RP)
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